POLITIK – Königin Margrethe: „Wir können froh sein, dass die Grenze dort verläuft, wo sie liegt“

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 Apenrade/Aabenraa

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Königin Margrethe – auf dem Foto beim Besuch des Weihnachtsgottesdienstes im Aarhuser Dom am 24. Dezember 2019 – berichtet im Interview über ihr besonderes Verhältnis zum deutsch-dänischen Grenzland und Nordschleswig.Foto: Ritzau Scanpix Bo Amstrup

Das dänische Staatsoberhaupt betont vor dem Jubiläumsjahr der Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark im Interview mit JydskeVestkysten ihre eigene tiefe Verbundenheit mit Nordschleswig. Die Königin betont den heutigen Respekt vor den deutschen Nordschleswigern.

In einem Exklusiv-Interview mit Mette Christine Schulz und Mads Sandemann, JydskeVestkysten, unterstreicht Königin Margrethe ihre eigene tiefe Verbundenheit mit dem vor bald 100 Jahren nach den Volksabstimmungen 1920 wieder an Dänemark gefallenen Nordschleswig.

Königshaus mit Nordschleswig verbunden

Sie betont im Interview, dass es für das dänische Königshaus, ihr Großvater Christian X. unternahm am 10. Juli 1920 den symbolischen Ritt über die Königsaugrenze, bis heute eine besondere Verbundenheit mit Nordschleswig gebe. Sie berichtet, dass ihr Großvater nur sechs Jahre nach dem Verlust Schleswigs und Holsteins geboren worden war. „Er wuchs mit der Wunde auf, die alle Dänen spürten“, so das dänische Staatsoberhaupt.

Blick in Tagebücher des Großvaters

Sie habe selbst einen Blick in die Tagebücher Christian X. geworfen, die zeigten, wie „kolossal“ es für ihn gewesen war, dass es ihm als König vergönnt war, zu erleben, dass Nordschleswig wieder dänisch wurde.

Jubiläum großer Tag für ganz Dänemark

„Für mich geht es sehr darum, dass nicht nur Nordschleswig, sondern auch das übrige Land darauf aufmerksam wird, dass 1920 ein großer, großer Tag für alle in Dänemark stattgefunden hat“, so die Königin, die im Interview berichtete, dass die königliche Familie die verlorenen Gebiete südlich der Königsaugrenze ihres Wissens nach bis 1920 nie mehr besucht hat. Höchstens hätte sie es bei Auslandsreisen mit dem Zug passiert.

Schon als Kleinkind in Gravenstein

Margethe berichtet im Interview, dass sie schon als Kleinkind durch die Sommeraufenthalte ihrer Eltern auf Schloss Gravenstein/Gråsten Nordschleswig kennengelernt habe. Auch in ihrer Schulzeit während sie „Zahles Skole“ besuchte, spielte Nordschleswig eine große Rolle. Unter der Leitung von Rektorin A. M. Friis, die aus Hadersleben stammte, gehörte das Singen patriotischer Lieder wie „Det haver så nyligen regnet“, die die dänischen Nordschleswiger während der Zughörigkeit des Landes zu Preußen zur Treue zum Dänentum gemahnt hatten, zum Alltag in der Schule.

Mutter der Königin wurde in Nordschleswig dänisch

„Nordschleswig hat meine Mutter ganz besonders berührt“, berichtet die Königin unter Hinweis auf deren humanitäres Wirken im Landesteil vor allem auch während des „politischen und mentalen Drucks gegen die Grenze von Süden her“. „Sie hat selbst gesagt, dass sie in Nordschleswig gelernt hat, was es heißt, dänisch zu sein“, fügte sie hinzu.

Interesse an Geschichte gewachsen

Und sie räumt ein, dass sie sich selbst mit zunehmenden Alter mehr und mehr für die Geschichte Nordschleswigs interessiere. Tiefen Eindruck hätten auf sie die vielen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Nordschleswig gemacht. Auf die Frage nach Veränderungen in Nordschleswig seit ihrer Kindheit sagte die Königin, dass sich die Städte verändert hätten, sie sich aber besonders über die vielen erhaltenen Hecken und Wälle um Gravenstein und Broacker freue.

Sie habe auch das besondere Bewusstsein, dänisch zu sein, in Nordschleswig kennengelernt. Vor allem bei Besuchen und Aufenthalten in Lügumkloster oder auf Schloss Schackenborg. Sie habe den Unterschied zwischen Ost- und Westküste kennengelernt, auch die unterschiedlichen Formen des Dialekts.

Grenzverlauf von 1920 ersparte schlimme Probleme

Die Königin ging im Interview auch auf die Tatsache ein, dass es 1920 und in den folgenden Jahrzehnten Enttäuschung gab, dass die Grenze nicht weiter südlich gezogen wurde. „Dänemark, wie es heute aussieht, hat nicht immer so ausgesehen“, sagte sie unter Hinweis auf die vor 1864 „weit südlicher“ verlaufene Grenze. „Ich glaube, wir können froh darüber sein, dass die Grenze dort verläuft, wo sie heute liegt.

Das wurde faktisch von den Westmächten nach dem Waffenstillstand 1918/1919 beschlossen. Das war sehr klug. Sie liegt sehr klug. Denn wenn wir mehr bekommen hätten, was südlich der Grenze liegt, hätten wir einige Probleme in den 1930ern bekommen – einige richtig schlimme Probleme“, so Königin Margrethe.

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Und zum deutsch-dänischen Verhältnis erklärte sie: „Im Verlauf der Jahre hat es eine Entwicklung im Verhältnis zwischen deutsch und dänisch gegeben. Es ist ja ein Verhältnis, dass über Jahrhunderte von Konflikten geprägt gewesen ist. Und dann gab es die ‘volksgewählte‘ Grenzziehung 1920“.

Deutsch-dänische Entspannung überwältigend

Auf die Frage, wie die Königin das dänisch-deutsche Verhältnis erlebt hat, erklärte diese: „Es ist gut zu sehen, dass es eine überwältigende Entwicklung auf diesem Gebiet gegeben hat. Als ich Kind war, unmittelbar nach dem Krieg, gab es ja sowas wie die Geschäfte, in die man nicht ging. Die waren sicher ausgezeichnet, aber dort pflegte man nicht einzukaufen, hieß es damals. Das galt nicht nur für die königliche Familie auf Schloss Gravenstein.“

Hintergrund war, dass die Geschäftsinhaber deutsch gesinnt waren. „Das spielt heute keine Rolle mehr. Das deutsch-dänische Verhältnis ist heute ganz anders geworden“, so die Königin, die daran erinnerte, dass die Ereignisse im Krieg sich aber lange ausgewirkt hätten.

Friedliches Zusammenleben erforderte viel Zeit

Zum heutigen friedlichen Zusammenleben im Grenzland sagte die Königin, dass es ganz Dänemark vermittele, dass so etwas möglich ist, aber nicht schnell erreichbar sei. Die Gegensätze seien ausgeglichen worden. „Es herrscht Respekt vor der deutschen Minderheit, und ich habe das bei meinem Besuch in Südschleswig Anfang September erlebt: Es herrscht großer Respekt vor der dänischen Minderheit.“

Quelle: Der Nordschleswiger vom 30.12.2019


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