GEOPOLITIK – Nato-Staat Türkei wirft Russland Imperialismus vor

 

Die Türkei wirft Russland vor, in Syrien imperialistische Ziele zu verfolgen. Der Grund der türkischen Verärgerung: Sie wurden soeben von den Amerikanern abgehalten, ebenfalls imperialistische Ziele in Syrien zu verfolgen. Die USA können aktuell keine türkischen Querschläger gebrauchen.

Ein russischer Bomber wirft Bomben über Idlib ab, nach Angaben der Russen treffen diese Bomben ISIS-Einrichtungen. (Archivbild vom Oktober 2015) (Foto: EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY)

Die Türkei hat Russland für den ihm zugeschriebenen Angriff auf die syrische Rebellenhochburg Idlib heftig kritisiert. Das syrische Staatsgebiet dürfe nicht Teil „russischer imperialistischer Ziele“ werden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstag vor Abgeordneten der regierenden AKP-Partei. Bei dem Angriff am Wochenende waren nach Angaben von Rettungskräften und Anwohnern Dutzende Menschen getötet worden. Die mindestens sechs Luftschläge, die Anwohnern zufolge von russischen Kampfjets ausgeführt wurden, trafen demnach einen gut besuchten Markt im Zentrum, zahlreiche Regierungsgebäude und Wohnviertel, berichtet Reuters. Auf welche Quellen sich die Nachrichtenagentur genau bezieht, ist nicht angegeben.




Die Beziehungen zwischen den Regierungen in Moskau und Ankara sind seit dem türkischen Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im Grenzgebiet zu Syrien auf einem Tiefpunkt. Russland kämpft an der Seite der syrischen Armee, für die der Verlust der nordwestlichen Provinz Idlib an die Rebellen ein herber Rückschlag war. Nach russischer Darstellung sollen die Luftangriffe alle Terror-Gruppen der Region treffen – also neben dem IS auch die al-Nusra-Front, mit der die USA und die Türkei bisher verbündet waren. Im Zuge der Einigung vor den UN haben jedoch auch die Amerikaner zugestimmt, dass der al-Kaida-Ableger als Terror-Gruppe zu qualifizieren sei.

Mit Verweis auf die türkische Truppenpräsenz im Nordirak sagte Davutoglu, die militärische Unterstützung dort werde fortgesetzt, bis die Stadt Mossul von der Extremistenmiliz Islamamischer Staat (IS) befreit sei. Die Stationierung hatte für Verstimmungen mit der irakischen Regierung gesorgt. Auf Geheiß von US-Präsident Barack Obama zog die Türkei einen Teil der Soldaten ab.

Der wahre Grund der türkischen Verärgerung über den russischen Vormarsch dürfte in der Tatsache begründet sein, dass ihr eigener Vormarsch von Obama gestoppt wurde. Der frühere israelische Sicherheitschef Giora Eiland beschreibt die Ambitionen der Türkei sehr anschaulich. Ein hochrangiger türkischer Diplomat habe ihm vor einigen Jahren erklärt: „Wir wissen, dass wir die Länder, die vor 1917 zum Osmanischen Reich gehörten, nicht zurückbekommen können. Aber macht nicht den Fehler zu denken, dass wir die Grenzen, die uns nach dem 1. Weltkrieg von den Siegermächten – vor allem Frankreich und dem Vereinigten Königreich – zugewiesen wurden, akzeptabel finden. Die Türkei wird einen Weg finden, zu seinen natürlichen Grenzen im Süden – zwischen Mossul im Irak und Homs in Syrien – zurückzufinden. Das ist unser naturgemäßes Bestreben und es ist durch die starke Präsenz von Turkmenen in der Region gerechtfertigt.“

Die USA haben mit Russland eine Allianz in Syrien geschlossen, die auch dazu dienen soll, den chinesischen Einfluss in der Region zurückzudrängen: Die Chinesen sind zwar ehr diskret, doch erkennbar aktiv drauf und dran, zu einer wichtigen Macht im Nahen Osten zu werden (mehr zu dieser interessanten Entwicklung hier).

Syriens Außenminister Walid al-Mualem reist nach chinesischen Angaben noch in dieser Woche nach Peking, um Möglichkeiten einer politischen Lösung des Konflikts in seiner Heimat auszuloten. Al-Mualem werde von Mittwoch bis Samstag im Lande sein und unter anderem mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi zusammenkommen, kündigte Ministeriumssprecher Hong Lei am Dienstag an. Wang hatte am Wochenende nach Verabschiedung der UN-Syrien-Resolution Vertreter der Regierung und der Opposition zu Gesprächen eingeladen, um Wege aus dem Syrien-Konflikt zu erörtern.

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Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 22.12.2015

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