Pegida-Demo – Das Ignorieren von Pegida in Duisburg ist gescheitert


Das Ignorieren von Pegida in Duisburg ist gescheitert
400 der 550 Gegendemonstranten zogen vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt.Foto: Stephan Eickershoff/FUNKE Foto Services

Duisburg.   Seit einem Jahr trifft sich Pegida in Duisburg. Die Gegendemonstranten vermissen die Unterstützung aus der Bürgerschaft bei ihrem Protest.

Aufatmen bei Stadt und Polizei: Die befürchteten Krawalle rund um den Jahrestag der Pegida-Treffen am Hauptbahnhof sind ausgeblieben. Addiert 1000 Teilnehmer gingen Montagabend auf die Straße: 450 bei der islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Gruppe, etwa 550 auf Seiten der Gegendemonstranten. „Die Demos sind insgesamt friedlich abgelaufen“, sagte Polizeisprecher Joachim Wawrzeniewski. Elf Strafanzeigen wurden geschrieben – die meisten wegen Verstößen gegen das Waffengesetz. Pfeffersprays, Feuerwerkskörper und ein Baseballschläger wurden durch die Beamten sichergestellt.

400 der 550 Gegendemonstranten, angemeldet als „Gesellschaftskritische Gruppen“, waren am Abend vom Ostausgang des Hauptbahnhofs durch die Innenstadt gezogen. Sie kritisierten, dass sich die breite Masse der Duisburger Bürgerschaft nicht mehr an den Protesten gegen Pegida beteiligen würde. Eine Einschätzung, die auch einige Lokalpolitiker teilen.

 

Duisburger müssen Pegida wieder verstärkt auf der Straße begegnen

„Das bloße Ignorieren von Pegida ist gescheitert. Wir müssen diesen Leuten wieder verstärkt auf der Straße begegnen“, so Lukas Hirtz, Kreissprecher der Linken in Duisburg. „Es muss deutlich sichtbar sein, dass wir die breite Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren – und nicht die.“ Zuletzt war das wegen rückläufiger Teilnehmerzahlen auf Seiten der Gegendemonstranten nicht mehr so.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner sagte mit Blick auf die Pegida-Gruppe: „Es ist erschreckend zu sehen, dass diese Menschen mit einem Symbol unserer Demokratie in der Hand – der schwarz-rot-goldenen Fahne – versuchen, eben diese Demokratie abzuschaffen.“ Und Mona Neubaur, Landesvorsitzende der Grünen in NRW, erklärte: „Es ist wichtig, dass jetzt parteiübergreifend für Demokratie und Rechtsstaat eingestanden wird. Egal, wie kalt die Füße bei diesem Wetter werden.“

DUISBURG PROTESTIERT GEGEN PEGIDA
Und es war eisekalt am Montagabend. Dennoch sammelten sich ab 18 Uhr immer mehr Gegendemonstranten am Ostausgang des Hauptbahnhofs. Ein großes Polizeiaufgebot – Hundertschaften aus Wuppertal, Bochum, Köln, Mönchengladbach, Gelsenkirchen und Recklinghausen unterstützten die Duisburger Kräfte – empfing sie und geleitete die Demonstranten auf ihrem anschließenden Zug durch die City.

Pegida mobilisierte 450 Teilnehmer – darunter viele Hogesas
Die Botschaften auf ihren Transparenten („Gegen den Massenmord im Mittelmeer“) waren so eindeutig wie ihre Sprechchöre. „Say it loud, say it clear, refugees are not welcome here“ („Sag es laut, sag es deutlich, Flüchtlinge sind hier willkommen“) – so hallte es durch die von der Polizei gesperrten Innenstadt-Straßen.

Laut Polizei mobilisierte Pegida diesmal rund 450 Teilnehmer. Die meisten von ihnen waren wie immer per Zug aus anderen Städten angereist. Diejenigen aus Duisburg können teilweise der gewaltbereiten Hooliganszene von Hogesa zugerechnet werden. Doch auch normale Bürger aus Duisburg nahmen teil – wie Gudrun Schmidt (59). Sie hatte sich etwas abseits vom Geschehen hingesetzt und von dort den Pegida-Rednern zugehört. „Ich war hin und wieder montags  mit Bekannten hier. Die Redner  kenne ich nicht. Ich bin hier, weil ich finde: Wir haben jetzt genug Leute reingelassen. So langsam muss das aufhören. Wenn sie sich hier benehmen, ist das ja okay. Aber als Frau traue ich mich schon nicht mehr allein auf die Straße.“

Nach dem Ende ihres Demo-Zuges hatten Gegendemonstranten im Kantpark Feuerwerkskörper gezündet. Es gab keine Verletzten zu beklagen. Zahlreiche Innenstadt-Straßen waren wegen der Demonstrationen teilweise über Stunden, manche auch nur für einige Minuten gesperrt. Der Haupteingang zum Hauptbahnhof war durch Polizeikräfte gesperrt. Zug- und Autopendler mussten Umwege in Kauf nehmen.

Quelle: Der Westen vom 18.01.2016

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