- Hatice Akyün, deutsch-türkische Schriftstellerin, Journalistin. (picture-alliance / dpa-ZB / Karlheinz Schindler)
Der Analphabetismus in Deutschland ist nach Ansicht der Journalistin und Schriftstellerin Hatice Akyün eher ein soziales als ein migrantisches Problem.
Akyün verwies im Deutschlandfunk darauf, dass laut einer gestern vorgestellten Studie zu dem Thema jeder zweite Betroffene keinen Migrationshintergrund hat (Audio-Link). Das bedeute, dass das soziale Umfeld eine große Rolle spiele.
Sehr wichtig sei zum Beispiel, dass Eltern ihren Kindern einen Zugang zum Lesen vermittelten, auch wenn sie selbst Probleme damit hätten, betonte die 49-jährige Autorin. Dies sei auch in deutschen Familien häufig nicht der Fall. Dagegen hätten viele Migranten gerade der ersten Generation sehr darauf geachtet, dass ihre Kinder die deutsche Sprache lernen.
„Bei mir selbst war es der Bücherbus der Stadt Duisburg, der mir eine Welt eröffnete, die ich zu Hause nicht hatte“, berichtete Akyün von ihren eigenen Erfahrungen. Ihr Interesse habe möglicherweise auch damit zu tun gehabt, dass es damals noch kein Internet oder Satellitenschüsseln gegeben habe.
Einer neuen Studie zufolge können 6,2 Millionen Erwachsene hierzulande kaum lesen oder schreiben. Die Muttersprache von 52,6 Prozent der Betroffenen ist Deutsch.
Quelle: Deutschlandfunk vom 08.05.2019