Nur Kasernen stehen noch – Großes Kriegsgefangenenlager in Greifswald

Gebäude der Graf-Schwerin-Kaserne in Greifswald
Gebäude der Graf-Schwerin-Kaserne in Greifswald Quelle: Eckhard Oberdörfer
 

Greifswald – Die Geschichte vielen Tausend Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs in der Universitätsstadt ist wenig bekannt. Viel Licht in dieses Dunkel bringt Thomas Bartels in seinem Aufsatz „Das Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager II C –Neue Erkenntnisse zu den Strukturen sowie dem Alltag der Kriegsgefangenen in Greifswald und Umgebung“ in der Zeitschrift „Zeitgeschichte regional“.

Demnach befand sich das Hauptlager auf dem Gelände der Graf-Schwerin-Kaserne in der Saarlandstraße (heute Beimlerstraße) und nicht wie häufig in der Literatur behauptet in der Franz-Mehring-Straße. Außer den heute noch stehenden fünf großen Kasernen direkt an der Saarlandstraße befanden sich hier unter anderem Baracken zur Unterbringung der Gefangenen. Arbeitslager und Außenkommandos des Stammlagers (Stalag) Greifswald gab es beispielsweise auch auf ganz Rügen, auf dem Land bis an die Recknitz und in StettinBartels geht davon aus, dass die Zuständigkeit des Stalag II C einem deutschen Wehrbezirk entspricht. Die bekannten Lager in der Nähe des Hafens von Karlshagen auf Usedom und im Tannenkamp bei Wolgast gehörten ebenfalls zum Greifswalder Stalag II C. Dort wurden Holzbaracken ähnlich denen des Reichsarbeitsdienstes genutzt.Überhaupt gab es sehr viele unterschiedliche Unterbringungsmöglichkeiten für Kriegsgefangene bis hin zu einem ausgedienten Bananenfrachter in Stettin.

 

Wie Thomas Bartels weiter berichtet, kamen 1941 die ersten Rotarmisten in das Greifswalder Lager, wurden aber schnell auf umliegende Kommandos verteilt. Erkennungsdienstlich erfasst wurden im Zweiten Weltkrieg in Greifswald 3.323 Soldaten der UdSSR. Laut Kriegsgefangenenwesen waren es am 1. Dezember 1941 knapp 6000. Auch sind bereits im Juli des gleichen Jahres über 5000 Jugoslawen nachgewiesen. Polen, Belgier, Italiener und Franzosen lebten ebenfalls im Stalag II C. Die Zahl sowjetischer Gefangener stieg bis 1943 auf etwa 12.500, und die letzte bekannte Meldung nennt noch 9.146 Rotarmisten am 1. Januar 1945. Laut dem Dolmetscher Boris Matussow wurden Sowjetsoldaten in einem besonders bewachten Teil des Lagers an der Saarlandstraße in Garagen untergebracht. In Berichten des Roten Kreuzes wird es indes nicht erwähnt. Die sowjetischen Kriegsgefangenen arbeiteten laut Bartels vor allem auf Gütern in der Landwirtschaft.

In einem Visitationsbericht des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) von ist von zwei durch Stacheldraht getrennten Bereichen die Rede. In Camp I gab es zwei Unterkünfte der Franzosen, die Krankenstation und Versorgungsgebäude. In Camp II lebten weitere Franzosen, Belgier und Jugoslawen in großen Garagen mit 240 Betten pro Halle. Das IKRKberichtete vorrangig über Belgier und Franzosen. Am 1. Januar 1945 waren noch 14.289 Franzosen im Stalag II C. Belgier wurden in Greifswald übrigens getrennt nach Flamen und Wallonen untergebracht.

eob

Quelle: Ostseezeitung vom 12.01.2019


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Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Als Lager würde eine grosse Wiese umgeben mit Stacheldraht reichen.
So wie in den Rheinwiesenlager.