Stahnsdorf – Als die Bombe hochging, klirrten im angrenzenden Berlin-Zehlendorf und auch im fast 20 Kilometer entfernten Mahlow die Fensterscheiben. Nebenan deckte der Druck gleich ganze Hausdächer ab…
Die Explosion eines Blindgängers in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) hat Samstagmorgen Hunderte Menschen in Berlin und Brandenburg aus dem Schlaf gerissen.
Die Sprengung des englischen 500-Kilo-Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg verlief laut Sprengmeister Mike Schwitzke (49) vom Kampfmittelbergungsdienst zwar planmäßig – die Wucht der Detonation hinterließ aber eine Schneise der Verwüstung.
Zwei Häuser in der Nachbarschaft sind unbewohnbar. Dächer wurden abgedeckt, Hauswände mit Rissen. Fenster und Türen flogen durch die Gegend. Auch ein Dixi-Klo musste dran glauben. Insgesamt zehn Häuser wurden nach BILD-Informationen beschädigt.
Die Fliegerbombe war Freitagnachmittag bei Baggerarbeiten für eine Stadtvillen-Siedlung an der Wilhelm-Külz-Straße entdeckt worden. Ein 1000-Meter-Sperrkreis wurde um die Fundstelle gezogen. 3200 Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
Am späten Abend war klar, dass die Bombe nicht entschärft werden konnte. Der Zünder war zu verkrustet.
Die Sprengung wurde eingeleitet, Gas und Versorgungsleitungen abgestellt. Gegen 3.30 Uhr dann der große Knall.
Was der anrichtete, konnte Sven Ratzburg (48) nach der Rückkehr in sein Haus sehen, das er mit Frau (44) und Tochter (6) am Abend verlassen musste. Zwei Türen waren aus dem Gemäuer gedrückt worden, Ziegel vom Dach geflogen, Wände gerissen, das Garagentor kaputt.
Ratzburg, dessen Wohnhaus auch sein Arbeitsplatz ist, sieht sich in seiner Existenz bedroht. Die gut sortierte Werkstatt, in der er Hifi-Anlagen, Alarm- und Ortungssysteme in Autos verbaut, ist verwüstet.
Ein Bau-Sachverständiger hat ihm wenigstens bescheinigt, dass sein Haus noch bewohnbar ist. Wer für den Schaden haftet, weiß Sven Ratzburg allerdings noch nicht. Ein Anruf bei seiner Versicherung war ernüchternd: Für durch Bombensprengungen beschädigte Häuser kommt die Gebäudeversicherung nicht auf.
Quelle: Bild-online vom 09.02.2020