Reutlingen (Baden-Württemberg) – Er hat keinen Beruf und sitzt jetzt zum sechsten Mal in Haft. Genauso viele Male wurde sein Asylantrag abgelehnt. Deutlich häufiger – schon 29-mal – wurde er für Straftaten verurteilt. Und trotzdem wird der Afghane Abdul F. (36) nicht abgeschoben.

Das Amtsgericht Reutlingen an diesem Montag. Wieder muss sich F. verantworten. Dieses Mal für seine Tat am 17. Mai. Weil er Geldsorgen hatte, überfiel er abends am Reutlinger Bahnhof die Kiosk-Angestellte Marina K. (25). Er fesselte die Frau, raubte 1200 Euro aus Tresor und Kasse.

Marina K. sagte vor Gericht als Zeugin gegen den Mann aus, der sie fesselte und bedrohte

Foto: Michael Hahn

Die Verkäuferin vor Gericht: „Ich hatte furchtbare Angst, dachte zuerst, dass er mich vergewaltigen will. Nach der Tat stand ich tagelang unter Schock.“

Abdul F. räumte die Tat ein, genauso wie einen Einbruch in eine Tübinger Arztpraxis: „Ich litt unter Entzugserscheinungen, brauchte unbedingt Geld für Drogen.“

In diesem Kiosk im Reutlinger Bahnhof wurde die Frau überfallen

Foto: Michael Hahn

Er wolle sich bei Marina K. und der „ganzen Gesellschaft“ entschuldigen, dass er schon so oft straffällig geworden sei, sagte er. Grund für seine Probleme sei die Zweitfrau seines Vaters, mit der er sich nicht verstehe.

Afghane ließ sich katholisch taufen

Der Angeklagte: „Bisher empfand ich das Gefängnis wie eine Jugendherberge, weil ich kein Ziel hatte. Dieses Mal leide ich in der Haft, weil meine Freundin auf mich wartet. Ich will eine Therapie machen und ein besserer Mensch werden.“

Richter Eberhard Hausch verurteilte den Afghanen wieder zu einer Haftstrafe

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Richter Eberhard Hausch (60): „Wir wollen keine schönen Worte hören, sondern Taten sehen.“ Abdul F. versäume es andauernd, aus seinen Fehlern zu lernen. Der Richter: „Offenbar hat Sie die Haft zu wenig beeindruckt. Wir geben Ihnen dazu erneut Gelegenheit.“ 3,5 Jahre Knast! Es ist das 29. Mal, dass Abdul eine Strafe kassiert.