Der Journalist Heribert Prantl hat die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei in Sachsen nach dem umstrittenen Silvestereinsatz im Leipziger Stadtteil Connewitz kritisiert.
Es habe wirklich sehr verschiedene Polizeiberichte gegeben, sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Zunächst habe es geheißen, eine Gruppe von Gewalttätern habe versucht, einen brennenden Einkaufswagen mitten in eine Einheit der Bereitschaftspolizei zu schieben. Später hieß es, dieser brennende Wagen wurde in Richtung der Beamten geschoben. Ähnlich sei es mit den Verletzungen gewesen. Erst habe es geheißen, ein Beamter hätte „notoperiert“ werden müssen. Später sei diese Meldung aber zurückgenommen worden – offenbar nach Informationen aus dem Krankenhaus. Die „taz“ hatte berichtet, es gebe habe offenbar nur eine kleinere Operation mit örtlicher Betäubung an der Ohrmuschel gegeben.
Das ehemalige Mitglieder der Chefredaktion bei der „Süddeutschen Zeitung kritisierte auch die Medien. Alle hätten die Polizeimeldungen übernommen, weil diese eine gewisse Autorität genießen und man sie auf die Schnelle nicht überprüfen könne, sagte Prantl: „Aber man hatte schon den Eindruck – und das darf nicht sein, dass sich die Polizei zur Partei macht.“ Trotz Aktualitätsdrucks dürfe die Polizei jedoch keine Unwahrheiten verbreiten, führte der Jurist aus: „Ich kann etwas dazu sagen, wenn ich etwas klar und deutlich weiß – ich kann nicht Notoperationen behaupten.“
Quelle: Deutschlandfunk vom 04.01.2020