Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Kaum Flüchtlinge – Österreichische Top-Konzerne beschäftigen gerade mal 26 Asylwerber

Vor einem Jahr sahen viele in den Asylsuchenden einen Motor für die Wirtschaft. Daraus wurde aber nichts: Die 40 größten börsennotierten Firmen Österreichs beschäftigen heute gerade einmal 26 Flüchtlinge.

„Was Flüchtlinge der österreichischen Wirtschaft bringen“, „Flüchtlinge, die Hoffnungsträger der heimischen Wirtschaft“ es waren schöne Worte, die da vor einem Jahr zu lesen waren in den hübsch verpackten Schlagzeilen der Finanzblätter. Gesagt wurden sie von Experten, die von Wirtschaft eigentlich viel verstehen, von Ökonomen, Forschungsinstituten, Firmenbossen. Und das zu einer Zeit, als die Heimatvertriebenen in Massen nach Deutschland und nach Österreich kamen.

Sommer 2015: Flüchtlinge auf dem Weg nach Österreich
Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

„Viele Flüchtlinge sind jung, gut ausgebildet, hoch motiviert. Genau solche Leute suchen wir doch“, sagte der deutsche Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche damals. Geblieben ist davon wenig. Anfang Juli beschäftigten die 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, die zusammen im Vorjahr einen Umsatz von 1,4 Billionen (!) Euro erwirtschaftet haben, gerade einmal 54 Flüchtlinge.

Milliarden-Umsätze und nur 26 Flüchtlinge

In Österreich sieht es nicht anders aus. Wer die 40 größten an der Wiener Börse notierten Unternehmen von A wie Agrana bis Z wie Zumtobel durchruft, wird bemerken: Angekommen sind die Flüchtlinge in der Wirtschaft noch nicht. Denn die heimischen Top-Unternehmen, die jährlich zusammen weltweit Milliarden-Umsätze machen, beschäftigen in der Heimat aktuell nur 26 Flüchtlinge.

Typischer Flüchtlingsjob: Abräumer
Foto: APA/dpa/Wolfram Kastl

Gründe dafür gibt es viele. Der Flughafen würde gerne, doch wegen der Sicherheitslage ist es problematisch; Lenzing könnte einstellen, aber erst nach Deutschkursen; Zumtobel hat für drei Flüchtlinge ein dreiwöchiges Praktikum gestartet, wegen der Asylverfahren ist aber kein längerer Zeitraum möglich. Mit bestem Beispiel geht die Voestalpine voran. Die Pressefotos zeigen das, was sich viele Wirtschaftsbosse wohl vorgestellt haben: interessierte Flüchtlinge bei der Arbeit, mit ausfüllendem Job und Zukunft.

70.000 Euro Ausbildungskosten pro Lehrling

Der Weg dorthin aber war lange: Bereits im September 2015, also vor mehr als einem Jahr, kündigte die Voestalpine die Schaffung zusätzlicher Lehrstellen an. Stand September 2016: Insgesamt 16 asylberechtigte Jugendliche starten ihre Lehre. Die Herausforderungen seien, so das Unternehmen, klar: „Jene Personen, die sich noch im Asylverfahren befinden, haben keinerlei Zugang zum Arbeitsmarkt. Eine Aufnahme in die Lehrausbildung ist also nur für Menschen mit einem positiven Asylbescheid möglich, wodurch sich der mögliche Teilnehmerkreis einschränkt.“ Dazu kommen die Kosten bei der Voestalpine schlägt die Ausbildung pro Lehrling immerhin mit 70.000 Euro zu Buche.

Zu den engagierten börsennotierten Unternehmen zählen noch Porr, Rosenbauer und Kapsch. Das war es dann aber auch schon einige wenige Firmen haben kleinere Sozialprogramme, beschäftigen allerdings keine Flüchtlinge.

Flüchtlinge als Lehrlinge bei der Voestalpine
Foto: Voestalpine

Die größten Hürden für Unternehmen

82% von Österreichs mittelständischen Betrieben sind sehr interessiert, Flüchtlinge zu beschäftigen das ergibt eine Umfrage des Unternehmensberaters Ernst & Young. Dies wären insgesamt 32.500 heimische Unternehmen. Jede zweite Firma würde sogar schon Menschen aufnehmen, deren Asylverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist. Besonders in Industrie, Handel und in der Dienstleistungsbranche ist die Bereitschaft groß. Regional stechen dabei Tirol, Vorarlberg und Wien hervor.

Doch in der Praxis gibt es große Hürden:

Die rechtliche Situation der Asylwerber

Asylwerber brauchen eine Beschäftigungsbewilligung. Sie wird in der Regel nur für Saisonarbeit im Gastgewerbe oder in der Landwirtschaft für sechs Monate gewährt. Ansonsten dürfen sie Hilfstätigkeiten in Zusammenhang mit ihrer Unterbringung (zum Beispiel in der Reinigung oder im Küchendienst) oder gemeinnützige Tätigkeiten für Bund, Land oder Gemeinde verrichten.

Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber vorerst noch in Österreich bleiben dürfen (subsidiär Schutzberechtigte), brauchen keine Beschäftigungsbewilligung, aber eine Bestätigung des AMS. Anerkannte Asylberechtigte sind Inländern gleichgestellt, können also ohne Bewilligung arbeiten.

Quelle: Die Kronenzeitung vom 16.10.2016

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