Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Höchste Zeit: Chemieindustrie macht Front gegen den Emissionshandel

20. Oktober 2025
Höchste Zeit: Chemieindustrie macht Front gegen den Emissionshandel
Wirtschaft
Foto: Symbolbild

Frankfurt/Salzgitter. Seit 2021 gibt es in Deutschland den CO2-Emissionshandel. Er ist nichts anderes als ein moderner Ablaßhandel – und er stranguliert die Wirtschaft zunehmend. Vor allem energieintensive Branchen sind betroffen. Viel zu spät beginnt sich jetzt Widerstand zu regen.

Kritik kommt aus der chemischen Industrie. Hintergrund ist die anstehende „heiße Phase“ des europäischen Emissionshandels, in der die Menge der kostenlos zugeteilten Verschmutzungsrechte für CO2 stetig verringert wird, bis sie 2035 ganz entfällt. In einer Umfrage der FAZ fordern führende Konzerne der Branche eine Aussetzung dieses Mechanismus oder zumindest seine Verlängerung, bis ein wirksamer Schutz vor internationaler Konkurrenz etabliert ist. Denn: die horrenden Kosten, die deutschen und europäischen Unternehmen als CO2-Abgaben abgenötigt werden, sind geradezu ein Anschlag auf deren internationale Konkurrenzfähigkeit

Der BASF-Konzern hält den geplanten Reduktionspfad hin zu null kostenlosen Zertifikaten für „unrealistisch“. Das Unternehmen warnt: „Die damit verbundene Kostenbelastung durch CO2-Preise wäre in hohem Maße schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Grundstoffproduktion in Europa.“ Auch der geplante CO2-Grenzausgleich (CBAM) werde die Belastung nicht auffangen, sondern könnte eine Verlagerung der Produktion ins Ausland sogar beschleunigen. Lanxess fordert, die kostenlose Zuteilung müsse so lange fortbestehen, „bis international einheitliche Wettbewerbsbedingungen bei der CO2-Bepreisung“ herrschen. Den Grenzausgleich in seiner jetzigen Form hält der Kölner Konzern für untauglich, „da er nicht alle Stufen der vielfältigen und äußerst komplexen Chemiewertschöpfung abdeckt.“

Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik bekundet zwar Unterstützung für die europäischen Klimaziele, äußert jedoch ebenfalls die Sorge, daß das aktuelle System die Wettbewerbsfähigkeit gefährde. Ohne Korrekturen drohten Investitionsrückgang und „die Abwanderung ganzer Wertschöpfungsketten“. Einzig Bayer spricht sich nicht explizit für ein Ende der Gratiszuteilung aus, pocht aber auf beschleunigte Rahmenbedingungen wie den Ausbau erneuerbarer Energien.

Diese Vorstöße erhöhen den politischen Druck erheblich. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup bringt die berechtigte Skepsis der Branche auf den Punkt: „Die von der EU vorgesehenen Schutzmaßnahmen werden nicht funktionieren. Sie schaffen nur neue Handelsbarrieren und unendliche Bürokratie.“ Zudem fehle es an grundlegenden Voraussetzungen wie grünem Strom und grünem Wasserstoff. „Unsere Unternehmen sind grundsätzlich willens und fähig, ihre Produktion klimaneutral umzubauen. Sie müssen aber im Spiel gehalten werden, bis die fundamentalen Voraussetzungen stimmen.“

Während das SPD-geführte Bundesumweltministerium den Emissionshandel als erfolgreich bewertet – die Emissionen der teilnehmenden Anlagen in Deutschland seien seit 2005 fast halbiert worden –, zeigt sich die energieintensive Stahlindustrie tief zerrissen. Thyssenkrupp befürwortet eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung, Salzgitter und Saarstahl lehnen dies ab. Salzgitter hat seine langfristigen Umbaupläne bereits gestoppt.

Derzeit ist die finanzielle Belastung für viele Betriebe noch moderat, da ein Großteil der Zertifikate noch gratis zugeteilt wird. Das Umweltbundesamt geht davon aus, daß die chemische Industrie auch 2024 mehr kostenlose Zertifikate erhielt, als sie benötigte. Doch der Preis für eine Tonne CO2 ist von unter 20 Euro vor der Corona-„Pandemie“ auf bis zu 80 Euro gestiegen und wird von der Politik weiter angehoben werden. Die Zukunft des Emissionshandelt hängt nun maßgeblich davon ab, ob es gelingt, die Wettbewerbsbedenken der Industrie mit den politisch diktierten Klimazielen in Einklang zu bringen. (rk)

Bild: Pixabay/Gemeinfrei

Quelle: zuerst.de vom 20.10.2025

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