Davos. Den ukrainischen Präsidenten Selenskyj hat sich der frühere US-Außenminister Henry Kissinger mit seinem auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum geäußerten Vorschlag nicht zum Freund gemacht, die Ukraine solle um einer baldigen Friedenslösung willen zu Gebietsverzichten bereit sein.

Selenskyj wies solche Überlegungen harsch zurück und kritisierte Kissinger scharf. Die Ukraine werde kein Gebiet abgeben, sagte Selenskyj per Video-Zuschaltung in einer Gesprächsrunde in Davos; „nicht einen Meter”.

„Die Ukraine kämpft, bis sie ihr gesamtes Territorium zurück hat”, stellte Selenskyj klar. Er sei bereit zu Gesprächen mit Moskau, wenn Rußland sich auf die Frontlinien von vor dem 24. Februar zurückziehe. „Man hat den Eindruck, daß Herr Kissinger nicht das Jahr 2022 auf seinem Kalender stehen hat, sondern das Jahr 1938, und daß er glaubt, er spreche nicht in Davos, sondern in München zu einem Publikum von damals“, sagte der ukrainische Präsident mit Blick auf das Münchner Abkommen. Damals war das strittige Sudetenland mit seiner deutschen Bevölkerung unter Mitwirkung der Westmächte England und Frankreich an das Deutsche Reich abgetreten worden. Die Sudetendeutschen waren in der damaligen Tschechoslowakei benachteiligt und schikaniert worden.

Kissinger hatte dazu geraten, die Ukraine solle auch einer endgültigen Abtretung der Krim an Rußland zustimmen. (mü)

Quelle: zuerst.de vom 29.05.2022

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