Der Lotse geht rechtzeitig von Bord: Bundesbank-Präsident Weidmann tritt zurück

21. Oktober 2021

Der Lotse geht rechtzeitig von Bord: Bundesbank-Präsident Weidmann tritt zurück

WIRTSCHAFT

Frankfurt/Main. Ein Paukenschlag, der weit über Deutschland hinaus Symbolkraft besitzt: der langjährige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist zurückgetreten. In einem Schreiben an seine Mitarbeiter macht Weidmann persönliche Gründe für seinen Schritt geltend und führt an, zehn Jahre an der Spitze der Bundesbank seien „ein gutes Zeitmaß […], um ein neues Kapitel aufzuschlagen – für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich“.

Beobachter gehen aber davon aus, daß der erst 53 Jahre alte Weidmann, dessen Vertrag bei der Bundesbank noch bis 2027 gelaufen wäre, gewichtigere Gründe für seinen Rückzug hat. Er erwähnt sie in seinem Schreiben nur andeutungsweise und macht deutlich: „Mir war es dabei immer wichtig, daß die klare, stabilitätsorientierte Stimme der Bundesbank deutlich hörbar bleibt.“ Entscheidend sei zudem, „nicht einseitig auf Deflationsrisiken zu schauen, sondern auch perspektivische Inflationsgefahren nicht aus dem Blick zu verlieren“.

In den zurückliegenden zehn Jahren seiner Amtszeit ließ Weidmann mehr als einmal erkennen, daß er der EZB-Politik einer ständigen Geldmengenausweitung bei gleichzeitigen Nullzinsen, die insbesondere in Deutschland zu Verlusten der Sparer führen mußte, kritisch gegenüberstand und sie auch nicht mitzutragen bereit war. Mit der Mehrheit des EZB-Rates lag er deshalb im Clinch.

Weitere Streitpunkte kamen hinzu, so etwa die von der Europäischen Zentralbank aktiv mitgetragene Klimapolitik. Erst vor wenigen Wochen äußerte Weidmann deutliche Kritik und argumentierte, der Beschluß des EZB-Rats, Klimaschutzaspekte stärker in seinen geldpolitischen Handlungsrahmen einfließen zu lassen, sei falsch.

In einem Interview der „Initiative Gesichter der Demokratie“ erklärte er zu den klimapolitischen Ambitionen der EZB rundheraus: „Es steht uns nicht zu, Ergebnisse der demokratischen Willensbildung von Parlamenten und Regierungen zu korrigieren oder vorwegzunehmen.“

Allerdings konnte sich Weidmann mit seinem Standpunkt nicht durchsetzen. Im Herbst wird die EZB auch offiziell sogenannte „Green Bonds“ ausgeben, die an klimapolitisches Wohlverhalten geknüpft sind. Kredit wird von ihr dann nur erhalten, wer klimapolitisch korrekt investiert, während die CO2-intensiveren Wirtschaftsbranchen mittels der Kreditvergabe ausgetrocknet werden sollen. Dieses ebenso einseitige wie eindeutige politische Mandat der EZB ist von niemandem legitimiert.

Weidmann setzte mit seinem Rücktritt ein Signal – und zog vermutlich auch persönlich die Reißleine, ehe die Inflation auch der Bundesbank die Initiative aus der Hand nimmt. Die Teuerung liegt derzeit bereits bei stattlichen vier Prozent, Fachleute prognostizieren fünf Prozent für November. Weidmann als Vertreter einer stabilitätsorientierten Geldpolitik sah den Zeitpunkt gekommen, die Brücke zu verlassen. (se)

Quelle: zuerst.de vom 21.10.2021

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Ulrike
Ulrike
2 Jahre zuvor

Der verlässt frühzeitig das sinkende Schiff. Mann der noch Charakter hat und das böse Spiel nicht mitmacht.

Rosemarie Pauly
Rosemarie Pauly
2 Jahre zuvor

Ich finde das auch seltsam. Andererseits kann er sicher auf weitere sechs Jahre Arbeit verzichten, weil er seine Schäfchen möglicherweise bereits ins Trockene verbracht haben wird.
Vielleicht ist er auch einer der Wenigen, die nicht aus Geldgier und Machtanspruch heraus solch einen Posten bekleidet haben.

birgit
birgit
2 Jahre zuvor

Er weiß zu viel, viel zu viel !!!Dieser Klimaquatsch ist ihm ein Dorn im Auge, denn Deutschland ist auf der Landkarte nur ein Fliegenschiß und will die Welt allein retten. Die Zinspolitik macht ihm Sorgen u.s.w.
Und dann noch der Betrug mit den Collateralen ! Wenn ihm die Klappe aufgeht, hat er vermutlich einen Unfall. Also geht er lieber.

Annette
Annette
2 Jahre zuvor

…ich bin dann mal wech…
Weg ist er, und er weiß auch warum.
Altmeier, Schäuble, AKK etc. hauen auch ab, ab in den Süden…

Diese erbärmliche Regierung wider dem Deutschen Volk muß endlich an sich selbst zugrunde gehen.
Keine Sorge, ihr lieben Verfassungsschützer und Gehilfen, ihr seid qualifiziert genug, in anderen (echten) Staaten eine gut bezahlte Arbeitsstelle zu erwirken. Allein die Ex-Stasi-Leute werden mit Kußhand genommen…