Krieg der Worte: Wenn der Mainstream dreimal kräht

28.07.2016
Peter Bartels

Jesus lehnte gefesselt am Pfahl. Die Römer hatten ihn ausgepeitscht. Das Blut unter der »Dornenkrone« lief ihm über das Gesicht. Petrus hatte sich auf den Hinterhof geschlichen, wollte nach seinem »Meister« gucken. Die Schergen erkannten ihn: »Der gehört doch auch zu diesem König der Juden …« Petrus schüttelte ängstlich den Kopf: »Nein, ich kenne diesen Menschen nicht!« Und schlich feige davon. Stunden vorher hatte Jesus ihm gesagt: Noch ehe der Hahn einmal kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben …

Der Menschensohn soll längst wieder Gott sein – der Hahn kräht trotzdem weiter. Inzwischen 30 Mal am Tag, oder öfter. Bei Bild, der Süddeutschen, der FAZ, bei ARD, ZDF, Phoenix. Und beim Spiegel. Natürlich. Da kräht er manchmal sogar alle 30 Minuten. Gerade stand mal wieder ein gewisser Georg Diez auf dem Misthaufen: »Amokläufer« oder »Terrorist«? Es ging ihm nicht um sprachliche »Feinheiten«. Es ging ihm um »Probleme, die ausgeblendet« werden. Vulgo (Spiegel-Deutsch): um Sprachregelung! Der Münchner Massenmörder ist für den schicken Diez (ja, der mit dem Spiegel-Chefparkplatz!) nämlich kein »Amokläufer«, sondern ein »Terrorist«. Weil er, so Gedankenleser Diez, »explizite gedankliche Verbindungen zu Anders Breivik, Rassist, Terrorist« hatte.

Und sogleich klagt der Herr Diez angewidert los: »Warum nennen fast alle Medien – auch SPIEGEL ONLINE – (schreibt er so) David Sonboly einen Amokläufer? Er war (doch) keiner, der aus einem diffusen Gefühl von Wut und Weltekel heraus agierte. Sein Motiv, sein Name war Hass.«

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Diez flennt weiter: »Und warum ist der Attentäter von Ansbach … ein Terrorist?« Mohammad Daleel, Syrer, (schon!) seit zwei Jahren in Deutschland … nicht (mal!) besonders religiös … (auch noch!) von Abschiebung bedroht … Und dann holt der Mainstream-Gerechte richtig tief Luft: »Es geht hier ja (also doch!) um weit mehr als um ein paar sprachliche Feinheiten.«

Es gehe darum, wie eine Gesellschaft auf eine Tat reagiere, wie und wo sie nach den Gründen suche … Lieber weit weg oder doch in den eigenen Gemeinden, Schulen, Neubauvierteln. Warum rede nach München also kaum jemand über Rassismus? Das sei falsch in einer Situation, in der die Angst langsam hysterisch zu werden drohe … Was also brachte David Sonboly dazu, Türken und Araber zu hassen? Denn: »Was heißt (schon), er wurde gemobbt«?

Der Herr mit der großen, dunklen Brille, dem auf intellektuell gemimten Flunsch, geniert sich natürlich nicht, sich selbst zu erlauben, was er heuchelnd geißelt: Der Münchner Massenmörder heißt nicht David, wie Diez ständig wiederholt, er heißt Ali. Aber natürlich hört sich David viel jüdischer an; für Linke und Moslems gehören die »Scheiß-Juden« nun mal ins Meer … Und überhaupt, nur »wenn« dieser »David« aus einem »Gefühl von Wut und Weltekel heraus agiert« hätte, dann, ja dann hätte auch Spiegel Online ihn »Amokläufer« nennen dürfen.

Hat er aber laut Pantoffel-Philosoph Diez nicht. Also ist er »Rassist«, insinuiert er … Nur darum brachte »David« jetzt Türken und Araber um … Gemobbt? Der Westentaschen-Weise wischt erste Polizeiermittlungen unwirsch von der Mainstream-Platte: Phh!!

Nachsicht, bitte, lieber noch verbliebener Spiegel-Leser, der Herr Diez ist auch nur Autofahrer, wenn auch ein schicker. Und der hegt und pflegt sein Wägelchen wie die meisten Spießer, hatte deshalb vielleicht einfach noch keine Zeit … zu hören … zu lesen … auf Facebook zu sehen … wie Türken, Libanesen, Araber deutsche Schulkinder schlagen, treten, ausrauben. Wie sie Lehrerinnen Hure nennen.

Oder sich weigern, der Rektorin die Hand zu geben. Und überhaupt, warum tragen diese Mini-Mädchen immer noch keine Burka? Warum fressen diese deutschen Blagen immer noch Würstchen vom Schwein? Warum gehen manche immer noch zum Kommunions- oder Konfirmandenunterricht? Warum, verdammt noch mal, sind eigentlich immer noch so viele Deutsche in Multi-Kulti-Land?

Wie wohltuend sind da doch die (natürlich erzlinken) US-Zeitungen wie New York Times oder Washington Post. Die beschäftigen sich wenigstens »speziell mit den Opfern – Deutsche mit türkischen, albanischen Wurzeln, die Gesichter eines … neuen Deutschland«.

Dass sich Dieze-Männchen mit seinem Antifa-Hosianna dem einstigen SED-Zentralorgan Neues Deutschland auf Arschnähe ranrobbt, geht ihm natürlich am selben vorbei. Und dabei hilft ihm prompt ein sogenannter »Konfliktforscher«(??) namens Ulrich Wagner, den (natürlich) der zwangsgebührenfinanzierte Deutschlandfunk wieder mal reanimiert hat: »Gefühle von Benachteiligung und Ausschluss … Wir diskutieren über das Falsche … Bessere Integration … Die Gesellschaft muss umdenken …«

Noch während Diez seinen vorerst letzten »Mainstream-Magister« zum dritten Mal beim Latte macchiato selbstgefällig buchstabierte, stieß die FAZ ins Mainstream-Martinshorn: Sie hatte aus»Sicherheitskreisen« (?!?) erfahren, der »Amokläufer« von München soll (tatsächlich) Rechtsextremist gewesen sein.

Er war zwar nicht in die rechtsextreme Szene eingebunden (so weit traut man sich dann doch nicht), trotzdem sei er eindeutig rassistisch gewesen. Quer über die Netzseite plärrte die FAZ:»Er war stolz darauf, wie Hitler am 20. April geboren zu sein … Der Deutsch-Iraner hasste Türken und Araber … Ali S. sei stolz darauf gewesen, Iraner und deutscher ARIER zu sein …«

Screenshot (657)

FAZ-Service für dunkeldeutsche Klippschüler: »Ursprünglich gilt IRAN als die Heimat der ARIER.« (Eigentlich Indien, macht ja nix). Jedenfalls springt der grauköpfige FAZ-Reporter dem Mainstream-Kollegen und Gedankenleser Diez vom Spiegel richtig tapfer zur Seite: »Die Ermittler gehen daher auch der Hypothese nach, ob S. (Ali Sonboly) bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hätten einen Migrationshintergrund …«

Merke auf: Was in der FAZ-Schlagzeile kategorisch in den Imperativ gemeißelt wurde – »Amokläufer von München war Rechtsextremist« – schmilzt im Text auf Diez-Niveau zusammen auf den Konjunktiv: »Für die Annahme, dass S. (Ali Sonboly) aus rassistischen Motiven heraus tötete, spricht, dass er mehr Menschen hätte töten können – er führte 300 Schuss Munition bei sich.« Hätte, hätte, Fahrradkette…

Ersparen wir uns den Rest, er schwankt ähnlich zwischen Merkels kaum verhohlenem Mainstream-Mantra und altbrotharter Polizeiarbeit. Und Muttchens Megafon? Bild bezieht sich auf einen »Medienbericht« und krakeelt: »Killer von München war Rassist und Rechtsextremist«.

Das Beste kommt – wieder mal – zum Schluss: Der FAZ-Reporter, der Ali finalmente zum Nazi und Rassisten schreibt, heißt Markus Wehner. Ja, derselbe Markus Wehner, der vor ein paar Wochen die mit der Brechstange geschriebene Geschichte über unser aller Nachbarn Jérôme Boateng und den Duster-Deutschen Gauland in die Schlagzeilen rumpelte. Damals allerdings bekam Koautor Eckart Lohse den »großen Medien-Bahnhof«. Diesmal hat der Markus allein geschrieben. Sicher ist sicher? Jedenfalls auch EXKLUSIV …

Quelle: Kopp-online vom 28.07.2016

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