Asyl-Chaos – Schuld sind Politik und Presse

Veröffentlicht am 4. August 2015, von Daniel Hermsdorf in

Es ist eine Zeit von realen Eskalationen und von einer verschärften Verdummbeutelung durch Massenmedien. Das dringendste Thema dürfte die laufende Asyl-Debatte sein. Ein monatelanges Schweigen auf diesem Blog hat (neben einem Umzug) auch den Grund, dass die Flachheit und Folgenlosigkeit eines politischen Diskurses in Deutschland zunehmend fassungslos macht. Wir sehen dieser Tage die Bilder überfüllter Flüchtlingsheime. Protest regt sich in der betroffenen Bevölkerung vor Ort. Welche Lösungen gefunden werden, wissen wir jetzt noch nicht. Lapidar lässt sich nur feststellen: Irgendwo wird eine bestimmte Anzahl von Menschen Unterkunft finden müssen. Irgendwie werden sie in den darauffolgenden Jahren ihr Leben in einer neuen Heimat gestalten, wenn sie bleiben dürfen.

Zum aktuellen Problem kommt aus meiner Sicht ein weiteres: Einmal mehr wird (Asyl-)Politik in einem Modus des Notstandes betrieben. Es geht eigentlich um eine Grundsatzfrage – des Menschlichen, des Rechtsstaates. Jedem Kind wird in einer halbwegs vernünftigen Erziehung vermittelt, es müsse vorausschauend denken.

Was tun Politiker hierzulande? Sie feiern einen Untersuchungsausschuss nach dem anderen ab über Themen und Fälle, die inhaltlich so gut wie nichts bedeuten und erbringen, an denen allenfalls ein punktuelles Skandal-Potenzial zu erkennen ist. Das kommt in einer kleingeistigen, zur Abwechslung mal nicht nach rechts, sondern nach links verspießerten Gesellschaft scheinbar noch irgendwo an – oder ist auch nur eine Simulation und Beschäftigungstherapie für Journalisten. Über Monate hat man sich mit einem Sebastian Edathy beschäftigt. „Man“ bedeutet wohl: Schwadroneure im Parlament, Laber-Kommentatoren der Presse. Ich persönlich kenne niemand, der diesen Fall im Gespräch aus Eigeninteresse überhaupt jemals erwähnt hätte. (Dass neben dem Kinder-Nacktfoto-Sammler Edathy in England derzeit riesige Netzwerker brutaler Kinderschänder der oberen Gesellschaftsschichten ausgehoben werden, kommt hierzulande nur in einzelnen Meldungen vor.)

Ebenso uninteressant fand ich die gesamte Abhör-Debatte um die NSA. In Deutschland wird nach meinem Eindruck jeder kritische Geist beschnüffelt, der ein Blog aufsetzen kann. Es ist davon auszugehen, dass vor und nach 1945 von Gegnern und Konkurrenten Deutschlands alles abgehört wurde, was nur irgendwie ging. Was abhörsicher sein soll, darf man nicht in Mobiltelefone sprechen oder in E-Mails tippen. Capiche? – Unsere Massenmedien offensichtlich nicht. Und viele Politiker sind zu leidenschaftlich darin, folgenlos zum falschen Thema daherzuschwafeln.

Und jetzt kommen plötzlich mehr Flüchtlinge über das Mittelmeer, vom Balkan und aus Syrien. Es ist schon sehr ermüdend, wenn man, wie ich, zeitweise ein ganzes Buch im Netz verschenkt hat („Krisen-Abriss“, 2012), in dem wesentliche Faktoren des Zuwanderungsdrucks benannt sind – und zwar auch noch im Zusammenhang mit Faktoren wie dem demografischen Wandel. (Andere Fachleute und Autoren haben eine wesentlich längere Leidensgeschichte hinter sich.)

Die Kurzfassung: Ohne Zuwanderung wird es nicht gehen. Mit unkontrollierter Zuwanderung wachsen mehr Probleme heran, als durch diese gelöst werden. – Die Folgen solcher unbedachter Zuwanderungspolitik ertragen, wie fast immer, nicht die Entscheider, sondern andere: Die Anwohner in Bezirken mit wachsender Armut, auch Kriminalität und Gewalt (je nach Eigenheiten der Ghettoisierten); die überforderten Lehrer, die nur noch auf wenig Basis in der Spracherziehung durch Eltern hoffen können. Politiker, Wissenschaftler und Journalisten der oberen Preisklasse werden diese Probleme kaum am eigenen Leib erreichen, auch ihre Kinder nicht (wenn sie welche haben). Darüber hinaus gibt es viele psychosoziale Folgen, über die selten jemand spricht, geschweige denn Bericht erstattet – auch, weil es sich nicht nur in nüchternen Zahlen ausdrücken lässt und nicht zu einer „Deutschland wird bunter“-Geschichte eignet.

Ich zitiere im „Krisen-Abriss“ die Studien der parteinahen liberalen und grünen Stiftungen, die vor vielen Jahren die Länder mit Bevölkerungsüberschuss benannt haben, aus denen Zuwanderung zu erwarten ist. Seit Jahren kann jeder, der einen Internet-Zugang hat, Informationen über die Entwicklung der Aktivitäten von „Frontex“ erhalten, die hier und da in Nachrichten-Sendungen erwähnt wurden.

Die Situation, wie sie sich jetzt darstellt, ist vollkommen erwartbar. Der Zusammenbruch vieler islamisch geprägter Staaten geht auf politische, militärische und geheimdienstliche Maßnahmen zurück, die bis vor kurzem weitgehend als Verschwörungstheorie diffamiert wurden. (Ohne einen Nährboden in rückständigen Fanatismen würden solche Verschwörungen freilich nicht aufgehen. Leider gibt es bei diesen Vorgängen immer viele Opfer, die selbst keine Schuld auf sich geladen haben.)

Nun gibt es ein paar Bilder aus überfüllten Heimen in den Nachrichten. In der Regionalpresse rudern ein paar mehr Politiker als bisher mit den Armen, weil sie nicht wissen, wie es weitergehen und soll und wer es bezahlt. – Währenddessen wächst unter den Jüngeren eine Spaßgeneration nach der andere heran, deren größtes Problem die Auswahl des nächsten Smartphones zu sein scheint. Etwas substanziell Anderes habe ich von Jüngeren etwa auf YouTube nur seltenst gesehen. Ich glaube auch nicht, dass sich jetzt massenweise Integrations-Aktivisten melden, die in ihrer Freizeit mit Analphabeten deren spaßige behördliche Meldebögen ausfüllen. Get real, Multikulti-Prophet. Du würdest es auch nicht tun. Dann sag bitte Du, wer es tun soll und wer ihn dafür bezahlt. (Neben den gut ausgebildeten Ingenieuren aus Syrien werden vielleicht auch ein paar Analphabeten auf der Flucht sein. In Deutschland mit seinem luxuriösen Bildungssystem leben angeblich 7,5 Mio. funktionale Analphabeten. Für Syrien wird sie mit ca. 23 % angegeben, also mehr als doppelt so hoch.) Bring den gut alimentierten Pensionären bei, dass sie, die keine Enkel haben, statt des nächsten Urlaubs vom Urlaub ihren Lebensabend jetzt mit schwerst Kriegstraumatisierten verbringen sollen, die man über – wieviele? – Jahre zu werktätigen Mitgliedern der hiesigen Gesellschaft machen will. So wird es doch gesagt, oder? Multikulti-Prophet? Bist Du noch da? Ach so, gerade auf Lanzarote, tschuldige. Mein Fehler.

Eins ist uns im Rückblick auf die vergangenen Jahre jedenfalls ganz klar: dass Chaos, Elend und Zwangssituationen, die jetzt entstehen, vollkommen voraussehbar waren. Politiker und Journalisten haben sich in einem umfangreichen Programm oft irrelevanter Themen verloren, statt zu einem Zeitpunkt, an dem noch kein Ausnahmezustand, zu verhandeln, was passieren soll, wenn.

Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass politischer Diskurs in Massenmedien hinter vielerlei Unterhaltungs-Tralafitti zurückgetreten ist – und einer perfiden Agenda der vermeintlich politisch relevanten Ablenkungs-Themen. Die wenigen Journalisten, die ihre Arbeitsplätze bisher noch erhalten konnten, bringen Argumente wie die hier genannten relativ selten vor – jedenfalls gehen sie offensichtlich unter in einer linksliberalen Mehrheit, die ihre kleinbürgerlichen Ausgrenzungs-Affekte, wie schon ihre Eltern und Großeltern, gegen alles wendet, was nicht in ihr aktuelles künstliches Weltbild passt. Das alles wird einstweilen erstmal nur noch schlimmer und schwieriger werden.

Quelle: filmdenken.de vom 04.08.2015

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