Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

4700 Jobs weg, 11 600 wackeln – DAS SAARLAND IN DER KRISE

Das Stahl- und Autoland fährt gegen die Wand. Doch die Saar-Politiker sehen den Bund in der Pflicht

Ungewisse Zukunft: Die Automobil- und Stahlbranche im Saarland ist im WandelFoto: Becker & Bredel / dpa

Saarbrücken – Stellenabbau und drohende Entlassungen – eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Es ist die größte Wirtschaftskrise seit dem Ende des Bergbaus im Juni 2012.

Das Stahl- und Autoland Saarland fährt gegen die Wand. Die Job-weg-Gerüchte und echter Stellenabbau:

►Beim Getriebehersteller ZF wackeln angeblich 2000 Stellen.

►Bei den Gusswerken Saarbrücken mussten zuletzt 200 Mitarbeiter gehen. Nach der Insolvenz sind die restlichen 1000 Jobs in Gefahr.

►Ford Saarlouis hat schon 1600 Stellen gestrichen. Die übrigen etwa 4600 Stellen wackeln, da die Schließung des Standorts droht.

►Bosch hat zuletzt 400 Stellen abgebaut, 4000 weitere sind bedroht.

►Bei Festo wurden Gehaltskürzungen verkündet, da 1,5 Stunden weniger Arbeitszeit/Woche beschlossen wurde.

►Bei Saarstahl und Dillinger werden 1500 Stellen gestrichen. 1000 weitere sollen ausgelagert werden. Der Konzern will so rund 250 Mio. Euro im Jahr sparen. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll voraussichtlich verzichtet werden. Seit September galt ohnehin schon Kurzarbeit.

 

IHK-Chef Heino Klingen (65) sieht die Hauptgründe für den Absturz im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie im Brexit: „Hinzu kommen Unsicherheiten darüber, wie die neue Autowelt aussehen wird.“

Die gegenwärtige Flaute im Fahrzeugbau sei vor allem eine herbeigeredete Dieselkrise. „Hier wird eine Antriebstechnologie aufgrund des Fehlverhaltens einiger weniger Konzerne zu Unrecht an den Pranger gestellt“, so Klingen.

Saar-Politiker haben kaum Antworten, sehen den Bund in der Pflicht.
► MP Tobias Hans (41, CDU) ist seit März 2018 im Amt. Für ihn ist es die erste große Bewährungsprobe.

„Die Situation in der Saar-Wirtschaft ist sehr ernst. Wir stehen weltwirtschaftlich vor schweren Herausforderungen“, so der MP. „Deshalb braucht es jetzt Mut zu neuen Weichenstellungen. Wir müssen alles auf die Karte Innovation setzen.“ Er spricht von künstlicher Intelligenz, Cybersicherheit, Wasserstoff-Forschung.

Zur aktuellen Autokrise im Saarland ein Kommentar von BILD-Reporter Ralph Stanger

Ein Teufelskreis!

Die Autokrise drückt im Saarland aufs Gas: Tausende Jobs wackeln, Tausende Familien bangen um ihre Zukunft. Unternehmen präsentieren jetzt die Rechnung, die sie selbst mit verschuldet haben: Zu lange wurde bei der Produktion auf Optik statt auf Klimaschutz gesetzt.

Alternative Antriebe wurden belächelt. Erst die Diesel-Debatte rüttelte wach.

Das Saarland trifft’s jetzt knüppelhart: Job weg, Geld weg, Kaufkraft weg – ein Teufelskreis, den beispielsweise auch den Einzelhandel trifft!

Warme Politiker-Worte helfen nun nicht weiter. Die Auto-Industrie muss selbst Vollgas geben. Sie kann jetzt zeigen, was ihr jeder Mitarbeit wert ist – in dem sie jetzt endlich auf zeitgemäße Antriebe setzt!

Aber sind das die neuen Jobs der Arbeitslosen von Ford, Gusswerke & Co.? Nein! Zum einen gibt es die Jobs noch nicht. Zum anderen fehlt die Qualifikation.

Beim Stahl will er immerhin konkret handeln. Hans zu BILD: „Wir wollen unserer Stahlindustrie helfen, CO2-neutral Hochleistungsstahl zu produzieren. Dazu fordere ich Mittel vom Bund – sonst wird der Stahl woanders weniger sozial und unsauberer produziert.“

Auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (43, SPD) ist sicher, dass es das Saarland alleine nicht schaffen kann: „Insbesondere der Klimaschutz darf nicht zum Preis der Deindustrialisierung betrieben werden. Klimaschutz und Industrie gehören zusammen: Ohne Stahl kein Auto der Zukunft und kein Windrad.“

Die Bundesregierung müsse Milliarden in den sozial-ökologischen Umbau der Stahl- und Autoindustrie investieren. Rehlinger: „Der Bundeswirtschaftsminister ist mir industriepolitisch zu schläfrig.“

Quelle: Bild-online vom 27.09.2019 


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