Hannover – Niedersachsen sagt Clankriminalität den Kampf an. Nachdem Innenminister Boris Pistorius (60, SPD) die Analyse und Bekämpfung dieses Phänomens neu organisiert hat, stellte er gestern den ersten Lagebericht vor.
1585 Straftaten wurden 2019 von sogenannten Clans, also Gruppen mit großfamiliären Strukturen, begangen. Hinzu kamen 918 „sonstige Ereignisse“ wie Tumulte oder Provokationen. 1646 Niedersachsen wurden wegen ihrer Vergehen Clans zugeordnet, darunter 560 Mhallamiye-Kurden.
87 Prozent der Verdächtigen sind männlich, die Hälfte jünger als 30 Jahre. Ebenfalls etwa die Hälfte hat die deutsche Staatsangehörigkeit, die anderen sind Türken, Libanesen, Serben oder Syrer. Viele sind innerhalb eines Jahres fünfmal und häufiger straffällig geworden: Drogenhandel, Körperverletzung, Diebstahl.
Verglichen mit allen Straftaten liege der Anteil von Clankriminalität nur im Promillebereich. Aber: „Kriminelle Clans sind gewalttätig, sie bedrohen ihre Konkurrenz genauso wie Angehörige der Polizei.“
In Peine versuchten Clanmitglieder, eine Polizistin einzuschüchtern, beschädigten mehrmals ihr Auto (BILD berichtete). Vor dem Haus eines zweiten Polizisten wartete ein Verdächtiger im Wagen. „Der Beamte und seine Familie fühlten sich massiv bedroht“, sagt Landespolizeipräsident Axel Brockmann. Die Bereitschaftspolizei unterstützt nun die Peiner Kollegen.
Brockmann will die Polizeipräsenz in allen Clan-Revieren erhöhen. „Wir lassen denen keinen Fuß breit Raum.“ Zudem sollen Clans „finanziell trocken gelegt“ werden. Das LKA zog Vermögen (Bargeld, Schmuck, Immobilien), das vermutlich aus Verbrechen stammt, ein. Wert: fast 5,6 Mio. Euro.
Quelle: Bild-online vom 13.06.2020