Frühwald um 9 – Nachrichten und Informationen vom 26.03.2023 (Textausgabe)
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Deutsche Bank vor dem Kollaps? Wertverlust von 6 Milliarden in nur 2 Wochen
Der Bankensektor kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Kollaps der Credit Suisse steht nun die Deutsche Bank im Rampenlicht. Von der Finanzkrise konnte sich das Institut nie erholen. Nun verlor sie allein in den letzten 2 Wochen abermals ein Viertel ihres Wertes. Erste Ökonomen ziehen schon Parallelen zur Credit Suisse.
In den letzten 2 Wochen hat die Deutsche Bank 25% ihres Wertes verloren
Seit der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) herrscht große Unruhe im Bankensektor. Wenige Tage nach dem Aus der SVB war auch die Signature Bank nicht mehr zahlungsfähig. Die zweit- und drittgrößte Pleite US-Geschichte vollzog sich damit innerhalb nur weniger Tage. Die Bankenkrise hat sich längst auf Europa ausgebreitet. Trotz einer Liquiditätsspritze von 50 Milliarden Euro musste die Großbank und das zweitgrößte Kreditinstitut der Schweiz, die Credit Suisse, von ihrem bisherigen Konkurrenten, der UBS, übernommen werden.
Auch der deutsche Bankensektor ist von den bisherigen Turbulenzen nicht verschont geblieben. Nach dem Fall der Credit Suisse fürchten viele Investoren eine Ausweitung der Vertrauenskrise. Mit Minus 8,53 Prozent schloss die Deutsche Bank die vergangene Handelswoche ab. Über 25 Prozent hat die Deutsche Bank nun innerhalb von rund 2 Wochen eingebüßt. Cirka 6 Milliarden hat die Deutsche Bank an Wert verloren. Ihre Marktkapitalisierung ist von 23,7 Milliarden auf 17,7 Milliarden Euro geschrumpft.
Der Einbruch ist so drastisch, dass sich nun sogar der Bundeskanzler zu Wort meldet. „Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen“, erklärte Olaf Scholz (SPD) am Freitag nach einem EU-Gipfel in Brüssel. „Die Deutsche Bank hat ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und neu organisiert und ist eine sehr profitable Bank“, so der Bundeskanzler auf die Frage, ob die Deutsche Bank die nächste Credit Suisse sei. Darüber hinaus gelte: „Das Bankensystem ist stabil in Europa.“ Die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem seien robust.
Die Deutsche Bank hat in 15 Jahren 90 Prozent ihres Wertes verloren
Alles also halb so wild? Tatsächlich konnte die Deutsche Bank die Finanzkrise nie wirklich überwinden. Seit Mai 2007 hat die Bank über 90 Prozent ihres Wertes verloren. Innerhalb von knapp 16 Jahren ist sie also auf ein Zehntel ihres Wertes geschrumpft. Ob die Deutsche Bank tatsächlich so „profitabel“ sei, wie Scholz es erklärte kann ebenfalls angezweifelt werden. In den Jahren 2015 bis 2019 fuhr das Institut durchweg Verluste ein.
Erst 2020 konnten wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Dies hatte viel mit dem Investmentgeschäft und dem Aktienboom zu tun, der nach dem Corona-Schock einsetzte. Insgesamt schien die Bank sich jedoch in den letzten Jahren gefangen zu haben. 2022 erwirtschaftete die Deutsche Bank eine Gewinn von 5,6 Milliarden Euro vor Steuern. Das sind 65 Prozent mehr als noch 2021 und das beste Ergebnis seit 15 Jahren. Unter dem Deutsche Bank-Chef Christian Sewing gelang es das traditionelle Bankengeschäft zu stärken und sich damit unabhängiger vom Investmentbanking zu machen. Zudem konnten Mitarbeiterstellen gestrichen und damit Kosten eingespart werden.
Der Finanzmarkt misstraut der Deutschen Bank
Wie nachhaltig die Gewinne der Bank tatsächlich sind, wird sich nun zeigen. So ist die Deutsche Bank etwa stark im amerikanische Gewerbe-Immobilienhandel engagiert. Genau dieser Markt beginnt nun jedoch zu schwächeln. Am Finanzmarkt ist man gegenüber dem Institut trotz der Gewinne im Jahr 2022 höchst misstrauisch eingestellt.
Dies zeigt etwa folgendes: Allein das Eigenkapital der Deutschen Bank betrug 2021 58 Milliarden Euro. Ihre Marktkapitalisierung liegt jedoch nur bei 17,7 Milliarden Euro. Die Vermögenswerte sind hier nicht einmal aufgeführt. Diese niedrige Marktkapitalisierung der Deutschen Bank im Vergleich zu ihrem Eigenkapital und Vermögenswerten zeigt das geringe Vertrauen der Investoren in das Unternehmen. Die Investoren sind offenbar besorgt über die finanzielle Stabilität der Bank und das Potenzial für Verluste durch laufende Geschäfte oder zukünftige Zahlungsverpflichtungen.
Aus diesem Grund steigen die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) der Deutschen Bank massiv an. Mit Credit Default Swaps kann man sich gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken absichern. Die Preise der CDS für Anleihen in Höhe von 10 Millionen der Deutschen Bank kosten inzwischen 200.000 €. Bei keiner anderen Großbank ist der Preis höher.
Parallelen zur Credit Suisse
Stuart Cole, leitender Makroökonom bei Equiti Capital zieht deswegen Parallelen zur Credit Suisse:„Die Deutsche Bank steht schon seit einiger Zeit im Rampenlicht, ähnlich wie die Credit Suisse“ . Das Institut habe “verschiedene Umstrukturierungen und Führungswechsel durchlaufen, um die Bank wieder auf eine solide Basis zu stellen, aber bisher scheint keine dieser Bemühungen wirklich funktioniert zu haben“, so Cole weiter.
Dass die Deutsche Bank das gleiche Schicksal wie die Credit Suisse erleidet ist derzeit alles andere als ausgeschlossen.
Trotz so vieler Einwohner wie nie zuvor: Nachfrage nach Eigentumswohnungen bricht ein
Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen geht deutlich zurück und das obwohl heute so viele Menschen in Deutschland wie nie zuvor wohnen. Schuld hieran trägt die Politik, die den Eigentumserwerb immer unattraktiver macht.
Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist massiv eingebrochen
2023 droht für die Immobilienwirtschaft ein düsteres Jahr zu werden. In den ersten Monaten des Jahres ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen deutlich eingebrochen. Pro angebotene Eigentumswohnung gingen die Anfragen im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 43 Prozent und im Januar sogar um 46 Prozent zurück. Dies zeigen Zahlen der Immobilienwebsite „Immowelt“, welche der WELT AM SONNTAG vorliegen.
Sollte sich dieser Trend in nächster Zeit bestätigen, dürften die Preise für Immobilen in nächster Zeit fallen. Genau das erscheint jedoch auf den ersten Blick absurd. In den vergangenen Jahren, insbesondere auch 2022, wanderten Millionen Menschen nach Deutschland ein. Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamts lebten Ende 2022 mindestens 84,3 Millionen Menschen in der Bundesrepublik. Nie in seiner Geschichte hatte Deutschland mehr Einwohner. Doch obwohl der Wohnbedarf riesig ist, sinkt die Nachfrage nach Eigentumswohnungen.
Die Politik macht den Immobilienkauf unattraktiv
Dies dürfte mit verschiedenen Faktoren zusammenhängen. Durch die gestiegenen Zinsen wird der Immobilienkauf als Wertanlage zunehmend unattraktiver. Die Neubaukosten steigen hingegen durch die Inflation – vor allem auf Baumaterialien – massiv an. Die Politik erweist sich auf dem Immobilienmarkt als weiterer Unsicherheitsfaktor. Durch das Jahressteurgesetz von 2022 wurde die Erbschaftssteuer, die in vielen Fällen für Immobilien gezahlt werden muss, erhöht. Dies geschah durch die Hintertür indem man schlicht die Berechnungsgrundlage für die Immobilien änderte.
Im Zuge der Förderalismusreform von 2006 wurde zudem die Grunderwebssteuer in fast allen Bundesländern deutlich erhöht. Vor 2006 betrug die Grunderwerbssteuer bundesweit 3,5 Prozent. Auf diesem Niveau blieb sie lediglich in Bayern. In allen anderen Bundesländern liegt die Grunderwebssteuer heute zwischen 5 und 6,5 Prozent. Auch der neueste Vorstoß der Ampel-Regierung macht Wohneigentum nicht attraktiver. Ab 2024 sollen Öl- und Gasheizungen nicht mehr verbaut werden dürfen. Ab 2045 sollen Öl- und Gasheizungen nicht mehr betrieben werden dürfen. Millionen von Haushalte werden von Wirtschaftsmnister Robert Habeck (Grüne) damit de facto gezwungen ihre Häuser und Wohnungen zu sanieren.
Trotz der in Deutschland ohnehin geringen Wohneigentumsquote macht die Politik den Eigentumserwerb immer unlukrativer. Der Traum vom Eigenheim oder auch nur von der eigenen Wohnung dürfte damit für viele ein Traum bleiben.