Terrorgefahr: Bundesregierung spricht aus Rücksichtnahme auf Erdoğan keine Reisewarnung für die Türkei aus

08.06.2016
Stefan Schubert

Die Türkei versinkt immer mehr im Terror. Der neuerliche Autobombenanschlag von Istanbul hat elf Tote und 36 Verletzte gefordert. Erst am 12. Januar dieses Jahres wurden gezielt zwölf deutsche Touristen im historischen Zentrum der Stadt bei einem islamistischen Selbstmordanschlag getötet. Es wäre also dringend angeraten, dass das zuständige Auswärtige Amt eine offizielle Reisewarnung für die Türkei verkündet, um die fast sechs Millionen deutschen Türkei-Urlauber eindringlich auf die Gefahren hinzuweisen und ihre Rechte gegenüber Reiseveranstaltern zu stärken.

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Die Zustände in der Türkei werden sich schon in naher Zukunft weiter verschärfen. Erdoğans Truppen befinden sich bereits seit Monaten in einem Zwei-Fronten-Krieg gegen den Islamischen Staat und gegen militante Kurden. Und in dieser angespannten Lage hat der Sultan vom Bosporus aktuell auch noch einen Kampf »bis zur Apokalypse« angekündigt.

Gerade das ambivalente Verhältnis zwischen dem Islamischen Staat und den türkischen Sicherheitsbehörden droht zu einer weiteren Eskalation beizutragen. Dabei stellt gerade der Flughafen von Istanbul seit Jahren die wichtigste Drehscheibe für europäische Dschihadisten dar. Denn in der Metropole verfügt der IS über gewachsene Strukturen, die die westlichen Kämpfer ohne jegliche Probleme von dort bis ins Herrschaftsgebiet der Terrormiliz schleusen.




Dazu nehmen Gelder, Waffen- und Munitionsnachschub den gleichen Weg, während verletzte Kämpfer in grenznahen türkischen Krankenhäusern wieder zusammengeflickt werden und ins Kriegsgebiet zurückkehren. Doch diese perfide Terror-Strategie, den so von Erdoğan gehassten Assad zu stürzen, ist genauso wenig aufgegangen wie durch den Islamischen Staat durchgeführte ethnische Säuberungen von Kurden und Jesiden zu instrumentalisieren, um einen souveränen Kurdenstaat direkt an der türkischen Grenze zu verhindern. Dieser skrupellose Plan von Erdoğan ist nicht nur gescheitert. Er hat auch eine beispiellose Terrorwelle in der Türkei ausgelöst:

Eskalierende Terrorwelle in der Türkei

Am 20. Juli 2015 griffen Islamisten mit einem Sprengstoffanschlag in Suruç eine kurdische Friedensfeier von jungen Aktivisten an. Sie töteten 34 und verletzten 76 von ihnen zum Teil schwer. Am 6. September 2015 tötete der militärische Arm der PKK mit einer Bombe 16 türkische Soldaten in Dağlıca. Und nur zwei Tage später weitere 13 Polizisten in Iğdır. Darauf folgten Krawalle von militanten Aktivisten der Regierungspartei AKP, die sich gegen regierungskritische Zeitungen und Parteibüros der kurdischen HDP richteten.

Am 10. Oktober 2015 wurde die Hauptstadt Ankara von dem schwersten Terroranschlag in der Geschichte der Türkei heimgesucht. Durch die Detonation von zwei Bomben wurden 102 Menschen getötet und über 500 verletzt. Die Hintergründe der Tat gelten bis heute als ungeklärt. Neben dem IS gelten auch türkisch-nationalistische Geheimdienstkreise als mögliche Hintermänner, denn der verheerende Anschlag galt linken Gewerkschaftsverbänden und der kurdischen HDP, die am Anschlagsort eine Friedensdemonstration abhielten.

Am 12. Januar 2016 ereignete sich der schon erwähnte Anschlag auf deutsche Touristen in der Istanbuler Altstadt mit zwölf toten Deutschen. Als Täter wird der Islamische Staat vermutet, der mit diesem Angriff gezielt das wirtschaftlich so bedeutende Tourismus-Geschäft der Türkei treffen wollte. Dies ist den Terroristen auch gelungen, denn danach brachen die Buchungen erheblich ein und es setzte eine erste Stornierungswelle ein. Nur zwei Tage später, am 14. Januar, bombte die PKK wieder im Südosten des Landes und tötete fünf Menschen und verletzte 39.

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Am 17. Februar 2016 wurde wieder die Hauptstadt Ankara Ziel eines verheerenden Bombenanschlags, diesmal von Angehörigen einer radikalen Absplitterung der PKK, den »Freiheitsfalken Kurdistans«. In Ankara zündete ein Selbstmordattentäter in seinem Auto einen gewaltigen Sprengsatz, inmitten eines Konvois des türkischen Militärs. 29 Soldaten starben und über 60 wurden verletzt.

Es folgte am 13. März 2016 ein weiterer Bombenanschlag in Ankara auf Zivilisten, die an einer Bushaltestelle warteten. 37 starben, über 120 Menschen wurden verletzt. Nur drei Tage später kehrte der Terror nach Istanbul zurück, als wieder Touristen in einer Einkaufsmeile von einem islamistischen Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt wurden. Fünf Tote und über 36 Verletzte waren dort zu beklagen. Dann folgten über ein halbes Dutzend Anschläge der PKK auf Polizei- und Militäreinheiten im Südosten der Türkei, bis am 7. Juni die Autobombe in Istanbul explodierte.

Deutsche Türkei-Urlauber als Spielball für Merkels gescheiterte Flüchtlingspolitik

Ich habe die erfolgten Terroranschläge ganz bewusst ausführlich beschrieben, denn so wird einem bewusst, wie gefährlich die Lage aktuell in der Türkei ist. Längst hätte das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite eine offizielle Reisewarnung für die Türkei verkünden müssen. Wenigstens eine Teilreisewarnung für die so oft vom Terror heimgesuchten Metropolen Istanbul und Ankara hätte erfolgen müssen.

Aber offensichtlich hat der Druck von Erdoğan hinter verschlossenen Türen auf die Bundesregierung gewirkt, denn anders ist diese Untätigkeit der deutschen Politik nicht zu erklären. Eine deutsche Reisewarnung würde sicherlich den Todesstoß für die sowieso schon schwer gebeutelte Tourismusbranche in der Türkei bedeuten. Touristikfirmen sprechen bereits von einem Buchungsrückgang von 40 bis 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Denn die Zustände in der Türkei sind mehr als alarmierend. Doch auf der Seite des Außenministeriums sind nur unverbindliche Ratschläge zu lesen: »Landesweit ist weiter mit politischen Spannungen sowie gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen zu rechnen. Allgemein wird Reisenden in Istanbul, Ankara und anderen Großstädten der Türkei zu erhöhter Vorsicht geraten. Dies gilt insbesondere auf öffentlichen Plätzen, auch vor touristischen Attraktionen und allgemein für Menschenansammlungen.«

Ohne eine explizite Reisewarnung sind Türkei-Urlauber bei einem Stornierungswunsch auf die Kulanz ihrer Reiseanbieter angewiesen oder müssen ihren Reisepreis per Rechtsanwalt vor Gericht versuchen einzuklagen. Denn es hat sich in der Praxis durchgesetzt, dass deutsche Tourismuskonzerne erst bei einer ausgesprochenen Reisewarnung grundsätzlich Reisen stornieren.

Dass die Bundesregierung fast sechs Millionen deutsche Türkei-Urlauber so einer erhöhten Terrorgefahr aussetzt, nur um Erdoğan nicht zu verärgern und den bereits gestorbenen EU-Türkei-Deal weiterhin als Merkels Generalplan präsentieren zu können, als »grobe Fahrlässigkeit« zu bezeichnen, ist noch stark untertrieben. Es besteht die konkrete Gefahr, dass weitere deutsche Urlauber in der Türkei sterben müssen, weil sie zum Spielball von Merkels gescheiterter Flüchtlingspolitik geworden sind.

Quelle: Kopp-online vom 08.06.2016

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Ursula
Ursula
7 Jahre zuvor

Niemand, der einigermaßen bei Verstand ist, wird diesjahr in der Türkei freiwillig Urlaub machen, dazu bedarf es keiner Warnung von irgendwelchen Ämtern.

Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Was haben wir nur für Arschkriecher in der Regierung sitzen. Hoffentlich kriegen mal alle ihre gerechte Strafe vom Mob.