Kreis Gießen bildet Asylbewerber weiter – Flüchtlinge lernen Mülltrennung und Mietrecht

 

Übung zu Mülltrennung, Landrätin überreicht Zertifikat.
Landrätin Anita Schneider (SPD) überreicht einer Teilnehmerin den „Wohnungsführerschein“. Mülltrennung war ein Thema des Kurses. Bild © Bodo Weissenborn (hr)

Mit dem „Wohnungsführerschein“ will es der Kreis Gießen Asylbewerbern einfacher machen, eine eigene Wohnung zu finden. Auf dem Lehrplan stehen Mülltrennung, Energiesparen – und der Umgang mit Vermietern.

Ganz am Ende von Pohlheim-Garbenteich, noch hinter dem Sportplatz, steht das Haus mit der Nummer 63. Kein Navigationsgerät kennt das Gebäude. Es ist die Gemeinschaftsunterkunft der Gemeinde südöstlich von Gießen.

Hier werden an einem Freitagmittag die großen politischen Themen Flüchtlinge, Integration, Wohnen und Energiewende auf einmal ganz klein und greifbar: Vier Männern und zwei Frauen aus Afghanistan, alle Bewohner der Unterkunft, überreicht Landrätin Anita Schneider den sogenannten Wohnungsführerschein. „Ein bisschen ein feierlicher Augenblick“, findet die SPD-Politikerin. Erstmals vergibt der Kreis die Bescheinigung, die Asylbewerbern helfen soll, eine Wohnung zu finden.

„Gerade für Sie ist es ein wenig schwierig“

Rund 800 Menschen leben im Kreis Gießen noch in Gemeinschaftsunterkünften, berichtet Achim Szauter, Leiter der Stabsstelle Flüchtlingswesen beim Landkreis. Zu Spitzenzeiten waren es über 3.000. Aber unter diesen 800 sind auch einige, deren Asylantrag anerkannt wurde oder die eine gute Bleibeperspektive haben, die also schon längst in eine eigene Wohnung ziehen könnten – wenn sie denn eine finden würden.

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„Die Situation ist angespannt“, sagt Szauter. Gerade in dem unteren Preissegment, für das der Landkreis noch die Kosten übernimmt, „wird die Luft dünner“. Oder, wie Landrätin Schneider in ihrer kurzen Ansprache zu den Flüchtlingen sagt: Man habe das gemeinsame Interesse, Wohnungen für die Neuankömmlinge zu finden, „aber gerade für Sie ist es ein wenig schwierig.“

Auch kleine Probleme können nerven

Manchmal werden an diesem Freitag auch die kleinen Probleme ganz groß. Warum der Wunsch nach einer eigenen Wohnung so vehement ist, macht eine Frau deutlich. Sie nutzt die Gelegenheit und macht Achim Szauter darauf aufmerksam, dass in allen vier Backöfen der Unterkunft die Unterhitze nicht mehr funktioniert. Der entscheidet: Einfache Dinge kann man auch mit Oberhitze garen. Aber mindestens einer der Herde soll ausgetauscht werden, damit man auch Kuchen backen kann.

Und wie sieht es mit einem Kühlschrank mit Gefrierfach aus? Das geht wiederum nicht, sagt Szauter, „sonst wollen das alle.“ Selbst einen Kühlschrank kaufen dürfe die Frau im übrigen auch nicht: In Gemeinschaftsunterkünften werden alle Menschen gleich behandelt, da könne man beim Kühlschrank keine Ausnahme machen.

Mülltrennung kommt nicht nur für Flüchtlingen kompliziert vor

Nun soll der Wohnungsführerschein beim Werchsel in die eigenen vier Wände helfen. Das Papier bestätigt, dass die Teilnehmer einen zweistündigen Kurs belegt haben mit den Themen Wohnung mieten, Strom und Wasser sparen, Schimmelbekämpfung, Mülltrennung und vielen anderen nützlichen Themen. „Wir wollen Wissen vermitteln, damit Sie besser ankommen können“, sagt Schneider. Wobei sie auch einräumt: „Über Mülltrennung wird auch andernorts gegrübelt.“

Ohnehin stellt sich mitunter die Frage, ob nicht auch mancher frisch gebackene Abiturient viel mehr von einem solchen Crashkurs profitieren könnte als gestandene Erwachsene, etwa wenn es um die Frage geht, wie viel Waschmittel man für eine Waschmaschinenladung braucht.

Esmail Ahmadi findet jedenfalls einiges interessant in dem Workshop. „Sie haben uns zum Beispiel gezeigt, wo Glas hinkommt und so weiter. Das habe ich jetzt verstanden“, berichtet der 46-Jährige. Ein anderer Teilnehmer sagt: „Mülltrennung haben wir nicht in Afghanistan. Aber die anderen Dinge waren eh schon klar.“

Auf Augenhöhe mit den Eigentümern

Landrätin Schneider sagt, man wolle die Neuankömmlinge auch über ihre Rechte informieren und so in die Lage versetzen, mit den Wohnungseigentümern auf Augenhöhe zu verhandeln. „Wir lernen immer wieder voneinander“, sagt sie.

Achim Szauter berichtet, dass manchen Flüchtlingen nach kurzer Zeit wieder die Wohnung gekündigt wurde, weil sie nicht in Ordnung gehalten wurde, oder dass der Landkreis die viel zu hohen Nebenkosten-Abrechnungen nicht bezahlen konnte, weil viel zu viel Wasser und Strom verbraucht wurden.

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Im Lahn-Dill-Kreis schon 640 Teilnehmer

Den Wohnungsführerschein hat man von anderen Landkreisen übernommen. Der Name sei übrigens „auf keinen Fall despektierlich gemeint“, so Schneider. Im benachbarten Lahn-Dill-Kreis etwa wird das Programm schon seit fast zwei Jahren angeboten, 640 Menschen haben es inzwischen genutzt. „Der Wohnungsführerschein ist beliebt“, sagt eine Sprecherin.

Zu Beginn war er im Lahn-Dill-Kreis noch Voraussetzung, um eine Wohnung beziehen zu können, inzwischen ist das Programm freiwillig. Etwa die Hälfte der Anfragen komme von Menschen, die bereits in einer eigenen Wohnung lebten. Schließlich bestehe „generell ein großes Interesse, eine angemietete Wohnung nicht zu verlieren.“

Auch Esmail Ahmadi treibt der Wunsch um: In einer eigenen Wohnung zu leben „wäre ein sehr gutes Gefühl. Ein eigenes Haus ist viel besser als eine Gemeinschaftsunterkunft“, sagt er. Doch er steht noch vor einer anderen Hürde: Zuvor müsste sein Asylantrag bewilligt werden.

Quelle: Quelle: hessenschau.de vom 19.01.2019


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Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Ihr Volldeppen zuerst brauchen mal Deutsche eine Wohnung nicht das Gesindel.

Ein eigens Haus will der eine Kerl der Asyl will. Man fasst es nicht mit welchen Forderungen dieses Dreckspack hier ankommt und auch noch gepampert wird.
Wie lange machen wir das noch mit ?

Birgit
5 Jahre zuvor

Ich lach mich scheckig !
Die werden nie den Müll trennen, die werden weiterhin die Geräte kaputt machen, die werden den Wasserhahn laufen lassen und das Licht auch am Tage an lassen. Die werden nicht begreifen, weil sie nicht begreifen wollen. Denn die Schweinefresser, diese Untermenschen, bezahlen alles.

Die Vermieter wären blöd sich dieses Gesockse an zu tun. Reparaturkosten trägt nun mal der Vermieter einer Immobilie.

schmid von Kochel
schmid von Kochel
5 Jahre zuvor
Reply to  Birgit

Die lassen sogar die Heizung Tag und Nacht voll aufgedreht, und wer bezahlt die ganzen Energiekosten ?

Birgit
5 Jahre zuvor

Was fragst Du noch ?
Wir werden zahlen !
Die Schweinefresser,
Die Ungläubigen.
Die Köterrasse.
Das Pack.

„Wir sind viele. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns.“

Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Nein Birgit. Die Reparatur zahlt auch der Steuerzahler und nicht der Vermieter. Weiss ich aus sicherer Quelle. Deshalb ist es den Vermietern auch egal was dieses Dreckspack alles kaputt macht. Der Staat springt ein.

Birgit
5 Jahre zuvor
Reply to  Ulrike

Sehe ich etwas anders !
Wenn diese Teufel in ihrer Zerstörungswut alles kaputt machen und das Amt dafür zahlen soll, muß der Vermieter den Beweis antreten.
Wer will sich solche Bürokratie und dieses hin und her gefeilsche antun ? Selbst wenn die den Schaden ersetzen, es dauert ewig bis da Kapital fließt. Möglichst wollen die noch am Ar… geleckt werden.
In der Zwischenzeit ist die Bude evtl. ganz abgefackelt.

Wer an die Messerstecher vermietet ist nicht nur blöd, sondern sau-sau-blöd.