Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

ARD-Talk zur Flüchtlingskrise – Maischberger lädt AfD-Chefin Petry wieder aus

Das Flüchtlings-Thema der Maischberger-Sendung wäre ganz nach dem Geschmack von Frauke Petry gewesen. Die AfD-Chefin darf aber doch nicht mitdiskutieren. Die Redaktion lässt einem anderen den Vortritt. Petry ist empört.

Die Flüchtlingskrise hält die Politik in Atem. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist inzwischen der Auffassung, dass das Thema die politischen Akteure mehr beschäftigen werde als die Griechenland-Krise. Es vergeht denn auch kein Tag, an dem nicht über mögliche Lösungen diskutiert wird. Dass von Experten bis Jahresende weit über 500.000 Asylbewerber erwartet werden, unterstreicht die Relevanz noch zusätzlich.

Teilnahme storniert, wurde wieder ausgeladen. Warum wohl? Staatlich indoktrinierte Meinungsfreiheit mit Zwangsgebühren?

Das Thema spielt der Alternative für Deutschland (AfD) in die Hände. Die Partei, die sich gerne als Anwalt der Bürger sieht, nimmt fast täglich dazu Stellung: Arbeitspflicht für Flüchtlinge, fordert die NRW-AfD, der Landesverband in Sachsen verlangt eines Aussetzung des Schengen-Abkommens für den freien Reiseverkehr in Europa – und in Bayern macht die AfD mobil gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Containern.

Die Haltung der AfD zu Flüchtlingen dürfte daher wohl auch in der Redaktion des ARD-Talks von Sandra Maischberger den Ausschlag dafür gegeben haben, die Bundessprecherin der Partei, Frauke Petry, in die Sendung am Dienstag einzuladen. In der Ausgabe mit dem Titel „Die Flüchtlingskrise: Politiker ratlos, Gesellschaft gespalten“ hätte Petry sicher viel zu sagen gehabt. Zumal mit ihr auch Til Schweiger und Anja Reschke in der Runde gesessen hätten.

Ausgerechnet Schweiger, der mit heftigen Worten auf fremdenfeindliche Kommentare reagierte, nachdem er einen Spendenaufruf für Flüchtlinge auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte und der jetzt mit Freunden ein „Vorzeige-Flüchtlingsheim“ im Harz bauen will. Und ausgerechnet die TV-Moderatorin Reschke, die sich nach einem „Tagesthemen“-Kommentar zur Hetze gegen Flüchtlinge, indem sie einen „Aufstand der Anständigen“ forderte, offenen Anfeindungen und derben Beschimpfungen ausgesetzt sah.

Petry will sich nicht abspeisen lassen

Wie Petry darüber denkt, werden die TV-Zuschauer allerdings nicht erfahren. Die Maischberger-Redaktion hat die AfD-Chefin kurzfristig wieder ausgeladen. Als Grund wurde angegeben, dass CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer eine bereits abgesagte Einladung zu der Sendung doch angenommen hat. Man habe Scheuer den Vortritt vor Petry gegeben, „denn er gehört einer im Bundestag vertretenen Partei an, die überdies an der Regierung beteiligt ist“, sagte Klaus Michael Heinz, verantwortlicher Redakteur „Menschen bei Maischberger“, dem Handelsblatt. Seine Mitwirkung sei bis zum Wochenende aufgrund unklarer Sitzungstermine strittig gewesen.

Petry reagierte erbost auf die Ausladung. Bei Twitter schrieb sie: „#Maischberger-Teilnahme storniert, wurde wieder ausgeladen. Warum wohl? Staatlich indoktrinierte Meinungsfreiheit mit Zwangsgebühren?“

Die Maischberger-Redaktion weist den Vorwurf als „vollkommen unberechtigt“ zurück. „Wie bei jeder Sendung mit einem derart aktuellen Thema veränderte sich auch bei dieser neuen Ausgabe unseres ARD-Talks die Gästerunde fast täglich – durch Zu- und Absagen potentieller Gesprächsgäste“, sagte Redakteur Heinz. „Sie sehen: keine Indoktrination, nirgends, sondern ganz normaler Redaktionsalltag.“

Abgesehen davon sei Petry zu dem Themenkomplex schon mal zu zu Gast gewesen, am 25.11.2014 unter der Überschrift „Angst vor Flüchtlingen: Falsche Panik oder echtes Problem?“. Und die Redaktion könne sich „sehr gut vorstellen, sie wieder einmal einzuladen“.
Mit dem Angebot will sich Petry aber nicht abspeisen lassen. Der Vertrag mit der Maischberger-Redaktion sei schon unterschrieben gewesen, teilte die AfD über ihren Pressesprecher-Account bei Twitter mit: „Wir werden das so nicht durchgehen lassen.“ Nach Informationen des Handelsblatts will die Partei nun Schadenersatz von Maischberger einfordern. Konkret geht es wohl um zwei schon gebuchte Flüge von Leipzig nach Köln in Höhe von rund 1.000 Euro.

Quelle: Handelsblatt-online vom 17.08.2015

Die mobile Version verlassen