Ihm drohen Jahrzehnte Haft – 18-Jähriger wegen Verbreitung des Live-Videos vom Anschlag in Christchurch angeklagt

 
Nach dem Anschlag in Neuseeland
dpa
Montag, 18.03.2019, 08:54

Im neuseeländischen Christchurch ist ein 18-Jähriger vor Gericht angeklagt worden, weil er das Live-Video des Anschlag in der dortigen Al-Noor-Moschee verbreitet hat. Der 18-Jährige, dessen Name vom Richter am Montag nicht genannt wurde, muss sich außerdem wegen der Veröffentlichung eines Fotos der Moschee und dem Satz „Ziel erreicht“ verantworten. Laut Staatsanwalt drohen ihm maximal 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt.

Die Ermittler gehen bislang nicht davon aus, dass der 18-Jährige direkt in die Anschläge verwickelt ist. Richter Stephen O’Driscoll erklärte, Details zu den Vorwürfen würden nicht öffentlich gemacht. Laut Staatsanwaltschaft drohen dem jungen Mann bis zu 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Eine Freilassung auf Kaution lehnte der Richter ab.

Der rechtsextreme Australier Brenton Tarrant hatte am Freitag zwei Moscheen in Christchurch gestürmt und das Feuer auf die Gläubigen eröffnet. Er tötete 50 Menschen und verletzte 50 weitere, bevor er festgenommen wurde. Seine Bluttat übertrug er live per Kamera im Internet. Nach Aussage seines bisherigen Pflichtverteidigers Richard Peters will er sich vor Gericht selbst verteidigen. Peters sagte der Zeitung „New Zealand Herald“, dass ihn der 28-jährige Brenton Tarrant von seinem Mandat als Anwalt entbunden habe und er nicht länger für ihn tätig sei.

Kurz vor der Tat stellte der festgenommene Australier eine Kampfschrift ins Internet

Der festgenommene Australier habe ihm selbst gesagt, dass er sich künftig selbst verteidigen werde. Peters äußerte die Vermutung, dass der Rechtsextremist einen Prozess als Plattform nutzen könnte, um „seine ziemlich extremen Ansichten“ vor den Augen der Weltöffentlichkeit zur Schau zu stellen. „Die Aufgabe des Richters wird sein damit umzugehen“, sagte Peters der Zeitung.

Tarrant war nach dem Massaker mit mindestens 50 Todesopfern in zwei Moscheen am Freitag festgenommen worden und allen bisherigen Erkenntnissen nach als Einzeltäter vorgegangen. Dem Australier, der seit mehreren Jahren in Neuseeland lebt, droht nun lebenslange Haft wegen vielfachen Mordes. Kurz vor der Tat stellte er eine 74-seitige Kampfschrift mit rechtsextremen Parolen ins Internet und verschickte sie auch per E-Mail, unter anderen an Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Muslime und Immigranten bezeichnet er darin als „Invasoren“, sich selbst als Rassisten.

Anti-Terror-Einheiten der australischen Polizei durchsuchten am Montagmorgen zwei Wohnungen

Tarrant habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein, sagte Peters. Außerdem habe er weder Reue noch Mitleid erkennen lassen. Nachdem er Tarrant am Samstag vor Gericht vertreten hatte, habe ihn sein Mandant dann von seiner Aufgabe als Pflichtverteidiger entbunden.

Im Zuge der Ermittlungen durchsuchten Anti-Terror-Einheiten der australischen Polizei am Montagmorgen zwei Wohnungen an der Ostküste des Landes. Dabei handelte es sich nach Informationen des australischen Senders Nine News um eine Wohnung in der Ortschaft Sandy Beach, die mit Tarrants Schwester verbunden sei, und um ein zweites Objekt in Lawrence. Die Polizei bestätigte zwar die Durchsuchungen auf der Suche nach ermittlungsrelevantem Material, machte aber keine konkreten Angaben dazu, in welcher Form sie in Verbindung zu dem mutmaßlichen Attentäter von Christchurch stehen.

Der Tatverdächtige kaufte Waffen im Internet

Nach dem Anschlag hat Neuseeland die geplante Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg gebracht. In der Hauptstadt Wellington beriet das Kabinett unter Vorsitz von Premierministerin Jacinda Ardern. In Christchurch, wo ein Attentäter am Freitag Muslime in zwei Moscheen niedergeschossen hatte, sollen an diesem Montag die Beisetzungen beginnen. Drei Tage nach der Tat wurden die ersten Todesopfer den Familien übergeben. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden.

Ardern kündigte an, bei der Verschärfung der Waffengesetze aufs Tempo zu drücken. „Wir wollen so schnell wie möglich damit vorankommen“, sagte die Premierministerin. Der mutmaßliche Täter, der 28 Jahre alte Australier Brenton Tarrant, besitzt seit 2017 einen Waffenschein. Nach Ermittlungen der Polizei hatte er fünf Schusswaffen dabei, die er sich, zusammen mit der Munition, größtenteils im Internet gekauft hatte.

Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte am Montag, dass sich der 28 Jahre alte Brenton Tarrant mindestens vier Waffen übers Internet bestellt habe. Geschäftsführer David Tipple betonte, alles sei legal vonstatten gegangen. „Wir haben bei diesem Mann, der einen Waffenschein besitzt, nichts Außergewöhnliches feststellen können.“

Seehofer: Kein islamfeindliches Klima in Deutschland

Am Montag besuchte eine Delegation aus der Türkei unter Leitung von Außenminister Mevlüt Cavusoglu die Al-Nur-Moschee in Christchurch. Allein dort wurden am Freitag 42 Menschen getötet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind alle Todesopfer muslimischen Glaubens.

In Deutschland konstatiert Bundesinnenminister Horst Seehofer kein islamfeindliches Klima. Der Innenminister sagte der „Bild-Zeitung auf die Frage, ob ein solches Klima in Deutschland herrsche: „Nein. Der Großteil der Menschen in Deutschland lebt friedlich miteinander. Davon bringen uns auch gewaltbereite Extremisten nicht ab.“ Der Bundesregierung sei die freie Religionsausübung ein Kernanliegen. „Islamfeindliche Straftaten und Angriffe auf Moscheen gilt es entschieden und mit aller Härte des Rechtsstaats entgegenzutreten.“

Quelle: Focus-online vom 18.03.2019 


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Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Drehhofer geh mal ohne Bodyguard in die Stadt. Da wirste was anderes sehen als Dein Gelaber.