USA wollen „gegen Terror gesicherte“ Flugabwehrraketen für Syriens Rebellen entwerfen

 

Kopp Verlag


Zwei Taliban-Milizionäre mit amerikanischen Stinger-Raketen vor einer entführten Maschine der Indian Airlines, Kandahar, 30. Dezember 1999.

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Der von Saudi-Arabien gegründete Verhandlungsrat (HNC) forderte in dieser Woche bereits neue Waffenlieferungen. Am liebsten wollen die irregulären Milizen in Syrien schulter-gestützte Flugabwehrraketen haben. Washington muss nach jedem Regime-Change mit teuren Programmen die tragbaren Raketen vom Schwarzmarkt zurückholen. Die Gefahr, dass die ehemaligen Verbündeten die Waffen gegen westliche Flugzeuge oder gar Verkehrslinien richten, ist zu groß.

Diesem Problem soll nun technisch Abhilfe geschaffen werden: Die CIA baut an Raketensystemen, die nur von „befreundeten Terroristen“ verwendet werden können. Das Magazin Foreign Policy berichtet heute, dass Beamte der US-Regierung angedeutet haben, sie seien bereit, tragbare Luftabwehrraketen zur Verfügung zu stellen. Unter Militärs heißen die Geräte ‚Manpads‘, die Abkürzung für ‚von Menschen tragbares Luftabwehrsystem‘.

Allerdings besteht in Washington ein naheliegender Vorbehalt. Die High-Tech-Waffen müssen technisch kontrollierbar sein und einen eingeschränkten Verwendungszweck haben, für den Fall, dass sie eines Tages in die Hände von „Terroristen“ fallen.

Aber ein solches technisches Design ist nur schwer umzusetzen, berichtet Elias Groll. Angeblich arbeiten amerikanische Ingenieure an Modellen, die mithilfe eines GPS-Chips sicherstellen, dass sie nur an der Front im Nordwesten von Syrien abgefeuert werden können. Außerdem prüfen sie Lösungen, mit denen die Manpads nur innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens einsetzbar sind. So wollen sie garantieren, dass die Waffen nicht in Zukunft auf anderen Schlachtfeldern auftauchen.

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Allerdings gelten solche Lösungen nur als bedingt sicher. Die neuen Waffen können gehackt werden, so dass Experten für Rüstungskontrolle nicht ausschließen können, dass von den Vereinigten Staaten gelieferte Manpads von Militanten aus Gruppen wie dem „Islamischen Staat“ verwendet werden. Die könnten diese Geräte neu konfigurieren und damit Zivilflugzeuge abschießen.

Dieses Problem stellt sich nicht erst seit gestern. Anfang der 1990er Jahre führte die CIA eine riesige Wiederbeschaffungsaktion durch, um die Stinger-Raketen zurückzukaufen, die im Rahmen der Operation Cyclone an die Mudschahedin ausgegeben worden waren. Ein vergleichbares Programm lief nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi, weil in Libyen Tausende russische Strela-Raketen lagerten, die nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung verschwanden.

Das Magazin Foreign Policy spekuliert nun, dass CIA-Ingenieure heimlich „sichere“ Manpads gebaut und getestet hat. Allerdings verweigern die CIA und die Firma Raytheon, die ursprünglich die amerikanischen Manpads unter dem Namen Stinger entwickelte, jeden Kommentar. Allerdings argumentiert Elias Groll, dass russische Flugzeuge in Syrien „wahrscheinlich nicht von Manpads betroffen“ wären, da diese angeblich zu hoch fliegen.

Seit der Erfindung von Manpads in den 1960er Jahren wurden in den USA über eine Million dieser Waffen produziert. Bei Tausenden ist der Verbleib ungeklärt, sagte ein anonymer Beamter des Außenministeriums gegenüber Foreign Policy. Seit dem Jahr 2003 konnte die CIA angeblich 35.000 Manpads sicherstellen oder zerstören. Allerdings werden weiterhin Tausende vermisst. Einzelne Geräte werden manchmal zum Verkauf auf Facebook angeboten. Seit 1975 sind etwa 40 Fälle bekannt, in denen mit Manpads auf Zivilflugzeuge gezielt wurde.

Allerdings ist die Aufgabe, eine Waffe zu bauen, die nicht bei einem zukünftigen Terroranschlag verwendet werden kann, eine gewaltige technische Herausforderung. Gegenüber Foreign Policy bestätigte Greg Tarr, ein ehemaliger Waffentester der US-Air Force, der das Problem der technischen Beschränkungen von Manpads untersucht hat:

„Wir haben keine Beweise dafür, dass bisher eine solche Rakete entwickelt wurde, auch keine ortsbasierte Kontrolle bei der Verwendung.“

Die Raketen sollen Bodentruppen die Möglichkeit geben, wenn sie von oben beschossen werden, schnell auf feindliche Flugzeuge zu zielen und sie abzuschießen. Eine Beschränkung über eine GPS-Steuerung würde genau diese Fähigkeit untergraben, so Greg Tarr.

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Andere technische Varianten, mit denen angeblich experimentiert wird, sind Code-basierte Freischaltungen. Nur von der CIA geprüfte Zahlen würden den CIA-Rebellen die Möglichkeit geben, das Gerät einzuschalten. Alternativ kann ein Zeit-getakteter Chip eingebaut werden, der die Waffe nach einer gewissen Zeit deaktiviert, so dass sie nur für die erwartete Dauer eines Konflikts verwendet werden kann.

Um zu verhindern, dass mit den Raketen Flugzeuge befreundeter Kräfte angegriffen werden, können die neuesten Manpads mit einem Freund-Feind- Identifizierungssystem ausgestattet werden. Das Gerät kommuniziert mit einem Transponder, um die Identität des Flugobjektes zu bestimmen. Dies erfordert jedoch, dass der IFF-Transponder kontinuierlich mit den Codes aktualisiert wird. Das würde bedeuten, dass die Vereinigten Staaten oder andere befreundete Länder regelmäßig aktuelle Codes an die CIA-Rebellen übertragen müssten.

Anthony Cordesman, ein einflussreicher Analyst am Zentrum für Strategische und Internationale Studien, hat bereits im Oktober 2012 vorgeschlagen, mit einer GPS-Kontrolle versehene Luftabwehrraketen an syrische Rebellen zu liefern. Er sagt, dass er zum ersten Mal auf diese Idee kam, als er während des Arabisch-Israelischen Kriegs im Jahr 1973 für die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) gearbeitet hat, um neue High-Tech-Systeme für das US-Militär zu entwickeln.

Cordesman will bis heute nicht darüber sprechen, wem die Vereinigten Staaten damals eine solche Technologie übergeben wollten. Ohne ernsthafte technische Kontrollen an den Waffen, sagte Cordesman heute, wäre es viel zu gefährlich, solche Waffen an syrische Rebellen zu liefern. Er ist allerdings zuversichtlich, dass die Fortschritte in der digitalen Verschlüsselung und bei der Mikrochip-Technologie eine technische Kontrolle zu einen „gangbaren Unternehmen“ machen.

Aber Cordesman gesteht auch ein, dass „nichts jemals wirklich sicher ist“, und dass technische Kontrollen auf Manpads die Risiken nur reduzieren können, sie aber nicht endgültig beseitigen. Ob die Waffen geliefert werden, hänge letztendlich davon ab, ob die US-Spezialkräfte zuverlässige Partner vor Ort finden, sagte er.

Matthew Schroeder, ein leitender Forscher beim ‚Small Arms Survey‘, einer in Genf ansässigen Forschungsgruppe, macht darauf aufmerksam, dass bereits jetzt viele solcher Waffen in Syrien verbreitet sind. Die Forscher dokumentierten, dass Rebellen bereits russische SA-7-Raketen und SA-16-Raketen verwenden. In mindestens einem Fall hätten sie eine russische SA-24, das modernste russische Manpad gesehen, so Schroeder. Die in China hergestellten FN-6 Manpad hatten wahrscheinlich ihre Feuertaufe in den Händen von syrischen Rebellen.

„Ich würde sagen, dass die Vielfalt und Komplexität der bereits vorhandenen Systeme wohl beispiellos ist“, sagte Schröder. Aber bisher seien noch keine in Amerika gefertigten Stinger-Raketen in Syrien aufgetaucht. Das habe auch mit einer harten Lektion für die amerikanischen Geheimdienste zu tun: In den 1980er Jahren hatte die CIA massenhaft solcher Waffen zu Rebellen in Afghanistan und in Angola geschleust. Danach verbachte der Geheimdienst die 1990er Jahre mit verzweifelten Versuchen, die Waffen zurückzukaufen.

Quelle: Russia Today (RT) vom 22.04.2016

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