Stuttgart. In der bayerischen Söder-Regierung wurde kürzlich laut darüber nachgedacht, ungeimpfte Kräfte im Gesundheits- und Pflegewesen möglicherweise durch „Flüchtlinge“ zu ersetzen. Doch das ist vermutlich eine Schnapsidee, wie jetzt das Ende eines Modellversuchs nahelegt.
Am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart hatte man schon 2017 die Idee, dem akuten Mangel an Pflegekräften durch die verstärkte Schulung von Zuwanderern zu begegnen. Die Klinik hob ein Modellprojekt aus der Taufe. Dieses ist inzwischen krachend gescheitert. Die Abschlußprüfung des ersten Jahrgangs im Sommer 2021 schafften gerade einmal vier von 19 männlichen und weiblichen Bewerbern – das ist eine Durchfallquote von knapp 80 Prozent.
Die Aspiranten kamen aus Syrien, Iran, Irak und Afghanistan und erhielten zusätzlich zu ihrer medizinischen Ausbildung Schulungen in „interkultureller Kompetenz“. Deshalb dauerte die Ausbildung ein Jahr länger als üblich.
Die Gründe für das Scheitern des Experiments sind erstaunlich banal. Die „Flüchtlinge“, die für die Ausbildung zur Krankenpflegekraft am Robert-Bosch-Krankenhaus ausgewählt wurden, brauchten lediglich eine bestandene A2-Sprachprüfung. Das höchste Niveau dieser Einstufung ist C2, insgesamt gibt es sechs Stufen. A2 bedeutet lediglich Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Weil man am Robert-Bosch-Institut offenbar ahnte, daß das nicht reichen würde, wurden weitere Deutschkurse angeboten – auf freiwilliger Basis und ohne verpflichtende Zwischenprüfungen.
„Wir wollten damals, nachdem so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren, ein politisches Signal senden“, so Professor Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses. „Das war gut gemeint, hat aber nicht gut funktioniert.“
Noch ist der zweite Jahrgang in der Ausbildung und soll im Sommer 2022 seine Abschlußprüfung ablegen. Aber unabhängig davon, wie die Ergebnisse ausfallen, ist das Vertrauen in das ambitionierte Projekt offenbar nicht mehr groß: einen dritten Jahrgang wird es nicht mehr geben. (rk)
Quelle: zuerst.de vom 25.01.2022
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