Allianz-Chef: Lohnzahlung am ersten Krankheitstag streichen
„Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen“: Allianz-Chef Bäte beklagt ein Kostenproblem und fordert, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen. Widerspruch kommt von den Gewerkschaften.
Der Krankenstand in Deutschland sorgt für Diskussionen. Aus Sicht von Allianz-Chef Oliver Bäte melden sich die deutschen Arbeitnehmer zu häufig krank. Er spricht sich deshalb dafür aus, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen.
Scharfe Kritik an dem Vorschlag kommt von den Gewerkschaften. Der DGB warnt vor einer zunehmenden Tendenz bei Beschäftigten in Deutschland, trotz Krankheit zu arbeiten. „Präsentismus, also krank bei der Arbeit zu erscheinen, ist branchenübergreifend weit verbreitet“, sagte Anja Piel von der DGB-Führung am Montag in Berlin.
Die Entgeltfortzahlung bei Krankheit sei ein hohes Gut angesichts des Umstands, dass immer mehr Menschen trotz Krankheit arbeiteten, sagte das DGB-Vorstandsmitglied. Piel betonte mit Blick auf die Äußerung des Allianz-Chefs: „Niemand braucht aktuell Vorschläge, die noch mehr Beschäftigte dazu bringen, krank zu arbeiten.“
Bäte hatte vorgeschlagen, den Karenztag wieder einzuführen. „Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, sagte der Vorstandschef dem „Handelsblatt“. Die Arbeitgeber würden so entlastet. In der Bundesrepublik gilt – anders als in einigen anderen Ländern – seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Für die Wiedereinführung von Karenztagen hatte sich kürzlich auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, ausgesprochen.
Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem. „Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen“, sagte er. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für 2023 sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es laut DAK im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf.
IG Metall: Vorschlag unverschämt
Piel sagte dagegen, das Bild zu Krankschreibungen zeige keinen Handlungsbedarf. Die Gewerkschafterin führte Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an, die keinen dramatischen Anstieg der Fehlzeiten in Deutschland zeigten, weder im Vergleich mit anderen EU-Staaten, noch im Zeitverlauf.
„Schon vor Corona gaben etwa 70 Prozent der Beschäftigten an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit erschienen zu sein und im Durchschnitt fast neun Arbeitstage pro Jahr trotz Erkrankung gearbeitet zu haben“, sagte Piel unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage. Präsentismus schade der eigenen Gesundheit und könne auch zur Ansteckung von Kolleginnen und Kollegen oder Unfällen führen – mit hohen Folgekosten.
Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen. „Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten“, sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. „Die deutsche Wirtschaft gesundet nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen.“
Union fordert „Krankenstands-Gipfel“
Der Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) zeigt sich offen für die Idee, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn erhalten. „Unsere Sozialsysteme werden immer weiter beansprucht“, sagte Müller dem Nachrichtenportal „Politico“. „Aus diesem Grund sollten wir uns meiner Meinung nach nicht vor neuen Ideen verschließen und diese diskutieren. Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein.“
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte dem Portal hingegen: „Nur die allerwenigsten Menschen melden sich aus Spaß krank.“ Sorge forderte einen „Krankenstands-Gipfel“, um mit den beteiligten Akteuren über die Lage zu beraten.
Quelle: BR24
Fränkische Schweiz: Bergfeuer erhellen Nacht über Pottenstein
Jedes Jahr am Dreikönigstag ist es so weit: Rund 1.000 Bergfeuer wurden wieder im Felsenstädtchen Pottenstein entzündet. Der katholische Brauch lässt sich bis 1905 zurückverfolgen. Zahlreiche Touristen reisen jährlich für das Spektakel an.
Im Felsenstädtchen Pottenstein in der Fränkischen Schweiz haben wieder zahlreiche Bergfeuer die Nacht erhellt. Die Tradition geht auf einen katholischen Brauch zurück: Beim religiösen Fest der Ewigen Anbetung ziehen die Gläubigen am Abend nach Anbruch der Dunkelheit und nach der letzten Betstunde bei einer Prozession durch den Ort.
1.000 Bergfeuer in Pottenstein
Alljährlich zum Dreikönigstag werden deshalb in Pottenstein zahlreiche Ausflügler und Touristen erwartet, die das Spektakel anschauen wollen. Die rund 1.000 Bergfeuer werden kurz vor der Prozession an den Felshängen der Stadt entzündet. Die sogenannten Feuerles-Schürer sind bereits seit Wochen im Einsatz, um die Feuer aufzustellen – sie haben rund 100 Ster Holz verbraucht.
Jahrhundertealte Tradition
Der Brauch, bei der Ewigen Anbetung die extra aufgeschichteten Holzstöße abzubrennen, lasse sich gesichert bis ins Jahr 1905 zurückverfolgen, heißt es bei der Pfarrei Pottenstein. Damals wurde das Fest der Heiligen Drei Könige und der Tag zuvor (also 5. und 6. Januar) als Tage des immerwährenden Gebets in Pottenstein festgelegt. In der Kirche St. Bartholomäus wird dann fast ununterbrochen gebetet.
Währenddessen ist „das Allerheiligste“ in Form der gewandelten Hostie im Altar in einer Monstranz ausgestellt. Bei der Abschlussprozession bildet das Allerheiligste, das vom Pfarrer getragen wird, das Zentrum. Die Ewige Anbetung selbst geht auf einen Beschluss aus dem Jahr 1759 zurück.
Quelle: BR24