Leipzigs geheime Hinrichtungen: „Nahschuss in das Hinterhaupt“

Außenfassade der Leipziger Arndtstraße 48, in der sich die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR befand. Zwischen 1960 und 1981 wurden hier 64 Todesurteile nachweislich vollstreckt.
 

Leipzig – Erst nach der Wende erfahren die meisten DDR-Bürger, dass in ihrem Arbeiter- und Bauernstaat 164 Todesurteile vollstreckt wurden. In den 1950-er Jahren fanden noch Schauprozesse für Regime-Gegner, NS-Verbrecher und Mörder statt, später verurteilte und tötete die Staatsmacht „Saboteure“ und „Agenten“ lieber im Verborgenen. Sämtliche Exekutionen mussten zunächst von Walter Ulbricht und danach von Erich Honecker abgesegnet werden. Unabhängig vom Prozessverlauf standen die Urteile aber bereits vorher fest, lapidar vermerkten die SED-Oberen in den Akten ihr Einverständnis. „Rechtswidrige Mordaufträge“ nennt das Falco Werkentin, Historiker und ehemaliger stellvertretender Beauftragter für die Stasi- Unterlagen des Landes Berlin.

Ein Stasi-Mann bekommt Zweifel

Auch Werner Teske wird ein Opfer dieser Justiz. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) heuert den promovierten Volkswirt 1967 noch während seines Studiums an der Berliner Humboldt-Universität als Inoffiziellen Mitarbeiter an. Ab 1969 ist er für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) unter Markus Wolf im Auslandsnachrichtendienst der DDR tätig. Der Geheimdienst verspricht ihm eine wissenschaftliche Karriere, aber er wird hingehalten und er darf weder wissenschaftlich publizieren noch Professor an der Hochschule der Stasi in Potsdam werden.

Dr. Werner Teske war das letzte Hinrichtungsopfer der DDR.
Dr. Werner Teske war das letzte Hinrichtungsopfer der DDR. Quelle: LVZ

Nur in den Anfangsjahren trösten ihn Westwaren wie Bohnenkaffee, französischer Cognac und Markenzigaretten über seine frustrierende Situation hinweg. Trotz seiner erfolgreichen Führung von 15 Wissenschaftsspionen in der Bundesrepublik fühlt sich der Offizier immer unwohler. Mitte der 1970er Jahre möchte er seine Alltagswelt aus Überwachung, Heuchelei und den bürokratisch-militärischen Strukturen am liebsten verlassen. Doch beim MfS kann man nicht so einfach kündigen. Er ertränkt seinen Frust regelmäßig im Alkohol, die Ehe mit seiner Frau Sabine gerät in eine Krise. Die Folge: Teske wird bei der Arbeit nachlässiger, neben falschen Spesenabrechnungen unterschlägt er einen Teil der Devisen, die eigentlich für Agenten im Westen bestimmt sind. Schließlich nimmt er sogar Unterlagen mit nach Hause, was streng verboten ist.

Als letzte Alternative sieht er einen Neuanfang in der Bundesrepublik. Mit seinem Sonderausweis wäre er problemlos auch über den Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gekommen. Doch er zögert, will Frau und Tochter nicht allein zurücklassen. Und verpasst so den Absprung – wenige Wochen später wird seine Wohnung durchsucht, die entwendeten Unterlagen entdeckt. Im Verhör gesteht Teske seine Fluchtpläne. Zu seinem Pech war kurz zuvor Top-Spion Werner Stiller in den Westen übergelaufen. Der MfS-Oberleutnant hatte seinen obersten Spionagechef Markus Wolf, bis dahin für den Bundesnachrichtendienst ein „Mann ohne Gesicht“, auf Fotos identifiziert. Stasi-Chef Erich Mielke tobt und fordert nun für Teske eine besonders drakonische Bestrafung.

Mielke will ein Exempel statuieren

Obwohl der schmächtige Akademiker nichts und niemanden verraten und der DDR überhaupt keinen Schaden zugefügt hat, lautet die Anklage im Prozess vor dem 1. Militär-Strafsenat auf „vorbereitete und vollendete Spionage in besonders schwerem Fall in Tateinheit mit Fahnenflucht“. Nachdem sein angeblicher Landesverrat aufgeflogen ist, lassen ihn die Stasi-Genossen in der Hoffnung, er könne mit einer milden Bestrafung rechnen, wenn er alles zugeben würde. Nach der offiziellen Verurteilung dürfe er unter anderem Namen ein neues Leben beginnen. So verfasst er eigenhändig ein Schuldbekenntnis: „Meine Handlungsweise ist schädlich und verantwortungslos. Ich sehe keine Gründe, die meine strafrechtliche Verantwortbarkeit mildern könnten“. Erst beim kurzen Prozess vorm Obersten Militärgericht – Eröffnung am 10. Juni 1981 um 8.30 Uhr, ohne Zeugen, Urteilsverkündung am darauffolgenden Tag um 15.30 Uhr – erkennt der ehemalige Stasi-Hauptmann, dass ein falsches Spiel mit ihm getrieben worden war.

Vorraum der Leipziger Hinrichtungsstätte. Von dort ging es in eine alte Dienstwohnung, deren Zimmer in drei Zellen und einen Hinrichtungsraum umfunktioniert wurden.
Vorraum der Leipziger Hinrichtungsstätte. Von dort ging es in eine alte Dienstwohnung, deren Zimmer in drei Zellen und einen Hinrichtungsraum umfunktioniert wurden. Quelle: Nora Börding

Obwohl das DDR-Strafrecht die Todesstrafe nur für vollendete Delikte vorsieht, wird er für einen Verrat, den er de facto nie begangen hat, zur Höchststrafe verurteilt. Sein Gnadengesuch wird abgelehnt, Teske kommt in die Vollzugsanstalt Leipzig.

Dort wird er am Vormittag mit einem unauffälligen Barkas-Kleinbus über den Hintereingang der Strafvollzugsanstalt in der Leipziger Südvorstadt in die Arndtstraße 48 eingeliefert. Die DDR hatte dort schon 1960 eine Dienstwohnung zu einer geheimen Hinrichtungsstätte umgebaut. Die Örtlichkeit ist ideal, um Vorgänge geheim zu halten: Sie hat eine separate Zufahrt mit blickdichten Toren.

Die zur Hinrichtungsstätte umfunktionierte Dienstwohnung heute: Von einem großen Flur gehen drei Zellen ab (im Hintergrund). Von dort brachten die beiden Gehilfen des Henkers die Verurteilten in den Todesraum (links).
Die zur Hinrichtungsstätte umfunktionierte Dienstwohnung heute: Von einem großen Flur gehen drei Zellen ab (im Hintergrund). Von dort brachten die beiden Gehilfen des Henkers die Verurteilten in den Todesraum (links). Quelle: Nora Börding

In der Wohnung waren zwischen 1960 und 1967 bereits rund 30 Verurteilte getötet worden – mit einer Guillotine. In der heutigen Erinnerungsstätte sind noch Anker-Reste dieser Köpfmaschine zu sehen; ebenso ein Wasserablauf, der aus weißem Porzellan gefertigt wurde, damit kein Blut haften blieb. „Den Akten ist zu entnehmen, dass dort bis 1967 auch Zwei- und Dreifach-Hinrichtungen stattfanden“, berichtet Tobias Hollitzer, der Leiter der Leipziger Gedenkstätte „Runde Ecke“, die die Erinnerungsstätte betreibt. Diese Hinrichtungen hätten im Abstand von nur wenigen Minuten stattgefunden – Zweit- und Drittopfer müssten deshalb in einem blutverschmierten Raum zu Tode gekommen sein. Erst mit der neuen DDR-Strafprozessordnung von 1968 hatte die DDR die Hinrichtungsart von „Enthaupten“ auf „Erschießen“ geändert.

Kein letzter Wunsch und kein Abschiedsbrief

Als Teske am Vormittag des 26. Juni 1981 in der Hinrichtungsstätte eintrifft, empfängt ihn eine mindestens dreiköpfige Gruppe: der Leiter der Haftanstalt, ein Staatsanwalt und der Leiter des Leipziger Haftkrankenhauses als Arzt. „Bis 1967 kamen die Verurteilten am späten Abend nach Leipzig und durften noch Abschiedsbriefe schreiben und einen letzten Wunsch äußern“, hat der Leipziger Historiker Philipp Bludovsky, der für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an diesem Thema arbeitet, recherchiert. Einige hätten sich ein letztes Essen, Zigaretten oder Alkohol gewünscht. „Das durfte aber nicht mehr als zehn Mark der DDR kosten.“

Doch Teske darf keinen Brief schreiben und auch keinen Wunsch äußern. Auch das hatte die DDR 1968 abgeschafft. Vermutlich kurz nach seiner Ankunft in der Leipziger Südvorstadt bringen ihn die beiden Gehilfen des Henkers in den Todesraum.

Der Todesraum heute: Nach 1990 hat ein Leipziger Pfarrer ein Kreuz angebracht. Hinterbliebene haben eine Gedenkschleife und Blumen auf den Fußboden gelegt.
Der Todesraum heute: Nach 1990 hat ein Leipziger Pfarrer ein Kreuz angebracht. Hinterbliebene haben eine Gedenkschleife und Blumen auf den Fußboden gelegt. Quelle: Nora Börding

Die Tür dieses Raumes öffnet sich nach innen und als Teske eintritt, fällt sein Blick vermutlich auf eine verkleidete Holzwand mit einer Tür in der Mitte, die an Stelle des früheren Fallbeils aufgebaut wurden. Als er dorthin geführt wird, fragt er sich wahrscheinlich, was ihn hinter der Tür erwartet. Dass weiß auch der Henker, der sich hinter der geöffneten Zimmertür versteckt hat: Er tritt von hinten an Teske heran, hält seine Pistole vom Typ Walther P 38 mit Schalldämpfer dicht an dessen Hinterkopf und drückt ab.

„Mit dem Schuss war das für mich vorbei“, berichtet Hermann Lorenz nach der Friedlichen Revolution in einem Fernsehinterview. Er gilt als der letzte Henker der DDR und hat zwischen 1968 und 1981 rund 20 Menschen in Leipzig erschossen. Pro Hinrichtung soll er 150 Mark erhalten haben – plus schnellere Beförderung und Auszeichnungen. „Ich habe keinen erlebt, der geschrien oder Widerstand geleistet hätte“, so Lorenz. „Dafür ging alles viel zu schnell.“ Wofür er die Menschen tötete, habe ihn nie interessiert. Allerdings hat er nach 1990 auch bestritten, Teske erschossen zu haben.

Im Ofenbuch wird „Abfall“ vermerkt

Teskes Leichnam wird im Krematorium des Leipziger Südfriedhofs verbrannt. Stasi-Mitarbeiter bringen den Sarg – den sie am Vortag dort abgeholt und gleich bar bezahlt hatten – gleich nach der Hinrichtung ins Krematorium. Niemand darf jetzt in den Sargen schauen und statt des Namens des Hingerichteten werden Vermerke wie „Anatomie Leipzig“, „Abfall“ oder „Reste“ ins Ofenbuch geschrieben. Die Asche wird anonym verscharrt und der Totenschein wird vom anwesenden Arzt gefälscht: Teske ist angeblich in Dessau gestorben, nur das Datum und die Uhrzeit stimmen.

Diesen Teil des Todesraumes sahen die Verurteilten, wenn sie durch die Tür eintraten. Im Boden sind noch die Reste der Verankerungen zu sehen, an denen bis 1967 die Guillotine befestigt war. Im Hintergrund der weiße Porzellan-Abfluss. Hinter dem rechten Mauervorsprung befindet sich die Wasserleitung, mit deren Hilfe der Raum nach jeder Hinrichtung gereinigt wurde. Die Forscher gehen davon aus, dass sich von 1968 bis 1981 zwischen den beiden Mauervorsprüngen eine Holzwand mit einer Tür in der Mitte befand.
Diesen Teil des Todesraumes sahen die Verurteilten, wenn sie durch die Tür eintraten. Im Boden sind noch die Reste der Verankerungen zu sehen, an denen bis 1967 die Guillotine befestigt war. Im Hintergrund der weiße Porzellan-Abfluss. Hinter dem rechten Mauervorsprung befindet sich die Wasserleitung, mit deren Hilfe der Raum nach jeder Hinrichtung gereinigt wurde. Die Forscher gehen davon aus, dass sich von 1968 bis 1981 zwischen den beiden Mauervorsprüngen eine Holzwand mit einer Tür in der Mitte befand. Quelle: Nora Börding

Sogar die Familienangehörigen erhalten keinerlei Informationen. Auch Teskes Witwe Sabine und ihre Tochter Jana kennen keine Einzelheiten. Bis 1990 glauben sie, dass ihr Mann und Vater unter einem anderen Namen an einem verborgenen Ort leben würde. Dennoch müssen sie aus Berlin wegziehen, in Schwerin erhalten Frau und Tochter eine neue Identität. Der Name Teske soll endgültig eliminiert werden.

Sechs Jahre später, am 17. Juli 1987, schafft die DDR die Todesstrafe ab. Staats- und Parteichef Honecker will kurz vor dem ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen mit Helmut Kohl in Bonn ein Zeichen des guten Willens setzen. Da die Zeichen für eine Änderung des Strafgesetzbuches für diesen Propaganda-Coup nicht mehr ausreicht, wird nun ein Beschluss des Staatsrates veröffentlicht, dass die entsprechenden Gesetze keine Geltung mehr haben. Schlichter Verfassungsbruch selbst nach DDR-Recht. Erst Ende Dezember 1987 beschließt die DDR-Volkskammer mit dem 4. Strafrechtsänderungsgesetzt die Streichung der Todesstrafe. Die SED-Spitze glaubte selbst bei der Abschaffung noch, beim Thema „Todesstrafe“ nach politischen Kalkül handeln zu dürfen.

Die Hinrichtungsstätte heute: Im Innenhof hatte die Stasi sämtliche Fensteröffnungen der Dienstwohnung zumauern lassen, als diese zur Hinrichtungsstätte umfunktioniert wurde. Hinter der zugemauerten großen Fensteröffnung (Mitte) befindet sich der Todesraum..
Die Hinrichtungsstätte heute: Im Innenhof hatte die Stasi sämtliche Fensteröffnungen der Dienstwohnung zumauern lassen, als diese zur Hinrichtungsstätte umfunktioniert wurde. Hinter der zugemauerten großen Fensteröffnung (Mitte) befindet sich der Todesraum.. Quelle: Nora Börding

Trotz all dieser Heimlichkeiten bemerken einzelne Mitarbeiter des Südfriedhofes die jahrzehntelangen geheimnisvollen Verbrennungen. Nach der Friedlichen Revolution erstatten sie Anzeige. Bei ersten Ermittlungen werden die Bareinzahlungen der Haftanstalt für die Einäscherungen gefunden. Schnell ergibt sich der Verdacht, dass es sich um Hingerichtete aus Leipzigs größter Haftanstalt handeln könnte. Als die Ermittler beim Anstaltsleiter nachfragen, bekommen sie ein Dementi zu hören. „Hier ist niemand hingerichtet worden“, erklärt der Chef der Anstalt kategorisch. Er sei erst seit relativ kurzer Zeit im Amt – sein Vorgänger wäre unbescholten in den Ruhestand gegangen. Aber der Neue gibt den Ermittlern einen wichtigen Tipp: Wenn sie mehr erfahren wollen, sagt er, müssten sie zur Generalstaatsanwaltschaft nach Berlin fahren.

Dort stoßen die Beamten auf zwei Aktenordner, die brisantes Material enthalten: Vollstreckungsprotokolle und zahlreiche Abschiedsbriefe, die kurz vor den Hinrichtungen geschrieben, aber nie an die Angehörigen weitergeleitet wurden.

Vier Jahre Haft für die Täter

Auch Henker Lorenz gibt in Vernehmungen, aber auch in Interviews weitere brisante Details preis. So erzählt er, dass er in Leipzig nicht jedes Hinrichtungsopfer mit dem ersten Schuss töten konnte. In zwei Fällen habe er die richtige Stelle am Hinterhaupt verfehlt und die Opfer hätten noch gelebt. Diese seien dann auf eine Holzschwelle gelegt worden und der anwesende Arzt habe ein Kreuz auf die Brust der Verurteilten gezeichnet – genau über dem Herzen. Dort habe er dann den finalen Schuss platziert.

Quelle: Nora Börding

Pannen soll es auch bei den Hinrichtungen mit der Guillotine gegeben haben. Es wird erzählt, dass sich das Fallbeil der Köpfmaschine einige Male verkantet haben soll. Die Versuche sind dann so lange wiederholt worden, bis das Opfer tot war, heißt es.

Das gegen Teske ergangene Todesurteil wird 1993 vom Landgericht Berlin als rechtsstaatswidrig aufgehoben. Denn selbst nach DDR-Recht sei Teskes Vorhaben nie über das Versuchsstadium hinausgekommen. Im Juli 1998 verurteilt das Berliner Landgericht den früheren DDR-Militärrichter Karl-Heinz Knoche und Militärstaatsanwalt Heinz Kadgien, die an der Verurteilung von Teske mitgewirkt hatten, wegen Totschlags und Rechtsbeugung beziehungsweise Beihilfe zu vier Jahren Haft.

Dieses Detail des Todesraumes gibt den Forschern noch Rätsel auf. An dem Haken war wahrscheinlich ein Vorhang befestigt.
Dieses Detail des Todesraumes gibt den Forschern noch Rätsel auf. An dem Haken war wahrscheinlich ein Vorhang befestigt. Quelle: Nora Börding

Laut Werkentin wurden in der DDR 221 Todesurteile gesprochen, 89-mal wegen NS-Verbrechen, 70-mal wegen krimineller Taten und 52-mal wegen Spionage und Sabotage, 164 davon wurden vollsteckt.

Hinrichtungsstätte wird Erinnerungsort

In der Bundesrepublik war die Todesstrafe im Grundgesetz von Beginn an geächtet und in Artikel 102 abgeschafft. In Westberlin blieb sie noch bis zum Ende des Besatzungsstatuts 1990 in der Alliierten Verordnung 511 verankert. Als letzter Straftäter in Westdeutschland wurde am 18. Februar 1949 in Tübingen der wegen Raubmordes verurteilte Richard Schuh geköpft. Teske wurde so der letzte Hingerichtete auf deutschem Boden. Heute erinnert auf dem Leipziger Friedhof nur noch ein Stein an das zu Unrecht verurteilte Opfer.

Direkt über der Hinrichtungsstätte befanden sich Gefängniszellen. Sie erstrecken sich noch heute vier Etagen hoch. Dort soll ein justizgeschichtlicher Erinnerungsort entstehen.
Direkt über der Hinrichtungsstätte befanden sich Gefängniszellen. Sie erstrecken sich noch heute vier Etagen hoch. Dort soll ein justizgeschichtlicher Erinnerungsort entstehen. Quelle: Nora Börding

Das Sächsische Kabinett hat schon vor 20 Jahren beschlossen, die Geschichte der Leipziger Hinrichtungsstätte zu erforschen, den Ort zu erhalten und dauerhaft zugänglich zu machen. Das Bürgerkomitee Leipzig wurde mit der Erforschung und der Erarbeitung eines Konzeptes beauftragt. Inzwischen wurde wesentliche Teile der Haftanstalt abgerissen und dort neue moderne Räume für die Staatsanwaltschaft errichtet. Die einstige Hinrichtungsstätte blieb jedoch original erhalten – inklusive der vier darüber befindlichen Zellen-Etagen. „Dort oben haben Häftlinge gesessen, während unter Menschen umgebracht wurden“, sagt Museumschef Hollitzer, der mit seinen Mitarbeitern in den oberen Etagen eine Ausstellung zur Geschichte der Todesstrafe in der DDR zeigen möchte. Außerdem sollen dort die Abläufe der Hinrichtungen und die Einzelschicksale der 164 Hingerichteten präsentiert werden – sechs Fälle in jeder erhalten gebliebenen Zelle.

Tobias Hollitzer, ist Leiter der Leipziger Gedenkstätte „Runde Ecke“, zu der auch die zentrale Hinrichtungsstätte gehört. Er und seine Mitarbeiter haben seit der Wende die Geschichte der Leipziger Hinrichtungen erforscht und bereiten eine Dauerausstellung vor.
Tobias Hollitzer, ist Leiter der Leipziger Gedenkstätte „Runde Ecke“, zu der auch die zentrale Hinrichtungsstätte gehört. Er und seine Mitarbeiter haben seit der Wende die Geschichte der Leipziger Hinrichtungen erforscht und bereiten eine Dauerausstellung vor. Quelle: Nora Börding

Der Bund hat bereits im Jahr 2013 signalisiert, dass er sich zu 50 Prozent an den Kosten des geplanten „justizgeschichtlichen Erinnerungsorts“ beteiligen will. Die Landesmittel hat der Landtag im gerade beschlossenen Doppelhaushalt wieder bereitgestellt. Der Freistaat hat mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. als künftigen Träger auch schon einen Nutzungsüberlassungsvertrag über die Räumlichkeiten abgeschlossen. Aktuell warten die Ausstellungsmacher auf die Freigabe der Planungsmittel. „Jetzt müssen zumindest die Planungen beauftragt werden“, sagt Hollitzer. „40 Jahre nach der letzten Hinrichtung sollte die Errichtung des geplanten Erinnerungsortes mit einer entsprechenden modernen Dauerausstellung endlich beginnen.“

Von Andreas Tappert und Michael Ossenkopp

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 26.06.2021

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Annette
Annette
2 Jahre zuvor

…sie sind hier, STASI-Leute sind hier integriert worden…

Klasse, was?

Ulrike
Ulrike
2 Jahre zuvor

Und jetzt werden auch noch die Akten vernichtet. Das wird einige Verbrecher die hier untergetaucht sind freuen.

Eine Schande war schon dass Gauck der Hüter der Akten war. Der konnte seine so ganz toll entsorgen.

Rosemarie Pauly
Rosemarie Pauly
2 Jahre zuvor

Mögen die Opfer in Frieden ruhen. Die Henker werden irgendwann vom Teufel persönlich geholt, wenn „er“ das nicht schon erledigt hat.

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
2 Jahre zuvor

In der BRiD gibt es den Tot in der Zelle für dem der keine GEZ zahlt. Glaubt Ihr DIE, genau DIE, jawohl DIE, würden auch nur eine Sekunde zögern GEZ Verweigerer Köpfen zu lassen, wenn es das auch noch sowieso ungültige Gesetz dafür existieren würde.