Potsdam – In Wahlumfragen liegt Brandenburgs AfD vorn – doch hinter den Kulissen der Rechtsaußen-Partei tobt ein beinharter Machtkampf. Jetzt hat der Landesvorstand den für Februar geplanten Parteitag abgesagt.

Am Wochenende sollten rund 2000 AfD-Mitglieder die Einladungen zur Wahl der Landtagskandidaten am 10. und 11. Februar in Jüterbog bekommen. Viele hatten schon Unterkünfte gebucht. Doch ihre Briefkästen bleiben leer. Der Landesvorstand um Chefin Birgit Bessin (45) beschloss kurzfristig die Verschiebung des Parteitags auf den 7. April.

Brisant, denn: Im April hätte ein weiterer Parteitag zur Neuwahl der AfD-Spitze stattfinden sollen. Mit schlechten Aussichten für Parteichefin Bessin: Die Mehrheit der 18 Kreis-Vorsitzenden steht inzwischen hinter AfD-Fraktionschef Christoph Berndt (67), der auch Landtags-Spitzenkandidat werden will. Bei der letzten Vorstandswahl 2022 landete Berndts Kandidat René Springer (44) noch knapp hinter Bessin.

AfD-Politiker René Springer (44) will Millionen Menschen deportieren

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Mit der Parteitags-Absage will die AfD-Chefin ihre Abwahl verhindern, glaubt das Lager um Christoph Berndt. Um Bessin loszuwerden, planen einige Kreisverbände nun regionale Sonderparteitage, um dort die Einberufung eines Landesparteitags zur Neuwahl des Vorstands zu beschließen. Die Zeit drängt: Vor der Brandenburg-Wahl im September will die zerstrittene Partei Einigkeit demonstrieren.

Beide Konkurrenten rechtsextrem

Inhaltlich unterscheiden sich Berndt und Bessin kaum. Beide werden vom Verfassungsschutz als Rechtsextremisten eingestuft. Bessin ist eine Vertraute des aus der AfD gefeuerten Neonazis Andreas Kalbitz. Berndt gründete und führt den fremdenfeindlichen Verein „Zukunft Heimat“ – mit besten Verbindungen zu Lausitzer Rechtsextremisten.

Berndts Wunsch-Kandidat René Springer postete auf „X“: „Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“

AfD-Überläufer fällt durch

„Man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter“. Das musste jetzt auch der Landtags-Abgeordnete Philipp Zeschmann (57) erleben, der von den Freien Wählern zur AfD übergelaufen war – weil er keinen sicheren Listenplatz für die Landtagswahl bekam.

AfD-Überläufer Philip Zeschmann (vorher Freie Wähler) fiel als Landtags-Kandidat durch

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Am Wochenende sollte er für seinen Verrat belohnt werden, mit der AfD-Kandidatur für den Wahlkreis Oder-Spree IV.