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IMMER MEHR AUSTRITTE AUS DER KIRCHE – Rechtsexperten warnen: Kirchenaustritt hat gravierende Folgen für Katholiken

Die Kirche St. Peter und Paul in Olching. Immer mehr Katholiken scheinen dem Gotteshaus durch Austritte den Rücken zu kehren.
Die Kirche St. Peter und Paul in Olching. Immer mehr Katholiken scheinen dem Gotteshaus durch Austritte den Rücken zu kehren.
 

Diese Zahlen sind alarmierend: 216 000 Katholiken sind im vergangenen Jahr in Deutschland aus der Kirche ausgetreten, knapp 29 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Diese Problematik beschäftigt auch die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Olching.

Olching   Der jüngste Gemeindebrief wurde dem Thema gewidmet und kürzlich ein Informations- und Diskussionsabend mit dem Titel: „Kirche – Steuer – Glaube“ veranstaltet.

Kirchenrechtler Michael Benz erläuterte den Zuhörern, dass der Kirchenaustritt von staatlicher Seite zwar möglich sei und man auch keine Kirchensteuer mehr zahlen müsse – allerdings sei das katholische Verständnis ein anderes. Wenn man einmal getauft sei, sei damit eine Verpflichtung verbunden. „Einmal katholisch, immer katholisch“, betonte Benz.

Austritt aus der Katholischen Kirche: Finanzielle Konsequenzen

Im Jahr 2012 hätten die katholischen Bischöfe ein Dekret erlassen, dass die kirchlichen Rechtsfolgen des Austritts aufzeige, erläuterte Benz weiter. Nach einem Kirchenaustritt dürfen Sakramente, etwa die Firmung, nicht mehr empfangen werden. Außerdem sei die Zulassung zum Patenamt verboten und die Eheschließung in der Kirche nur mit Erlaubnis des Ordinariats zugelassen. Eine kirchliche Beerdigung ist laut Benz nur dann möglich, wenn der Verstorbene zuvor ein Zeichen der Reue signalisiert habe. Diese Folgen des Kirchenaustritts werden den Betroffenen auch per Brief mitgeteilt.

Welche finanziellen Konsequenzen der Exodus von vielen für die Kirche hat, erläuterte Markus Reif, Leiter der erzbischöflichen Finanzkammer München. Die Kirchensteuer beträgt in Bayern acht Prozent der Lohn- und Einkommenssteuer. Von den insgesamt 903 Millionen Euro, die die Erzdiözese München Freising 2018 eingenommen hatte, kamen 645 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Allein 324 Millionen Euro wurden für Personal ausgegeben. Ein großer Teil floss in die Instandhaltung von Gebäuden, in Baumaßnahmen oder in Zuschüsse.

Was die Zahl der Austritt anbelangt, so gibt es dramatische Prognosen: Bis 2060 könnten sich die Zahl der Kirchenmitglieder halbieren.

Kirchenaustritt: Nur wenige Ausgetretene suchen vorab Gespräch mit Pfarrer

Auf völliges Unverständnis stieß bei einer Anwesenden, dass Kirchenaustritte auf dem Standesamt und nicht im Pfarramt erklärt werden und der zuständige Pfarrer darüber lediglich informiert werde. Von Pfarr-Administrator Josef Steindlmüller erfuhr sie, dass nur wenige Ausgetretene das Gespräch mit dem Pfarrer über die Austrittsgründe suchen. Und es sei personell auch nicht möglich, jeden Einzelnen zu besuchen.

Die Gründe für Kirchenaustritte (etwa nach den Missbrauchsskandalen) werden statistisch nicht erfasst. Laut Markus Reif von der erzbischöflichen Finanzkammer in München sind die meisten, die diesen Schritt gehen, zwischen 20 und 30 Jahre und zwischen 50 und 55 Jahre alt.

Sind Kirchenaustritte immer auch eine Abkehr vom Glauben? Nicht überall vertritt man diese Ansicht, wie ein Artikel aus dem Landkreis Geretsried-Wolfratshausen zeigt.

Austritt aus der katholischen Kirche: Austritt aus finanziellen Gründen?

Eine andere wusste aus Erfahrung, dass Menschen trotz tiefen Glaubens aus rein finanziellen Gründen die Kirche verlassen müssen. Reif setzte dem entgegen: Wer keine Lohn- und Einkommensteuer zahle, zahle auch keine Kirchensteuer.

Der Kirchenrechtler Benz verteidigte die Regel, dass niemand Pate werden kann, der aus der katholischen Kirche ausgetreten ist. Diese Menschen könnten ein Kind auf dem Weg in die katholische Kirche nicht begleiten.

Ein anderer kritisierte, dass ein Kind bei der Taufe gar nicht selbst entscheiden könne, ob es Katholik sein will oder nicht. Benz hielt dem wiederum entgegen, dass Eltern auch in anderen Dingen Einfluss auf ihre Kinder ausübten: „Ich kann mein Kind nicht im luftleeren Raum erziehen.“

(sus)

Quelle: Münchner Merkur vom 11.11.2019 


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