Wasserlobby in Frankreich beherrscht Trinkwasserquellen

13. September 2019


Der französische Kurort Vittel ist für seine Mineralwasserquelle von herausragender Qualität bekannt. Trotzdem leiden die Einwohner des Ortes zunehmend unter Wasserknappheit. Der Grundwasserspiegel sinkt jedes Jahr um 30 Zentimeter. Der Wasser- und Lebensmittelkonzern Nestlé besitzt dort seit Jahren die Wasserrechte und pumpt riesige Mengen Wasser für die Wassermarke „Vittel“ ab. Nestlé gehören sogar einige Wasserreservoirs sowie Grund in der Nähe der Kleinstadt Vittel.

Die Konsequenzen für den kleinen Ort sind fatal. In den Sommermonaten steht an heißen Tagen kaum noch Wasser zur Verfügung. Die Gemeinde muss dann Tankwagen mit Trinkwasser aus anderen Orten heranfahren. Das lokale Bergbauamt benannte zwei Gründe für den sinkenden Grundwasserspiegel. Zum einen sickere der Regen nur sehr langsam durch die Gesteinsschichten. Zweitens gebe es eine starke Konzentration von Wasserentnahmen, vor allem von Unternehmen wie Nestlé oder einer örtlichen Großkäserei. Nestlé füllt jeden Tag mehr als 2 Millionen Liter Vittel-Wasser in Plastikflaschen.

Um das Problem der Wasserknappheit zu entschärfen, soll eine 15 Kilometer lange Wasserpipeline gebaut werden. Die soll die betroffenen Gemeinden mit Wasser versorgen. Kosten für den Steuerzahler: 15 bis 30 Millionen Euro. Nestlé könnte dann weiter seine Unmengen Wasser abpumpten. Eine technische Studie dazu läuft noch, das Projekt wurde noch nicht genehmigt.

Die Idee zu dem Vorgehen kam von der örtlichen Wasserkommission, die aus Verbraucherbänden, Wasserschutzbehörden und Kommunen besteht und die Interessen des Staates vertritt. Das „offizielle“ Ziel der Wasserkommission ist der Schutz des Grundwassers. Allerdings gibt es Zweifel an deren Unabhängigkeit. Die Staatsanwaltschaft Nancy ist aktuell dabei, einen Termin für einen Prozess wegen unzulässiger Parteinahme zugunsten von Nestlé bekanntzugeben. Eine Politikerin aus Vittel und bis 2016 Leiterin der Wasserkommission wird wegen illegaler Interessenübernahme vor Gericht gestellt. Zudem arbeitete ihr Ehemann als Manager bei Nestlé.

Anlässlich der baldigen Prozesseröffnung veröffentlichten französische Medien Recherchen über das „Einflusssystem“ von Nestlé, das sich der Konzern in Vittel aufgebaut haben soll. Nestlé ist heute der größte Steuerzahler und Arbeitgeber vor Ort. Zudem hat der Konzern zwei Drittel der Agrarflächen in Vittel aufgekauft. Ein Sprecher von Nestlé wies die Vorwürfe eines Interessenkonflikts in Vittel ab. Alle Entscheidungen „würden von Mitgliedern der Wasserkommission und mit größtmöglicher Transparenz getroffen werden“.

Das Beispiel zeigt, wie groß die Macht der Lobbykonzerne ist, wenn sie einmal Wasserrechte und Landflächen im großen Stil angekauft haben. Einheimische in Schlüsselpositionen für ihre Interessen zu bestechen ist dann ein Leichtes. Es wird sich zeigen, ob das Gericht in Nancy etwas gegen den Wasserausverkauf in Vittel ausrichten kann.

Quelle: neopresse.com vom 13.09.2019 


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Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Schmeisst Nestle aus dem Land. Wo gibts denn sowas dass Konzerne auch über unser Wasser regieren.

gerhard
gerhard
4 Jahre zuvor

Kosten für den Steuerzahler: 15 bis 30 Millionen Euro….. Warum wird Nestle nicht zur Kasse gebeten??? Liebe Franzosen…ihr geht doch sonst wegen jedem Mist auf die Straße.
Die Einwohner von Vittel allein erreichen nichts ….da müssts euch euch schon zusammenschließen und Nestle das Fürchten lehren.

Jürgen Lippitsch
Jürgen Lippitsch
4 Jahre zuvor

Das ist ein typisches Beispiel für den herrschenden EU-Faschismus