Ein Einsatz auf dem Anwesen von Horst-Günter Hagemann hat für Aufsehen gesorgt. Der 70-Jährige war als Waffenfachhändler weithin bekannt.

Reichenbach – Zur Durchsetzung des Waffenbesitzverbotes ist das Anwesen eines 70-Jährigen an der Dammsteinstraße in Reichenbach am Montag und Dienstag durchsucht worden. Wie die Polizeidirektion Zwickau mitteilt, habe man dabei „eine große Menge an Utensilien und Substanzen aufgefunden, welche zum Bau von Waffen und Munition Verwendung finden“. Weiterhin sei eine Vielzahl von Waffen und Waffenteilen vorgefunden worden, die der ersten Bewertung nach der Erlaubnispflicht unterliegen. „Zumindest teilweise“, erklärte Polizeisprecher Christian Schünemann.

Da gegen den 70-jährigen Bewohner ein bestandskräftiges und unanfechtbares Waffenbesitzverbot vorliege, wurde die Waffenbehörde des Vogtlandkreises hinzugezogen. Außerdem wurden Spezialisten des Landeskriminalamtes Sachsen für unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen angefordert. Der Beschuldigte ist, wie die Polizei schreibt, als „langjähriger Anhänger der sogenannten Reichsbürger- und Selbstverwalterszene bekannt“.

Es handelt sich um Horst-Günter Hagemann, Diplom-Ingenieur für Artillerie-Technik und Bewaffnung und bis 1994 Major der Bundeswehr, der danach eine Büchsenmacherei und einen Waffenfachhandel in Reichenbach betrieb. „Meinen Namen können Sie ruhig nennen. Ich bin ja bekannt wie ein bunter Hund“, sagte er am Mittwoch der „Freien Presse“.

Als die Einsatzkräfte am Montag die Schlösser aufbohrten und sich Zutritt zum Objekt verschafften, habe er bei der Polizei angerufen: Bei ihm finde gerade ein bewaffneter Überfall statt. Am Telefon hieß es nach einer Weile: „Das sind unsere Kollegen.“ Doch da blickte Hagemann, wie er sagt, schon in die Mündung einer Maschinenpistole. Zum einen habe der Zoll ausstehende Kfz-Steuer vollstreckt, sagt Hagemann. Das Auto war auf seine im September 2016 verstorbene Mutter zugelassen, die steuerbefreit war. Für die Zeit seither sollte der Sohn nachzahlen, was er nicht tat. Der Zoll habe dafür 18 seiner Ferngläser aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR konfisziert und ihm die letzten 15 Euro aus dem Portemonnaie genommen. Das Hauptzollamt Erfurt äußert sich nicht und beruft sich auf das Steuergeheimnis.

Zum anderen habe die Polizei das vom Vogtlandkreis am 6. Dezember 2012 erteilte Waffenbesitzverbot kontrolliert, das sich auch auf erlaubnisfreie Waffen und Munition erstreckt. „Am Montag waren sie von 9.15 bis 23.40 Uhr, am Dienstag von 9 bis 13.30 Uhr da“, sagt Hagemann. Alles wurde durchkämmt. Sichergestellt habe man unter anderem Platzpatronen, Bleikugeln, Vorderladerwaffen, Schreckschusswaffen, leere Hülsen und Geschosse sowie eine Handvoll scharfe Patronen. Manches hätten die Beamten nicht zuordnen können, so sei die Düse für ein Plasmaschweißgerät für Pyrotechnik-Abschusstechnik gehalten worden. Dass auch sein Firmenschild an der Haustür abmontiert und konfisziert wurde, ärgert ihn.

Bei der Durchsuchung sei zweimal das Wort Reichsbürger gefallen. „Ich habe gesagt: Keine falschen Anschuldigungen. Ich bin Bürger der DDR. Das habe ich schriftlich vom Amtsgericht“, erzählt Hagemann. In der Tat hatte ihm das Amtsgericht Auerbach Anfang 2011 auf dem Deckblatt eines Urteils die „Staatsangehörigkeit: DDR“ attestiert, dies aber wenig später revidiert. Mit den Reichsbürgern will Hagemann nur bis 2007 etwas am Hut gehabt haben. Er sehe sich seither als Bürger der DDR „auf Basis der vom 3. Deutschen Volkskongress am 30. Mai 1949 verabschiedeten Verfassung“.

Bereits 2007 waren Horst-Günter Hagemann alle Waffenbesitzkarten entzogen sowie die Waffenhandels- und -herstellungserlaubnis widerrufen worden. Er sei „unzuverlässig und persönlich nicht geeignet“, begründete der Vogtlandkreis. Denn Hagemann erkenne die BRD und ihre Gesetze nicht an. Durchsuchungen im Objekt gab es seither mehrere, Verurteilungen folgten. Bislang blieb es bei Bewährungsstrafen.

Die weiteren Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Verstoß gegen das Waffengesetz wurden laut Polizei an das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum im Landeskriminalamt Sachsen übergeben.

Quelle: Freie Presse vom 23.05.2019 und Nachrichtenagentur ADN(SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46) hier Eigenbericht Horst Hagemann vom 26.05.2019 


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