Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Sinsheim: Hochzeitsgesellschaft sorgt für anarchische Zustände in der Hauptstraße

 

Straßenblockade mit Schuss – Polizei hat kein „konkretes Ergebnis“

20.09.2019, 06:00 Uhr

Die Hauptstraße kurzerhand dicht gemacht hat eine Hochzeitsgesellschaft am Samstagmittag. SPD-Stadtrat Helmut Göschel hat das Ereignis im Bild festgehalten. Foto: privat

Von Tim Kegel

Sinsheim. Aus dem Ruder gelaufen ist eine orientalische Hochzeit kürzlich mitten in Sinsheim. Ein Autokorso legte zeitweise den kompletten Verkehr in der Hauptstraße lahm. Eine knappe halbe Stunde lang gab es kein Durchkommen mehr. Laut Aussagen von Zeugen fielen in dem Pulk etliche Schüsse.

Passiert ist dies alles bereits am vergangenen Samstagnachmittag zwischen 16.30 und 17 Uhr. Fotos des Ereignisses, die die Redaktion am Donnerstag erhielt, zeigen ein gutes Dutzend Fahrzeuge, kreuz und quer über die zwei Fahrspuren der Hauptstraße verteilt. Eines der Autos ist mit der türkischen Flagge behängt. Zwischen den Fahrzeugen stehen mehrere junge Menschen. Der Korso macht Halt im Umfeld der Friseursalons und einer Shisha-Bar am Eingang der Kirchplatzpassage.

Der Zwischenfall erregte Aufsehen. Passanten fühlten sich provoziert, sprechen von einer befremdlichen, einschüchternden Szenerie, dem Gefühl eines rechtsfreien Raums. Einer von ihnen ist Helmut Göschel, seit 45 Jahren Stadtrat in Sinsheim, Kreisrat und langjähriger Landtagsabgeordneter. Der viel gereiste SPD-Mann bezeichnet sich selbst als Freund einer offenen, toleranten Gesellschaft. In einem Facebook-Post, den Göschel wenig später abgesetzt hat, wird er deutlich: „Wenn das Sinsheims Zukunft ist, dann wandere ich aus.“

Verärgert habe Göschel auch die Reaktion auf seinen Anruf bei der Polizei: „Man hat sich mehr dafür interessiert, wer ich bin.“ Göschel sah aus einigen Metern Entfernung, wie sich der Korso zur Straßenblockade aufbaute. Als er hörte, „wie es mehrfach laut knallte, kurz hinter einander“, habe er den Polizeinotruf 110 gewählt, den Vorfall geschildert – und dann „vergeblich aufs Eintreffen einer Streife warten“ müssen, bis sich das Stelldichein schließlich auflöste. Das Sinsheimer Polizeirevier liegt keine 200 Meter vom Ort des Geschehens entfernt.

Göschel war nicht der Einzige, der den Vorfall bei der Polizei meldete, bestätigte am gestrigen Donnerstag deren Mannheimer Pressestelle. Als Anzeigenerstatter sei aber „ein anderer Name aufgeführt“, hieß es dort. Göschels Notruf sei zunächst zur Mannheimer Leitstelle gegangen, doch auch das Revier Sinsheim erhielt Anrufe und habe „sehr wohl reagiert“, sagte Norbert Schätzle, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei.

Die Anzeige dürfte aber dennoch im Sand verlaufen. Denn eine Streife habe sich zwar auf den Anruf hin in Bewegung gesetzt, am Ort des Geschehens aber „nichts mehr festgestellt“. Allerdings hätten die Beamten im Streifenwagen ebenfalls „von Schüssen berichtet“. Daraufhin sei eine Veranstaltungshalle für orientalische Hochzeiten in der Robert-Mayer-Straße in der Sinsheimer Weststadt angesteuert worden. Dort seien gerade Vorbereitungen einer Hochzeitsfeier getroffen worden; von den Teilnehmern des Autokorsos – wie die RNZ erfuhr Mitglieder und Bekannte einer Familie aus Waibstadt – war offenbar keiner anwesend.

Die Beamten hätten einen Hinweis erhalten, dass Teile der Hochzeitsgesellschaft ein Shisha-Café beim Autohof in der Neulandstraße angesteuert hätten, berichtet Schätzle. Insgesamt fünf Polizeistreifen hätten dort dann 30 Personen angetroffen. Betreiber und Gäste hätten sich allerdings „unkooperativ gezeigt“, sagt Schätzle.

Rückschlüsse auf den Autokorso, zu Urhebern und zur Art der hierbei abgegebenen Schüsse habe man daher keine mehr ziehen können. „Mangels eines konkreten Ergebnisses“ habe man sich daraufhin dazu entschieden, den Vorfall nicht zu vermelden, etwa im Polizeibericht.

Quelle: Rhein-Neckar Zeitung-online vom 20.09.2019


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