„Friedensdemo“ und Manifest – „Sie haben Angst vor uns“

Sahra Wagenknecht (r.) und Alice Schwarzer auf einer "Friedensdemo" am 25. Februar 2023 in Berlin. | REUTERS

Sahra Wagenknecht (r.) und Alice Schwarzer auf einer „Friedensdemo“ am 25. Februar 2023 in Berlin. | REUTERS“ s

Stand: 25.02.2023 22:01 Uhr

Nach einer Woche unterschiedlichster Proteste versammeln Wagenknecht und Schwarzer Linke und Rechte in Berlin. Doch die Querfront bleibt aus. Stattdessen zielt Wagenknecht auf Politik und Medien.

Von Thomas Vorreyer, tagesschau.de

„Die Friedensbewegung musste wieder auf die Straße“, ruft Sahra Wagenknecht über den Platz vor dem Brandenburger Tor. „Eine neue Bürgerbewegung“ entstehe hier, pflichtet Alice Schwarzer ihr bei. Es ist der Auftakt für den „Aufstand für den Frieden“ – eine Großkundgebung, auf der sich die Linken-Politikerin und die Publizistin gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine richten und eine sofortige Verhandlungslösung des Krieges fordern.

Parteispitze auf Distanz

In ihrem Manifest hatten Wagenknecht, Schwarzer und mehrere Dutzend andere Prominente geschrieben, Friedensverhandlungen müsse es gerade aus Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung geben. Es brauche Kompromisse „auf beiden Seiten“. Und: Jetzt sei die „Zeit, uns zuzuhören“. Man spreche stellvertretend für eine Hälfte der deutschen Bevölkerung.

Es hagelte Kritik. Der Ukraine würde so ein Diktatfrieden aufgezwungen, hieß es. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach von „politischer Irreführung“. Auch aus Wagenknechts eigener Partei kam Kritik, nicht zuletzt weil AfD-Politiker wie Bundeschef Tino Chrupalla das Manifest unterschrieben. Und weil Schwarzer, Wagenknecht und Wagenknechts Ehemann Oskar Lafontaine in mehreren Interviews eine bestenfalls löchrige Linie nach Rechtsaußen zogen.

Wagenknecht musste dem Parteivorstand erklären, wie man sich von AfD & Co. abgrenzen wolle. Am Ende entschied sich die Partei gegen eine Unterstützung, auch weil sie von der Aktion überrumpelt wurde. Die Diskussion um eine mögliche neue links-rechte „Querfront“ dominierte eine Woche, in der es rund um den Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine viele unterschiedliche Veranstaltungen gab, die den Krieg zum Thema hatten.

Protestforscher: Pro-Ukraine-Demos bislang am größten

Einer, der die unterschiedlichen Bewegungen beobachtet, ist der Leipziger Protestforscher Alexander Leistner. Er sieht vor allem drei zentrale Akteure auf den Straßen. Da sei die „klassische Friedensbewegung“ der Ostermärsche, sagt Leistner. Diese habe seit Kriegsbeginn Mobilisierungsprobleme.

Erfolgreicher sei jenes rechtsoffene Protestmilieu, das in den vergangenen Jahren auch die Corona-Pandemie oder die Energiekrise besetzt hat. Doch eine echte Protestwelle sei ihm nicht gelungen.

Die zahlenmäßig größten Demonstrationen, sagt Leistner, hätten sich hingegen solidarisch mit der Ukraine gezeigt. Gerade kurz nach Kriegsbeginn hätten „Empörung und Betroffenheit“ insgesamt Hunderttausende mobilisiert.

Eine solche Demo fällt am Freitag in Berlin nur etwas kleiner als die Wagenknecht-Schwarzer-Kundgebung tags darauf aus. Das Publikum ist im Schnitt jünger, viele  Ukrainer sind vor Ort. Eine zentrale Botschaft lautet: Die Ukraine müsse selbst entscheiden, wann sie sich auf Verhandlungen einlasse. Eine Frau wirft Wagenknecht und Schwarzer auf ihrem Plakat ein „koloniales Mindset“ vor. Diese wollten über die Ukraine bestimmen. Dabei gehe es jetzt darum, einen Völkermord abzuwehren.

AfD am Montag: „Krieg gegen Bundesregierung“

Das Kontrastprogramm dazu gibt es am Montagabend auf dem Domplatz von Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Bei einer „Friedensdemo“ des AfD-Landesverbandes sitzt der Aggressor nicht in Moskau, sondern in Berlin. Die Bundesregierung haben „dem eigenen Volk den Krieg erklärt“, ruft Landesvize Hans-Thomas Tillschneider. Doch wenn man eine Regierung habe, „die gegen uns Krieg führt, führen wir Krieg gegen diese Bundesregierung“, so Tillschneider weiter. Einige der wenigen Hundert Teilnehmer jubeln. Noch vor einigen Monaten hatte die AfD die zehnfache Personenzahl hier versammeln können.

Tillschneider gehört zu jenen AfD-Politikern, die das Wagenknecht-Manifest unterschrieben haben. Er war ein wesentlicher Stichwortgeber für die Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz, schreibt eine Kolumne für eine russische Tageszeitung und wäre im September 2022 beinahe in den von Russland besetzten Donbass gereist. Wagenknecht und die AfD trenne weniger voneinander als von CDU, SPD oder Grünen, sagt er nach seiner Rede. Er werde nach Berlin fahren und hoffe auf eine Querfront „vernünftiger Linker und Rechter“.

Herbeifantasieren einer Querfront

Laut Protestforscher Leistner haben solche Aussagen Tradition. Es sei immer ein „einseitiges Bemühen“ extrem rechter Akteuren gewesen, eine Querfront „herbeizufantasieren“. Während der Energieproteste im Herbst habe die Abgrenzung linkerseits funktioniert. Dass die Gemengelage jetzt uneindeutiger sei, liege an Wagenknecht und Schwarzer. Wagenknecht vertrete seit Längerem „linksnationale“ Positionen, sagt Leistner. Diese hätten sie anschlussfähig auch bei der extremen Rechten gemacht.

Und auch die teils widersprüchlichen Aussagen rund um Demo und Manifest. Die „Normalisierung extrem rechter Positionen“ ist hier sicherlich unbeabsichtigt, sagt Leistner. Aber Wagenknecht und Schwarzer seien zwei „Medien- und Politikprofis“. Ihre Kommunikation sei nicht so naiv, wie sie wirke, sondern „fahrlässig“.

Schon am Samstag vergangener Woche in München bei einer ähnlichen Demonstration mit rund 10.000 Teilnehmenden am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz seien die Symbole der verschiedenen Gruppen „im Grunde miteinander verschwommen“, so Leistner. Für die Rechten sei das ein Erfolg gewesen. Das rechtsextremistische „Compact“-Magazin jubelt anschließend über eine neue „Querfront“ für den Frieden.

Samstag in Berlin: Kein Protest gegen Putin

Viele Mitglieder der Linkspartei sind gekommen. Manche tragen Schilder mit der Aufschrift „Mit AfD und Co ist kein Frieden zu machen“. Daneben stehen ergraute Alt-Kommunisten und Vertreter von Wagenknechts alter „Aufstehen“-Bewegung.

Tillschneider ist allerdings auch vor Ort, der sächsische AfD-Chef Jörg Urban ebenfalls. Zumindest „Compact“-Herausgeber Jürgen Elsässer wird von Ordnern an den Rand der Demonstration verwiesen und von Gegenprotest begleitet. Extrem rechte Streamer filmen währenddessen hinter der Bühne.

Zu der heterogenen Mischung gehören Vertreter der Montagspandemieproteste und von Querdenken. Zwischen Friedensflaggen zeigen sich immer wieder auch russische Symbole. Es finden sich mehrere Schilder, die die Schuld am Krieg bei der NATO, den USA oder Deutschland suchen. Gegen Russland oder Putin richtet sich keins.

Und während von der Bühne aus der russische Überfall zumindest kurz verurteilt wird, kommen aus mehreren Ecken Buhrufe, als die Auflagen der Polizei verlesen werden: So sollen etwa keine Karten der Ukraine gezeigt werden, die das Land ohne die von Russland annektierten Gebiete zeigt.

Die Veranstaltung richtete sich gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine.

Wagenknecht warnt vor „atomarem Inferno“

Einig scheint sich die Menge nur in zwei Punkten: beim Ruf nach schnellen Verhandlungen und bei der Ablehnung der aktuellen Bundesregierung. Gegen die grüne Außenministerin gibt es „Baerbock weg“-Sprechchöre. Nicht wenige schlagen sich offen auf die Seite Russlands, andere sorgen sich um eine Eskalation. Die von Rechts erhoffte Querfront ist das nicht.

Sahra Wagenknecht beschwört in ihrer Rede die Gefahr eines „atomaren Infernos“. Der Krieg könne jederzeit eskalieren. Sie verurteilt kurz Putin und ebenso kurz Rechtsextremisten. Länger widmet Wagenknecht sich den Vorwürfen gegen sie selbst. „Krank“ sei die Diskussion im Vorfeld gewesen, sagt sie. Der Ruf nach Frieden könne nicht rechts sein.

Und dann bedient Wagenknecht selbst die Hysterie: Das hier sei nur der Auftakt. Medien und Politik hätten „Angst vor uns“, ruft sie. Die Menge jubelt. Um die Ukraine oder Putin geht es da nicht mehr.

Anmerkung der Redaktion: Das Gespräch mit Alexander Leistner führten wir am Donnerstag, zwei Tage vor Kundgebung von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer in Berlin.

Quelle: tagesschau.de vom 25.02.2023

Anmerkung der Redaktion staseve: In Berlin dürften es auf der Friedensdemonstration gestern um die 50.000 Menschen gewesen sein. Daran kommt man trotz dem Kleinschreiben der Zahlen in den Massenmedien und der Presseinformation der Berliner Polizei, die von 13.000 Teilnehmern berichtete, nicht vorbei, wenn man die Filmaufnahmen analysiert.  

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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
1 Jahr zuvor

Der deitsch Depp braucht immer einen Schwarzkittel vor sich der Ihm zeigt wo es lang gehen soll. Stellt sich einer vor dem deitsch Depp und führt Ihm über den Berg der vergangenen Dunkelheit, dann komm sofort der Schwarzkittel mit seinen Engeln im blitze blanken zum Bombenflugzeug vernieteten  Aluminium und bombt Ihn in das Tal der Dunkelheit zurück!

Im Hochdeutsch! Heutlich früh in den „Nachrichten“ wurde die Suff Kuh zitiert: Das trunkene Tier (Wilhelm Busch, als Vergleich, und das Schnaps getränkte Brot für die Hühner an den Schnüren) warnt vor Sabotage gegen das uns alle rettenden Embargo gegen Russland, es kam auch noch andere Hühnerkacke mit als Mundstuhl raus. Der nächste Schritt dieser/es verfaulten Eier legenden Hennenmann ist dann der Schießbefehl gegen die Saboteure auf der Straße. Jetzt zieht Euch nicht den Lappen wie kleine Kinder bis über die Augen, zieht das Ding runter und lest in den Geschichtsbüchern nach! Das Ergebnis ist doch für uns eindeutig! Noch nie hat eine Diktatur mit Schießbefehl überlebt!! Nur DIE glauben das nicht-wie auch-als Mumie?

Songtext

Schlammschlacht

Bedrohlich, der germanische Wald
Schon seit Urzeit finster und kalt
Voller Tropfen, Geheimnisse und Lichter
Verflochten, verwoben in tote Gesichter

Es rinnt der Schweiß, es rinnt der Regen
Alle Legionäre müssen alles geben
Hosenlos, auf römisch‘ Art
Verschmutzt, erschöpft, doch ohne Bart

Bis zu denKnien im Schlamm sie waten sich immer enger und enger scharen Tiefe Furcht sich in ihre Kehlen schnürt
Ob dem, was ein jeder hier spürt

Er scheint zu leben, der beklemmende Wald
Durch den durch Regen und Nebel nun nichts mehr schallt
Da schlägt ein Ast, da glotzt ein Pilz
Im Moor, es greift nach dir und deine Seele will’s
Doch Todesrascheln, sind nur Rehe vier

Und so sind die Soldaten erfroren und ohne Kraft
Alles durchnässt, dreie das Moor weggerafft
Doch: „Semper fidelis“, immer treu, so folgen sie Varus, ihrem Führer
Den seinerseits Armin, der Cherusker führt

Doch plötzlich des Waldes nagender Angstgefühl
Verwandelt sich in Menschengewühl
Als der Cherusker einen Pfiff ertönen lässt
Und die Legionen stachen in ein Wespennest

Aus dem Schlamm, aus den Blättern an Boden und Bäumen
Aus Senken und nichts
Plötzlich unendlich Germanen schäumen
Ein Schrei wie von tausend Bären ertönt

Der, der zu Tode erschöpften Römer Ängste nur nährt
Unformiert ihr trutzes Heer, sonst zu besiegen doch sehr schwer, ist nun
geschwächt
Durch Waldes Tücke, der geisterhaft die Klingen zückte

Und schon, vom Schwerte ergraben, der Blutstrom fließt
Sich in tosendem Lärmen zu Boden ergießt
Rußgeschwärzt Germani alle
Bringen, getarnt hervorgestürmt den Tross zu Falle

Speere und Pfeile von Bäumen und Höhen regnen
Als die Reihen der Römer behende sich ebnen
Doch auch schwarze Gesichter gehen nach Walhall
Und Blut und Schmerz ist allüberall

Es regnet Köpfe und Arme und Hände
Blutrot ist des Waldes Moor am Ende
Und gerissene Münder und Augen
Im Tode verzerrt aus der Erde nun schauen

Und bis zur dritten Nacht zieht sich das Grauen
Und im Lichte der Fackeln sieht man die Frauen
Wie sie berauben die Römer und finden den Mann
Weinend den Liebsten erkannt, der nicht entrann

Es versinkt diese Nacht in Tränen und Regen und Blut
Kein Auge mehr lacht, unermesslich, gelodert die Wut

Kaum zieht der Morgennebel seine Bahn
So sind schon Wolf und Aar heran
Letzen sich am unendlich geflossenen Strom
Und totes Fleisch nun ihre Gier belohnt

Und durch die Haufen zerfetzter Leiber
Wühlen schmatzend sich Reiter
Auf Bahren tote Cherusker ziehend
Und Waffenvertrieben die Gierigen fliehen

Und so werden die Gefallenen aufgeschichtet
Und durch Flammen nass schwelenden Holzes vernichtet

Nur die Römer bleiben, genagelt an Bäume im Blutmoor zurück
Auf Altären geopfert, Stück für Stück
Ihre Schädel und Waffen Wotan dargebracht
Im heiligen Haine, im Schutze der Nacht

Und noch lange rauchen die Seelenfeuer
Durch die sich die Seele erneuert
Und weit in Walhalla droben
Noch lang‘ die Cherusker sich lobten
Wie brav sie die Römer erzogen

gerhard
gerhard
1 Jahr zuvor

Alles schön u. gut…wen nützt es …wenn die Amis weiterhin Deutschland
,,besetzt“ halten.uns die Souveränität verweigern? Da können wir doch gleich Handstand machen u. versuchen mit dem A…. Fliegen zu fangen….
Wie es scheint haben die USA/NATO/EU viel Freude an diesen Spielchen …Deutschland abzuservieren.

Und dann wäre noch der Punkt abzuarbeiten…wie es scheint ist der Ukraine-Krieg mit seinem Ablenkungsmanöver sehr durchlässig…. dieser Tage schrieb hier jemand: Pfizer antwortet auf interessante Weise, nachdem der öffentliche Druck allmählich weiter steigt.“Wir haben das Land nicht betrogen, sondern den von der Regierung angeordneten Betrug durchgeführt.“ Kein Aas steht auf u. verurteilt diesen ,,Völkermord !!!

Ulrike
Ulrike
1 Jahr zuvor
Reply to  gerhard

Genauso sieht es leider aus. Nur noch Arschkriecher am Werk.