Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Berlin vor einem Bildersturm: Müssen mehr als 100 Straßen und Plätze umbenannt werden?

17. Dezember 2021
Berlin vor einem Bildersturm: Müssen mehr als 100 Straßen und Plätze umbenannt werden?
KULTUR & GESELLSCHAFT

Berlin. Erst vor kurzem machte die Hauptstadt Berlin mit einem großangelegten Straßen-Umbenennungsprojekt von sich reden: zahlreiche Straßennamen, die auf wichtige Akteure der preußischen Geschichte zurückgehen, sollen demnach nach dem Willen zeitgeistschnittiger Vergangenheitsbewältiger „entsorgt“ werden.

Jetzt zeigt sich: das war nun die Spitze des Eisbergs. Der Berliner „Antisemitismusbeauftragte“ legte dieser Tage nach und stellte ein Dossier vor, das nicht weniger als 290 Berliner Straßennamen enthält, deren Namensgeber „Antisemitismus“-verdächtig sind – die Straße sollen umbenannt oder die Straßenschilder wenigstens mit politisch korrekten Erklärschildern versehen werden. Unter den Opfern der anstehenden Straßen-Säuberungen befinden sich auch prominente Akteure der deutschen Geschichte wie Martin Luther, Richard Wagner und selbst der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Mit der Veröffentlichung der Studie will der Berliner Antisemitismus-Beauftragte Salzborn eine gesellschaftliche Debatte über Straßen anstoßen, deren Namensgeber sich „antisemitisch“ geäußert haben oder sogar einem gefestigten antisemitischen Weltbild angehangen haben sollen.

Der Autor des Dossiers, der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen, empfiehlt in nicht weniger als 101 Fällen eine Umbenennung – so etwa für Straßen und Plätze, die nach Richard Wagner oder auch nur nach seinen Opern und Bühnenfiguren benannt sind. „Wagner war überzeugter Antisemit und Verfasser der antisemitischen Schrift ‚Das Judenthum in der Musik‘ (1850). Werk und Weltbild lassen sich unter anderem deshalb nicht trennen“, doziert die Studie.

Das von der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung herausgegebene Dossier empfiehlt auch etwa die Umbenennung einer nach dem Philosophen Eduard Spranger benannten Straße in Steglitz-Zehlendorf sowie die Umbenennung von zwei nach dem preußischen Ministerialbeamten Peter Beuth benannten Straßen in Mitte und Pankow.

Spranger war Mitglied des Wehrverbands Stahlhelm und trug laut Dossier Verantwortung für den Ausschluß von Juden aus der Berliner Goethe-Gesellschaft. Beuth war Mitglied der Deutschen Tischgesellschaft und sprach sich gegen die rechtliche Gleichstellung von Juden aus.

Eine Umbenennung wird zudem für zehn nach dem Reformator und Theologen Martin Luther benannte Straßen empfohlen. „Martin Luther verfaßte antijüdische Schriften und war prägend für die weite Verbreitung des christlich motivierten Antijudaismus“, unterstellt die Studie.

Mit einer „Kontextualisierung“ mittels Erklärtafeln sollen hingegen die  Sprachwissenschaftler und Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm davonkommen. Aber auch in „den von ihnen veröffentlichen ‚Deutschen Sagen‘ kolportierten sie antijüdische Ressentiments. Jacob Grimm war Gegner der rechtlichen Gleichstellung von Juden, in seinen Briefen bediente Grimm frühantisemitische Tropen“, dekretiert Studienautor Sassmannshausen.

Besonders heftig: selbst der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer soll der Vergangenheitsbewältigung anheimfallen. „Als erster Bundeskanzler versammelte er ehemalige NS-Funktionäre in seiner Regierung um sich“, wird ihm vorgeworfen. Und schlimmer noch: „Es gibt verschiedene Hinweise auf antisemitische Ressentiments im Denken Adenauers. Während der antisemitischen ‚Schmierwelle‘ Ende der 1950er-Jahre bagatellisierte Adenauer den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft.“

Jetzt hat Berlin ein handfestes Problem: sollten die 101 vorgeschlagenen Straßen und Plätze tatsächlich umbenannt werden, käme ein gigantischer Verwaltungsaufwand auf Stadtverwaltung, Firmen, Einwohnermeldeämter und andere Behörden zu. Bei den betroffenen Bewohnern und Geschäftsleuten kommen die Umbenennungspläne deshalb in aller Regel nicht gut an. Sie kosten nur Zeit, Geld und viel Nerven. (rk)

Quelle: zuerst.de vom 17.12.2021

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