Aktenzeichen XY rudert zurück

„Aktenzeichen XY” wollte einen Beitrag nicht senden, weil der mutmaßliche Vergewaltiger einer Frau eine schwarze Hautfarbe hat. „Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und keine schlechte Stimmung zu befördern”, habe die Redaktion diese Entscheidung getroffen. Nach Protesten soll der Beitrag nun doch wie geplant am 2. September gesendet werden.

Das Fernsehformat Aktenzeichen XY … ungelöst des öffentlich-rechtlichen ZDF hatte laut übereinstimmender Medienberichte den Beitrag über den seit eineinhalb Jahren gesuchten mutmaßlichen Vergewaltiger einer 21-jährigen Frau abgesetzt. Der Grund: Der Täter hat eine dunkle Hautfarbe und einen Migrationshintergrund.

„Das haben diese Menschen nicht verdient”

Die Chefredakteurin Ina-Maria Reize-Wildemann begründete ihren Entschluss am Donnerstag mit der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Deutschland. „Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen und keine schlechte Stimmung befördern. Das haben diese Menschen nicht verdient”, so die ZDF-Redakteurin laut WeltOnline und verwies auf die „hasserfüllte Kommentare im Internet und Anschläge auf Asylunterkünfte“. Deshalb sei aktuell nicht der richtige Zeitpunkt, hieß es.

Die Redaktion teilte abschließend mit, dass der Sender den abgesetzten Beitrag voraussichtlich Ende 2015 beziehungsweise 2016 senden werde. Voraussetzung hierfür: Die Stimmung gegenüber Immigranten müsse sich verbessert haben. Ansonsten, so die Chefredakteurin des gebührenfinanzierten Senders, Ina-Maria Reize-Wildemannd, werde neu entschieden. „Der Zeitpunkt muss richtig sein.”

Massive Proteste

Nach massiven Protesten habe sich das ZDF aber nun doch entschlossen, wie geplant den Beitrag am 2. September zu senden und erklärte laut der JF, dass die Auswahl der Fälle für die Sendung „Aktenzeichen XY“ nach „Relevanz“ erfolge. Die Hautfarbe eines Täters spiele dabei keine Rolle. Wie jedoch die vorherige Erklärung der zuständige Redakteurin für die Absetzung des Beitrag zu verstehen sei, wurde vom öffentlich-rechtlichen Sender nicht erklärt.

Die Dortmunder Kriminalpolizei hatte im Zusammenhang mit einer bundesweiten Ausstrahlung die Hoffnung, durch die in einer S-Bahn aufgenommenen Bilder neue Hinweise auf den Mann zu erhalten. Das Dortmunder Polizeipräsidium und der Bund deutscher Kriminalbeamter kritisierten ebenfalls die in der vergangenen Woche getroffene Entscheidung.

Die Sendung Aktenzeichen XY wird mittlerweile seit 48 Jahren im  ZDF ausgestrahlt. Ziel der Sendung ist nach Eigendarstellung die Aufklärung von Verbrechen.

Tathergang und Täterbeschreibung

Das Opfer des mutmaßlichen Vergewaltiger sei laut des Polizeiberichts vom 29. März 2014 vom Hauptbahnhof bis zur S-Bahnstation Huckarde an der Aspeystraße gefahren. Die 21-Jährige stieg laut der WAZ kurz vor 22 Uhr aus dem Zug. Noch auf dem Bahnsteig sei ihr ein dunkelhäutiger Mann aufgefallen. Auf ihrem weiteren Weg habe sie, wie sie später bei der Polizei aussagte, bereits das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden. Sie bekommt Angst und täuscht ein Telefongespräch vor. Dann überholt der Unbekannte sie und verschwindet aus ihrem Sichtfeld. Einige hundert Meter später taucht der Mann wieder auf: Unter einer schlecht einsehbaren Unterführung kommt der Mann der 21-Jährigen entgegen, stößt sie zu Boden und vergewaltigt sie. Dann raubt er ihr das Handy sowie die Handtasche und flüchtet in Richtung S-Bahnstation.

Hinweise von Zeugen nimmt die Polizei Dortmund unter der Rufnummer (0231) 1 32 74 41 entgegen. Der Täter wird als dreißig bis vierzig Jahre alter Schwarzafrikaner mit auffallend schmächtigem Körperbau beschrieben. Erbeutet hat er eine schwarze Handtasche, ein grün-weiß kariertes Portemonnaie mit zehn Euro Bargeld und wahrscheinlich auch das Mobiltelefon des Opfers, ein Samsung Galaxy Ace Fleur Edition. (BS)

Quelle: blu-news.org vom 21.08.2015