Discounter-Pläne: Aldi fordert Preissenkung für Wurstprodukte

von Jan MendeDirk Lenders und Hans Jürgen Schulz

Dienstag, 19. Mai 2020

Aldi will die aktuelle Marktschwäche bei Schweinefleisch offenbar für Preissenkungen nutzen.
Aldi Süd

Aldi will die aktuelle Marktschwäche bei Schweinefleisch offenbar für Preissenkungen nutzen.

Ungeachtet der aktuellen Diskussion um die Fleischbranche fordert Aldi nach LZ-Informationen rasche Preissenkungen für Wurstprodukte. Begründet wird dies mit der Marktlage. Das bisher übliche Ausschreibungsprozedere stellen Aldi Nord und Süd zur Disposition. Gegenüber der LZ unterstreichen die Discounter ihre Position als verantwortungsvolle Kaufleute.

Aldi will die aktuelle Marktschwäche bei Schweinefleisch offenbar für Preissenkungen nutzen. Das geht aus einem Brief von Aldi Süd hervor, den die LZ einsehen konnte. Darin wird auf die stark gesunkene Notierung für Schweinefleisch verwiesen. „Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, diese dynamische Entwicklung sehr kurzfristig aufzugreifen und in ein attraktives Angebot für unsere Kunden umzusetzen“, heißt es dort. Von Aldi Nord soll es ähnliche Schreiben geben, ist aus der Fleischindustrie zu hören.

Nach LZ-Informationen planen Aldi Nord und Süd eine Verkaufspreissenkung zum 29. Mai. Die Gespräche mit den Einkäufern werden von den Lieferanten als „sehr fordernd“ beschrieben. Eine Preissenkung bei Aldi hätte sicher Signalwirkung für die anderen Händler. Lidl, Kaufland, Edeka und Rewe würden dann wahrscheinlich nachziehen.

Verabschieden will sich Aldi vom bisher üblichen Ausschreibungsprozedere. „Wir wollen versuchen, mit einer flexiblen Vorgehensweise dem auch in die nahe Zukunft gerichteten potenziell sehr volatilen Marktumfeld gerecht zu werden“, heißt es in dem Brief. Der Discounter will mit den Lieferanten ein Vorgehen besprechen, „dass bewusst Notierungsschwankungen in beide Richtungen, gleichermaßen weiter fallende als auch steigende Preise, widerspiegelt“.

Signifikante Preisbewegungen

Aldi bestätigt auf LZ-Anfrage, darüber mit den Anbietern von Wurstwaren im Gespräch zu sein. Man sehe seit Anfang des Jahres bei verschiedenen Warengruppen beziehungsweise auf bestimmten Rohstoffmärkten signifikante Preisbewegungen; die Entwicklungen seien „sehr volatil und erratisch“, ihr weiterer Verlauf derzeit nicht belastbar vorherzusagen.

„Aus diesem Grund haben wir bei Anbietern von Wurstwaren hinterfragt, ob in dieser Situation das bisherige Ausschreibungsverfahren beibehalten, oder ein an die dynamischen Märkte angepasstes und damit flexibles, pragmatisches Vorgehen eingeschlagen werden sollte“, so Aldi. Dabei habe Aldi explizit betont, dass der Vorschlag sowohl steigende als auch sinkende Preisniveaus betreffe, also keine „Einbahnstraße“ sei. „Uns war wichtig klarzustellen, dass bei einer Beruhigung der Märkte eine Rückkehr zum bisherigen Procedere besprochen werden sollte.“ Der Händler betont ausdrücklich, dass es bei diesem Vorgang nicht um Fleisch gehe, weil dort andere Regelungen getroffen wurden.

Großes Unverständnis bei den Herstellern

Die Aussicht auf spätere Preiserhöhungen tröstet die Hersteller zunächst wenig. Sie reagieren mit großem Unverständnis auf die Forderung nach niedrigeren Preisen. Das sei angesichts der aktuellen Diskussion das völlig falsche Signal. Aldi zünde die Lunte an einem politischen Pulverfass, heißt es. Zudem werde der Druck auf die Hersteller, die durch Corona-Maßnahmen zusätzliche Kosten hätten, verstärkt.

Aldi betont gegenüber der LZ, sich wie jeder andere Händler auch bei jedweden Preisausschreibungen an den durch Angebot und Nachfrage geprägten Niveaus zu orientieren. Dabei würden auch andere Kriterien wie Qualität und Leistung berücksichtigt: „Das haben wir nicht zuletzt im Rahmen der Ausschreibung zu Milchpreisen gezeigt.“

Mit dem Marktgeschehen hatten Aldi Nord und Süd auch argumentiert, als sie im März bei den Molkereien Preissenkungen für Trinkmilch und andere Produkte der Weißen Linie durchsetzen wollten. Nach massiven Protesten der Landwirte sowie nach einem Spitzengespräch mit dem Deutschen Bauernverband sagten Aldi Nord und Süd dann Preiserhöhungen zu.

Mangelnde Nachfrage, üppiges Angebot

Tatsächlich befindet sich der Schweinefleischmarkt aktuell in einer Schwächephase. Eine mangelnde Nachfrage trifft auf ein üppiges Angebot. Allerdings ist der wochenlange Verfall des Schlachtschweinepreises in Deutschland vorige Woche vorerst zum Stillstand gekommen.

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) konnte am vergangenen Mittwoch (13.5.) ihre Leitnotierung auf dem Niveau von 1,60 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stabil halten. Zuvor war die Notierung innerhalb von neun Wochen um 42 Cent/kg eingebrochen.

Gegenüber der LZ betont Aldi, „dass wir als verantwortungsvolle Kaufleute stets sowohl den Nutzen unserer Kunden, als auch das partnerschaftliche Verhältnis zu unseren Lieferanten berücksichtigen“. Anders als bei verschiedenen anderen Produktkategorien würden die Preise bei Wurstwaren zwischen den Verhandlungspartnern fortlaufend im Dialog bewertet.

„Preise werden hier dann verhandelt, wenn der Markt sich spürbar nach oben oder unten bewegt.“ Bei bestimmten Ausschlägen beziehungsweise Entwicklungen regten entweder die Industrie oder der Handel eine Anpassung der Preise an, sei es nach oben oder unten. „Dies ist lang gelebte Praxis und geschieht in der Regel in partnerschaftlichem Einvernehmen“, so Aldi.

Quelle: lebensmittelzeitung.net vom 19.05.2020 


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Annette
Annette
3 Jahre zuvor

Kann mich als NR/NT und vegetarisch orientiert nicht beeindrucken…

ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Das Gegenteil sollte der Fall sein. Teurer machen damit der Bauer auch mal was verdient. Die kriegen ein Butterbrot für ein Kalb. Das ist eine Schande.

Man muss nicht jeden Tag Fleisch essen. Das gabs früher nur Sonntags und die Leute sind nicht verhungert und waren gesünder.