Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Deutsche Industrie warnt vor explodierenden Energiekosten: „Deutschland wird zum Industriemuseum“

30. August 2022

WIRTSCHAFT

Berlin/Darmstadt/München. Die Warnungen vor den Folgen der aktuellen Energiepolitik und den daraus resultierenden explodierenden Energiekosten werden jetzt auch aus Industriekreisen lauter.

Bereits Anfang August hatte unter anderem der renommierte Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp vor einer „großen Entlassungswelle“ gewarnt. Und die bayerische Industrie- und Handelskammer (BIHK) erklärte, angesichts der aktuellen Strompreise seien allein in Bayern Tausende von Arbeitsplätzen in Gefahr; fiele das russische Gas aus, könnte die Zahl allein in Bayern auf bis zu eine Million steigen.

Nach einer Umfrage der BIHK fürchten zwei Drittel der Betriebe in Bayern den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, und ein Fünftel beabsichtigt eine Verlagerung ins Ausland oder hat diese bereits eingeleitet. Bayern und Baden-Württemberg sind Schwerpunkte der deutschen Industrielandschaft.

Aber auch die Industriebetriebe im Norden Deutschlands stehen vor großen Problemen. So muß zum Beispiel ein spezialisierter Metallbetrieb, eine Vakuumhärterei, die bisher jährlich Stromkosten von 168.000 Euro hatte, für dieselbe Energiemenge künftig mit Kosten von 1,7 bis 2 Millionen Euro rechnen. Weitere Energieeinsparungen sind bei dem technisch komplexen Prozeß, bei dem Metallteile elektrisch erhitzt werden, um sie zu härten, praktisch nicht möglich.

Die deutschen Energiepreise waren bereits vor der gegenwärtigen Krise die höchsten in Europa. Das „Handelsblatt“ zitiert einen Energieexperten der TU Darmstadt: „Die deutsche Industrie zahlt für Erdgas aktuell einen Marktpreis, der um den Faktor acht höher liegt als der Marktpreis in den USA.“ Steuern und Abgaben eingerechnet, liege er sogar beim Neunfachen. Der Vorstandsvorsitzende von LANXESS AG, die Spezialchemie-Tochter der Bayer AG, erklärte, blieben die Energiepreise so hoch wie jetzt, „werden wir erleben, daß reihenweise Betriebe in deutschen Schlüsselindustrien schließen. Und was jetzt an wettbewerbsfähigere Regionen wie die USA verloren geht, wird nicht zurückkommen“.

Auch der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie sieht seine Branche in Gefahr. Geschäftsführer Uwe Mazura warnte kürzlich, „wer jetzt noch davon redet, daß hohe Preise ein notwendiger Anreiz fürs Energiesparen sind, hat die ganze Dramatik noch nicht verstanden. Wenn die Hersteller ihre Energierechnungen gar nicht mehr bezahlen können, gehen die Lichter ganz aus, und zwar flächendeckend.“

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur lagen die Strompreise für die Industrie in Deutschland schon 2020 – also noch vor der aktuellen Erhöhungswelle – mit 15,22 Cent je Kilowattstunde bei über dem Doppelten dessen, was in den USA bezahlt werden muß, wo der Preis nur 6,66 Cent beträgt. Die zusätzlichen Abgaben, die erhoben werden, sind so hoch, daß selbst nach Vergünstigungen für die Industrie ein Preis übrig bleibt, der weit über dem Strompreis anderer Länder liegt. Unter diesen Bedingungen werden die USA plötzlich – schon allein dank ihrer niedrigeren Strom- und Gaspreise – ein attraktives Ziel für die Abwanderung deutscher Industriebetriebe.

In der deutschen Aluminiumindustrie haben die Preissteigerungen bereits zu einem Produktionsrückgang von 23 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres geführt. Aluminium ist unter anderem für den Flugzeugbau, aber auch für die Automobilindustrie ein entscheidender Rohstoff. Außerdem ist einer der größten auswärtigen Lieferanten für Aluminium – Rußland – infolge der Sanktionen ausgefallen. Hier droht bereits die nächste Lücke in der deutschen Rohstoffversorgung, die durch die gegen Rußland gerichteten Sanktionen ohnehin bereits angeschlagen ist.

Die großen, international agierenden Chemieunternehmen, sagt Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, können sich mit der Belastung notfalls arrangieren und Produktionsprozesse international umschichten. Viele kleinere und mittlere Firmen, die nur in Deutschland produzieren, werden dagegen schließen müssen.

Was die Zukunftsperspektiven angeht, zeigt sich Entrup pessimistisch: „Keine Idee der Welt schafft es noch, die aktuellen Wettbewerbsnachteile bei den Energiekosten zu kompensieren.“ Der Schritt von einer „weltweit führenden Industrie- und Exportnation hin zum Industriemuseum ist kurz und muß unter allen Umständen vermieden werden“. (se)

Quelle: zuerst.de vom 30.08.2022

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