22.6.2021, 20:03 Uhr
Keine Bombe ist wie die andere. Kaum einer weiß das so gut wie Michael Weiß, der Sprengmeister, der bereits häufig in Nürnberg im Einsatz war. Immer wieder muss der Experte nach Nürnberg ausrücken, um Blindgänger unschädlich zu machen – in den letzten Monaten meistens in der Brunecker Straße, wo ein neuer Stadtteil entstehen soll. Bauarbeiter stießen am Dienstagmittag auf eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Zwei Zünder, amerikanisches Fabrikat, rund 250 Pfund schwer. Kein besonderes Modell, die Entschärfung selbst zog sich dann aber doch etwas.
Über eineinhalb Stunden lang arbeiteten Weiß und sein Team an dem Blindgänger. Erst um 19.21 Uhr konnten sie Entwarnung geben. Beide Zünder saßen ungewöhnlich fest, heißt es. Sie ließen sich nur mit größter Mühe herausdrehen. Zudem habe sich die Bombe verkantet und sei eingerostet gewesen, sagen die Experten.
Zuvor lief der übliche logistische Kraftakt an. Evakuiert werden musste vorsorglich zwar nur ein Wohnkomplex in der Ingolstädter Straße, in dem rund 50 Menschen leben. Weil sich in dem Radius von rund 300 Metern aber auch gut ein Dutzend Betriebe befinden, ließ der Sprengmeister auch sie räumen. Etwa 120 Mitarbeiter wurden früher in den Feierabend geschickt.
Ein Laster nach dem anderen rollte in die Brunecker Straße, sie alle hatten Container geladen. Mit ihnen ließ Weiß einen mehrere Meter hohen Schutzwall aufbauen, der die weiter entfernten Wohnsiedlungen im Falle einer unkontrollierten Detonation schützen soll. Auch der Verkehr auf der U-Bahn-Linie 1 musste zwischenzeitlich unterbrochen werden, besonders ärgerlich für Pendler im Süden der Stadt, für die die VAG aber einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet hatte.
Bombenfund in der Brunecker Straße
-
Insgesamt waren übrigens rund 120 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des THW, der Polizei und der Rettungsdienste im Einsatz. Für sie endet nun langsam aber sicher der Einsatz.
-
Die Entschärfung begann gegen 17.45 Uhr und zog sich über mehr als eineinhalb Stunden – durchaus lange für das Fabrikat. Beide Zünder saßen ungewöhnlich fest, heißt es aus dem Team der Sprengstoffexperten. Sie ließen sich nur mit größer Mühe herausdrehen. Zudem habe sich die Bombe verkantet und sei eingerostet gewesen. (Foto: ToMa)
-
Die Bewohner des Komplexes in der Ingolstädter Straße, der geräumt werden musste, dürfen nun zurück in ihre Wohnungen. Auch die U-Bahn fährt wieder normal.
-
Aufatmen an der Brunecker Straße: Die Fliegerbombe ist entschärft. Gleich melden wir uns an dieser Stelle mit Details – und warum es diesmal etwas länger gedauert hat.
-
Auch die Einsatzkräfte warten gespannt auf eine Meldung vom Sprengmeister. Denkbar ist vieles, womöglich liegt die Bombe schlecht oder ist verrostet – Faktoren, die die Entschärfung erschweren.
-
Wir hören weiter nichts vom Sprengmeister. Die Arbeiten an der Bombe laufen offenbar noch – das ist aber kein Grund zur Beunruhigung. Bereits in der Vergangenheit zog sich die Entschärfung etwas.
-
Kampfmittel, sagte Sprengmeister Michael Weiß in einem Interview, werden überall gefunden. „Oft finden am Wochenende Hobbygärtner oder Angler Munition und wir müssen ausrücken. Manchmal kann man es gar nicht glauben, wohin wir überall gerufen werden. Ich war schon einmal auf der Zugspitze im Einsatz.“ Die häufigsten Alarmierungen sind aber Funde im Wald.
-
Auch wir Journalisten können diesem Punkt nur warten. Wasserstände gibt es verständlicherweise nicht, der Sprengmeister konzentriert sich voll und ganz auf die Arbeit an seiner Bombe – Ablenkung kann brandgefährlich werden.
-
Es ist still an der Brunecker Straße. Der Sprengmeister arbeitet, wie immer, mit höchster Konzentration. Wenn alles glatt läuft, meldet er sich in einigen Minuten und gibt Entwarnung.
-
Und wir hören von der Fundstelle: Die Entschärfung beginnt jetzt. Für gewöhnlich dauert sie nur wenige Minuten.
Quelle: nordbayern.de vom 22.06.2021
Sie finden staseve auf Telegram unter https://t.me/fruehwaldinformiert
Sie finden staseve auf Gab unter https://gab.com/staseve
Was ist eine Fliegerbombe?