Deutschland – ARD legt Gehälter und Produktionskosten offen: Tagesschau kostet 1.820 Euro pro Minute

ARD legt Gehälter und Produktionskosten offen: Tagesschau kostet 1.820 Euro pro Minute

Arbeiter reparieren das Leuchtlogo am ARD-Hauptstadtstudio in Berlin.

Die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten haben erstmals ihre Gehalts- und Produktionskosten offengelegt. Spitzenreiter bei den Gehältern ist WDR-Intendant Tom Buhrow mit 400.000 Euro. Bei Honoraren führen externe Sportexperten mit 1,2 Millionen Euro.

Auf der ARD-Website sind nun, wie von der ARD-Vorsitzenden Karola Wille nach Kritik an der bisherigen Intransparenz der Öffentlich-Rechtlichen zugesagt, eine Reihe von Details nachzulesen, wofür das Geld aus den Etats aller ARD-Sender von insgesamt rund 5,6 Milliarden Euro im Jahr ausgegeben wird. Die im September erstmals veröffentlichten Angaben sollen künftig regelmäßig aktualisiert werden, sagte ein ARD-Sprecher am Mittwoch.

Zu den neu veröffentlichten Daten gehören die Ausgaben für Sport-Moderatoren und -Experten. Während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2016 hatte es eine Debatte darüber gegeben, wie viel an Honorar Sportexperten wie Mehmet Scholl bei der ARD oder Oliver Kahn beim ZDF bekommen.

Auf der Website ist nun nachzulesen, dass die ARD in der Saison 2015/2016 an 21 Sportmoderatoren im Ersten insgesamt 1,88 Millionen Euro gezahlt hat. An acht Experten gingen im gleichen Zeitraum 1,2 Millionen Euro. Eine Aufschlüsselung, welcher Sportexperte wie viel bekommen hat, finden sich dort jedoch nicht. Das sei aus rechtlichen Gründen auch künftig nicht ohne weiteres möglich, erklärte der ARD-Sprecher.

Deutlich sechsstellige Gehälter für Intendanten

Auf der Webseite begründet die ARD die hohen Gehälter und Honorare für die Sportmoderatoren und -experten mit den Worten:

Der hohe Wert für Publikum wie Programm spiegelt sich in den Vergütungen wider und richtet sich nach dem Marktwert der engagierten Moderator/innen oder Expert/innen.

Bei den Jahresgehältern aller Intendanten der Landesrundfunkanstalten führt Tom Buhrow, an der Spitze des größten ARD-Senders, des Westdeutschen Rundfunks (WDR), mit 399.000 Euro. Die Intendantin des MDR, Karola Wille, die gleichzeitig bis Jahresende ARD-Vorsitzende ist, erhält pro Jahr 275.000 Euro.

In der Auflistung „Gehaltsstrukturen in der ARD“ sind auch die außertariflichen Gehälter für Programmbereichsleiter beziehungsweise Hauptabteilungsleiter zu finden. Dazu zählen etwa der ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber, Sport-Chef Gerd Gottlob oder „Tagesschau“-Chefredakteur #Kai Gniffke. Ihre Gehaltsspanne lag 2016 zwischen 11.016 Euro und 12.477 Euro monatlich. Angestellte Redakteure der öffentlich-rechtlichen Anstalten verdienen nach Angaben der ARD monatlich zwischen 3.524 bis 9.908 Euro, dies entspricht einem Jahresgehalt von bis zu 118.896 Euro brutto, Sonderleistungen nicht mitgerechnet.

Screenshot ARD

Die Budget-Auflistung der ARD gibt auch Aufschluss über die Produktionskosten der Sendeanstalt:

Die Krimi-Reihen ‚Tatort‘ und ‚Polizeiruf 110‘ gehören zu den herausragenden Hervorbringungen des kultiviert-unterhaltsamen Erzählfernsehens im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland. Für die Krimi-Programme ist die Zielsetzung die Marktführerschaft des Ersten auf dem Sendeplatz.

43 bis 48 Erstsendungen der Reihen ‚Tatort‘ und ‚Polizeiruf 110‘ werden insgesamt am Sonntag pro Jahr eingeplant. Der durchschnittliche Minuten­preis für die 90-minütigen Folgen liegt bei 15.500 Euro brutto.

 

„Tatort“ als Aushängeschild lieb und teuer

50 Prozent des „Tatort“-Budgets fließen dabei in Gagen und Honorare. Die Produktionskosten für den ARD-Donnerstagskrimi sind signifikant teurer und belaufen sich auf 18.200 Euro pro Minute. Weitere Produktionen und deren Kosten hat die ARD hier aufgelistet.

Einige Daten sind derzeit noch nicht online zu finden, sollen aber nachgereicht werden, so ein ARD-Sprecher. Dazu gehören auch die bisher noch nicht veröffentlichten Gehälter der ARD-Direktoren. Die ARD hatte 2016 den Verfassungsrechtler Paul Kirchhof mit einem Gutachten dazu beauftragt, wie viel Transparenz die ARD in solchen Fragen brauche und was sie öffentlich machen dürfe. Die Gesamt-Ergebnisse sollen in der kommenden Woche vorgestellt werden.

Das ZDF stellt bereits seit 2013 Informationen zu Gehältern von Führungskräften online, wie ein Sprecher des Senders am Mittwoch erklärte: ZDF-Intendant Thomas Bellut etwa erhielt 2015 Jahresbezüge von 319.920 Euro. Auf der ZDF-Seite lässt sich auch nachlesen, was der ZDF-Justiziar, der Chefredakteur und der Programmdirektor verdienen. Weitere Daten, ähnlich wie bei der ARD, etwa zu Produktionskosten für Serien, gibt es auf dem so gennanten Transparenzportal des Senders mit Sitz in Mainz. ARD und ZDF finanzieren sich hauptsächlich über den Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 Euro pro Haushalt im Monat.

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