In deutschen Supermärkten stammt das meiste Fleisch aus prekärer Tierhaltung, wie eine Greenpeace-Untersuchung bei neun Ketten zeigt. Auf dem letzten Platz landete Real.
24.01.2020, 18:22 Uhr
Kühlregal im Supermarkt: 88 Prozent Billigfleisch
MAXIMILIAN VON LACHNER
In den Regalen deutscher Supermärkte und Discounter dominiert Billigfleisch das Angebot. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace bei neun Ketten, darunter Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. 88 Prozent des Frischfleisches der großen Lebensmittelhändler stammt demnach aus prekären Haltungsbedingungen.
Fleischkonsumenten würden weiterhin fast nur Produkte aus qualvoller und häufig gesetzwidriger Billigproduktion angeboten, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. „Von Tierwohl reden, aber das Sortiment mit Tierleid-Produkten zu bestücken, statt Bauern faire Preise für eine bessere Produktion zu zahlen, das passt nicht zusammen“, so Töwe.
Zwar geben viele Einzelhändler für ihre Eigenmarken inzwischen freiwillig die in vier Stufen gegliederte Haltungsform auf der Verpackung an. Doch dabei dominiert die enge Stallhaltung der Stufen eins und zwei. Diese Varianten entsprechen zwar dem gesetzlichen Mindeststandard, Greenpeace bewertet sie jedoch als tierschutzwidrig: Auslauf im Freien etwa ist nicht vorgesehen.
Um bewusste Kaufentscheidungen zu ermöglichen, plädiert Greenpeace für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung. Die allerdings, sagt Töwe, versuche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) „bislang zu verhindern“.
Kaufland schneidet an der Theke am besten ab
Schlecht schneiden bei der Untersuchung auch Frischetheken ab. Mangels Kennzeichnung sei davon auszugehen, dass hier überwiegend Fleisch der untersten Haltungsstufen angeboten werde, so Töwe. Die besten Chancen, an der Bedientheke auf Produkte aus tiergerechterer Haltung (Stufe drei) zu stoßen, hat der Kunde gemäß dem Greenpeace-Check bei Kaufland. Selbst dieser Discounter erreichte allerdings nur 179 von 1000 möglichen Punkten.
Auf dem letzten Platz landete Real. Das Unternehmen lehnt die Kennzeichnung von Haltungsformen bisher ab – das sei für den Verbraucher nur schwer nachvollziehbar, so die Antwort von Real. Als einziges Unternehmen nennt Lidl einen Ausstiegstermin für Fleisch aus konventioneller Stallhaltung (Stufe eins): Bei Schweinefleisch soll dies bis 2022, bei Rindfleisch bis 2025 geschehen. Geflügel aus Haltungsform eins biete Lidl, wie andere Unternehmen auch, schon heute nicht mehr an.
Quelle: Spiegel-online vom 25.01.2020
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