Bei der Anti-Rassismus-Demo auf dem Cannstatter Wasen blieb alles friedlich. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart

Auf dem Cannstatter Wasen haben über 2000 Menschen friedlich gegen Rassismus demonstriert – in Solidarität mit George Floyd.

Stuttgart-Bad Cannstatt – Unzählige Hände bewegen sich rhythmisch durch die Luft, manche zur Faust gereckt, während „We are the world, we are the children“ aus den Boxen schallt. Zu dem Klassiker, mit dem 1985 das Künstlerprojekt „United Support of Artists“ Geld für die Hungersnot in Äthiopien sammelte, singen Axel Kampa alias AK2K und Marc Imam, Kandidat in Staffel 15 von DSDS, leidenschaftlich mit. Letzterer hat bis dahin moderiert – es ist der Abschluss der zweiten „Black Lives Matters“-Demonstration, um Solidarität mit George Floyd zu zeigen, der am 25. Mai in Minneapolis durch Polizeigewalt zu Tode kam. So versammelten sich auf dem Cannstatter Wasen, wo die Kundgebung diesmal stattfand, weit mehr als 2000 Menschen, so die Schätzung der Polizei vor Ort, um gegen Rassismus zu demonstrieren – alt, jung, aller Hautfarben, friedlich, mit viel Verve und passender DJ-Musik wie etwa „Where Is the Love“ von den Black Eyed Peas.

Auf dem Podium berichteten Frauen und Männer vom alltäglichen Rassismus, der nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland ganz real stattfinde, Tag für Tag. Es koste viel Kraft, immer wieder wegen seiner Hautfarbe anders kategorisiert zu werden, deswegen als per se unlauter abgestempelt zu werden, so eine junge Frau. Dafür brauche sie die Hilfe aller, der schwarzen und weißen Schwestern und Brüder. „Ja“ schrien die laut, als sie fragte: „Werdet ihr euch gegen Rassismus engagieren, nicht schweigen, wenn in der Verwandtschaft oder sonst wo jemand etwas Rassistisches von sich gibt oder tut?“

Davor hatte der Filderstädter Psychotherapeut David Augustin geschildert, wie Jahrhunderte zuvor seine Vorfahren von der französischen Kolonialmacht das Knie an den Hals gedrückt bekamen wie George Floyd. Und wie heute noch in Dresden schwarze Studierende sich nicht trauten, auf die Straße zu gehen. Er hoffe, dass das Gesetz im Stadtstaat Berlin, nach dem Diskriminierung im öffentlichen Dienst bestraft werden soll, nun auch von anderen Bundesländern übernommen werde, so Augustin. Gegen Rassismus müssten alle zusammenhalten, betonte er, bevor er Friedensaktivist Martin Luther King zitierte: „Injustice anywhere is a threat to justice everywhere“, also „Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.“