CORONAFÄLLE IN FLEISCHFABRIK: Bislang 1029 Tönnies-Mitarbeiter positiv auf Corona getestet

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In der Fleischfarbrik in Rheda-Wiedenbrück gehen die Corona-Untersuchungen weiter. Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz im Raum Gütersloh zur Einhaltung der Quarantänebestimmungen vor.

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies sind mittlerweile 1029 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Dies teilte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, am Samstagnachmittag mit. Insgesamt lägen 3127 Befunde vor. Mehr als 6500 Personen arbeiten am Standort in Rheda-Wiedenbrück.

Derweil sind die Corona-Reihenuntersuchungen auf dem Gelände in Rheda-Wiedenbrück am Samstag fortgesetzt worden. Mehrere Kleinbusse mit ausländischen Kennzeichen brachten am Vormittag zumeist Männer zum Werk. Nicht alle trugen dabei Schutzmasken, berichtete eine dpa-Reporterin. Auch Fahrzeuge der Uniklinik Bonn und der Bezirksregierung Detmold kamen zum Schlachtereibetrieb. Mitarbeitende trugen Masken und Kühlboxen auf das Gelände. Bei den Reihenuntersuchungen waren auch Einsatzkräfte der Polizei vor Ort.

Polizei auf Großeinsatz eingestellt

Im Zusammenhang mit dem massenhaften Corona-Ausbruch in der Großschlachterei hat sich die Polizei in Nordrhein-Westfalen auf einen Großeinsatz eingestellt. Bei der Polizei Bielefeld wurde eine sogenannte BAO, eine Besondere Aufbauorganisation gebildet, die mögliche Einsätze landesweit koordiniert. Der Kreis Gütersloh hatte nach Angaben vom Freitag ein Hilfeersuchen an die Polizei gerichtet. „Sie soll die Ordnungsbehörden der Kommunen bei der Quarantäneüberprüfung unterstützen“, hieß es in einer Mitteilung.

Beamte einer Einsatzhundertschaft aus Dortmund verteilten sich am Samstag im Gebiet des Kreises Gütersloh. Nach Angaben einer Sprecherin der Polizei Bielefeld sollen sie bei Anforderung durch die Ordnungsbehörden unterstützend tätig werden, „beispielsweise wenn Kontrollen durchgeführt werden“. Dies war nach ihren Angaben bis zum Mittag noch nicht der Fall. „Wir werden als Polizei nicht eigeninitiativ tätig“, sagte die Sprecherin.

6500 Mitarbeiter in Quarantäne

Das Land will die Quarantäneanordnung für die Mitarbeiter konsequent durchsetzen. Es werde dazu alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitagabend in Düsseldorf gesagt. „Wir müssen sicherstellen, dass in dieser Situation jeder sich an die Regeln hält.“ Einen Corona-Ausbruch habe es „in dieser Größe“ in Nordrhein-Westfalen bisher nicht gegeben.

Der Kreis hatte am Freitag verfügt, dass alle rund 6500 Mitarbeiter des Fleischproduzenten Tönnies am Standort Rheda-Wiedenbrück mitsamt allen Haushaltsangehörigen in Quarantäne müssen. Das betreffe auch die Verwaltung, das Management und die Konzernspitze, teilte der Kreis Gütersloh am Freitagabend mit. Für einige Mitarbeiter galt allerdings eine sogenannte Arbeitsquarantäne. Das heißt, dass sie sich zwischen Arbeits- und Wohnort bewegen dürfen – ausschließlich. Das gilt nach Angaben eines Konzernsprechers auch für den Gesellschafter Clemens Tönnies.

Die Kreisverwaltung will einen weitreichenden Lockdown verhindern. „Leider müssen wir feststellen, dass die für das Personal in den Produktionsbereichen am 16. Juni erlassenen Quarantänen nicht von allen eingehalten wurden“, hatte Landrat Sven-Georg Adenauer erklärt und eine deutliche Verstärkung der Überprüfungen angekündigt.

Proteste vor Tönnies-Werk

Am Samstagmittag haben sich außerdem rund 60 Menschen vor dem Werk des Schlachtereibetriebs getroffen, um gegen den Konzern zu protestieren. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr den Menschen die Rechte klaut“, rief ein Sprachchor. Zahlreiche Menschen hielten Plakate hoch, auf denen etwa stand: „Stoppt das System Tönnies“ und „Tiere sind keine Ware“. Einige Protestierende hatten sich mit Kunstblut bemalt. Ein Sprecher der Polizei vor Ort sagte am frühen Nachmittag, die angemeldete Demonstration verlaufe bislang friedlich.

Tierschützer demonstrieren am Samstag vor dem Betriebsgelände der Firma Tönnies.
Tierschützer demonstrieren am Samstag vor dem Betriebsgelände der Firma Tönnies. :Bild: dpa

Organisiert wurde der Protest von mehreren Umwelt- und Tierschutzorganisationen, unter anderem Fridays for Future. „Wir verstehen uns als Gerechtigkeitsbewegung“, so Stefan Schneidt von Fridays For Future Gütersloh. Tönnies verstoße klar gegen Arbeitsrecht und Tierwohl.

Lauterbach fordert Schließung

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte derweil, die Fleischfabrik sofort zu schließen. Er halte es für „nicht vertretbar“, dass überhaupt noch in dem Werk gearbeitet werde, sagte Lauterbach am Samstag im WDR-Fernsehen. Die Quelle der Infektionen sei noch nicht entdeckt. „Wir wissen nicht, ist das in der Kantine passiert, auf dem Weg dorthin, in der Verarbeitung selbst, ist es die Lüftung? Das heißt, da könnten sich jetzt auch weiterhin Leute infizieren. Ich würde unter diesen Umständen den Betrieb dicht machen.“ Er wisse, dass das Fleisch dann nicht mehr zu verarbeiten sei. „Dann ist das so.“

Der Kreis Gütersloh hatte am Freitag bekannt gegeben, dass nach der Schließung des Schlachthofs und anderer Betriebsteile die Zerlegebetriebe und der Versand erst am Samstagabend geschlossen werden sollten. Der Kreis hatte dem Unternehmen in den Produktionsbereichen eine sogenannte Arbeitsquarantäne gestattet, um die zuletzt geschlachteten Tiere noch zu Lebensmitteln verarbeiten zu können.

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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Das Volkslied
Es klappert die Mühle am…
Muss wohl umgeschrieben werden, in.
Es plappert der Lauterbach…
Wisst Ihr was gegen Corona hilft? Die gleiche Reaktion mit Antwort wie bei der NVA im Schulungsraum.
Genosse Soldat und Kraftfahrer! Was tun Sie bei Tieffliegerangriff?
Antwort mit einkalkulierter Ausgangssperre! Links blinken, rechts abbiegen!

birgit
birgit
3 Jahre zuvor

So kann man die Fleischpreise auch in die Höhe treiben !