Reformationstag: Ist ein zusätzlicher Feiertag eine gute Idee?

Von Andreas Sträter

Diesmal müssen wir am Reformationstag noch arbeiten, im nächsten Jahr aber wird der 31. Oktober einmalig offizieller Feiertag in NRW sein. Der Grund: Martin Luthers Thesen feiern 500-Jähriges. Ein Grund zur (Vor-)Freude?

Wer den 31. Oktober ausschließlich mit dem Gruselfest Halloween in Verbindung bringt, der irrt. Evangelische Christen erinnern sich an diesem Tag an die 95 Thesen, die Martin Luther im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche im thüringischen Wittenberg angeschlagen hat. Weil dieses Ereignis die Reformation der Kirche einläutete, wird dieser Tag als Reformationstag bezeichnet. Dieser Tag spielt auch in der Familie von Ina Kieskemper aus Dortmund eine Rolle. „Ich finde es schön, dass dieser Tag nächstes Jahr einmalig zum Feiertag wird“, sagt die gebürtige Warendorferin. Sie hofft, dass sich die Menschen dann auch für die Bedeutung des Reformationstags interessieren. In nicht-protestantischen Gegenden Deutschland werde der Tag ausschließlich mit Halloween in Verbindung gebracht.

Waltraud und Gerhard Reichelt aus Dortmund sind der Auffassung, dass die Bedeutung der Feiertage generell verloren gehe. „Ich finde es aber sehr gut, dass es im kommenden Jahr einen offiziellen evangelischen Feiertag gibt“, sagt Gerhard Reichelt. Die Bedeutung des Reformationstages sei Allgemeinwissen und müsse den Schülern im Religionsunterricht vermittelt werden, findet der Dortmunder. Er selbst sei protestantisch, seine Frau Waltraud katholisch. „Aber die Konfession spielt ja heutzutage kaum noch eine Rolle“, sagt Waltraud Reichelt.

Mark Nettler spricht sich bei Brückentagen immer mit seinen Kollegen ab. Dass es im nächsten Herbst wieder die Möglichkeit gibt, mehrere Tage außerhalb des regulären Urlaubs frei zu nehmen, findet der junge Mann aus Herne gut. „An Feiertagen können Arbeitnehmer länger schlafen, in Ruhe frühstücken und so wieder die Batterie für den Arbeitsalltag aufladen.“ Der Reformationstag habe für ihn keinerlei Bedeutung, da er aus der Kirche ausgetreten sei. „Religiösität an sich verliert in unserer Gesellschaft an Bedeutung.“

Anna Lena Richter ist Studentin und aufgrund der langen Semesterferien nicht so sehr auf Feiertage oder Brückentage angewiesen. „Ich brauche den zusätzlichen Feiertag nicht“, sagt die Dortmunderin. „Dann haben die Geschäfte geschlossen und man kann nicht einkaufen.“ Es gebe in NRW ausreichend Feiertage, ergänzt sie.

Alexandra und Andreas Rose aus Bergkamen feiern weder den Reformationstag noch das katholische Allerheiligen. „Dass es im kommenden Jahr einen zusätzlichen Feiertag gibt, hatten wir bisher noch gar nicht auf dem Schirm“, sagt Alexandra Rose. Die beiden haben daher auch noch nicht über einen Kurzurlaub nachgedacht. „Aber wer freut sich nicht über einen weiteren Feiertag?“, fragt sie sich.

Quelle: WDR vom 31.10.2016