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Österreich: SORA-Chef warnt: „Die Sehnsucht nach einem starken Führer wächst“

Foto: YouTube.com, thinkstockphotos.de, Christoph Gantner

„Wir erleben den stärksten demokratischen Erosionsprozess seit den30er-Jahren“, analysiert Christoph Hofinger, der Chef des Wahlforschungsinstituts SORA, in einem aktuellen Interview mit dem „Falter“. Die Bundesregierung hätte auch unter dem neuen Kanzler „noch zu keinem Höhenflug angesetzt“, die negative Stimmung lässt Vorbehalte gegenüber einem autoritären Führer sukzessive absinken.

Hofinger belegt seine Warnung mit aktuellen Umfragewerten: Im „Falter“-Interview mit Florian Klenk zitiert der SORA-Chef aus seinen Unterlagen, dass im Jahr 2007 noch 71 Prozent der Österreicher die Aussage „Wir brauchen einen starken Führer, der sich nicht um Parlament und Wahlen kümmern muss“ strikt ablehnten. Heute, so Hofinger, seien es nur noch 36 Prozent: „Das ist eine enorme Veränderung.“

Vertrauen in Politik im Sinkflug

Für diese Entwicklung gebe es mehrere Ursachen, sagt Hofinger: Das Vertrauen in die Politik sinke, das „permanente Negativ-Campaigning“ der Parteien untereinander verstärke den Vertrauensverlust, dazu kämen jetzt noch die massiven Probleme bei der Bundespräsidentenwahl sowie diverse Verschwörungstheorien.

Der SORA-Chef warnt: „Wir verzeichnen eine massive Zunahme des antidemokratischen Autoritarismus. Wir erleben jetzt den stärksten demokratischen Erosionsprozess seit den 30er-Jahren und müssen gegensteuern.“

„Scheuklappengesellschaft im Anwachsen“

Dieser Appell richte sich aber an jeden Österreicher, sagt Hofinger: „Unser aller Problem sind Leute gleich welcher politischen Überzeugungen, die nicht mehr mit Andersdenkenden reden, sie höchstens anschreien oder kleinmachen wollen. Eine Art Scheuklappengesellschaft ist da im Anwachsen.“

Das ganze Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Stadtzeitung „Falter“.

Quelle: Kronenzeitung vom 14.09.2016

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