Vor Helgoland entdeckten Forschungstaucher 16 historische Kanonen auf dem Meeresgrund
Die Fundstücke liegen auf dem steinigen Meeresboden, verteilt über ein Gebiet von rund 80 mal 70 Metern im nördlichen Teil der Meerenge zwischen der Hauptinsel und Helgoland-Düne. Konkret handele es sich bei dem Fund um 12-Pfünder-Kanonen und Karronaden aus der Zeit um 1800. „Eindeutig britischer Herkunft, erkennbar an charakteristischen Details wie dem sogenannten Blomefield-Ring“, sagt Archäologe und Projektleiter Florian Huber.
Die Kanonen sind stark bewachsen – doch bei genauer Untersuchung zeigten sich typische Merkmale britischer Geschütze, etwa der Blomefield-Ring
Wie der „NDR“ berichtet, fanden die Taucher außerdem den Markierungspfeil der Royal Navy („Broad Arrow“), das Herstellerzeichen „Samuel Walker & Co.“ sowie das Monogramm von König Georg III. Die Entdeckung ergänzt frühere Bergungen aus den 1990er-Jahren – und bestätigt erneut die Rolle Helgolands als einstiger britischer Militärstützpunkt in der Nordsee.
Absichtlich versenkt?
Ursprünglich wurden die Kanonen mit der „HMS Explosion“ in Verbindung gebracht – einem britischen Kriegsschiff, das 1807 nach Schäden vor Helgoland aufgegeben wurde. Doch diese Hypothese gilt mittlerweile als ausgeschlossen: Die Geschütze liegen dafür zu weit verstreut, ohne erkennbare Wrackstruktur. Historische Quellen belegen zudem, dass die Kanonen der „Explosion“ geborgen und an Land gebracht wurden.
Die Hochseeinsel Helgoland – einst britisch. Sie wurde 1890 im Tausch gegen Sansibar deutsch. Die Funde werfen ein neues Licht auf diese Übergangszeit
Die neue Theorie der Forscher: Die britische Marine könnte die veralteten Kanonen absichtlich versenkt haben. Helgoland war über die Jahrhunderte mal friesisch, mal dänisch, dann britisch – und wurde 1890 im Tausch gegen Handelsinteressen in Afrika (Sansibar) deutsch. Kurz bevor die Hochseeinsel an das Deutsche Reich übergeben wurde, könnten die Briten die Kanonen versenkt haben, um zu verhindern, dass sie in deutsche Hände gelangen.