Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Ausverkauf in Äthiopien: Saudi-Arabien kauft massiv Ländereien am Horn von Afrika

Strasse zu der Provinz Illubabor in Äthiopien.


Premierminister Hailemariam Desalegn hat den Ausnahmezustand verhängt. Ein Grund für die blutigen Unruhen in Äthiopien ist die Dürre und der fortschreitende Verkauf von wertvollem Ackerland an ausländische Investoren. Ganz vorne dabei ist Saudi-Arabien.

Kurz bevor Kanzlerin Merkel Mitte Oktober das Land am Horn von Afrika besuchte, wurde von Premierminister Hailemariam Desalegn der Ausnahmezustand ausgerufen. Vorerst für ein halbes Jahr. Eine nie dagewesene Protestwelle erschüttert das Land. Auslöser war der Plan der Regierung, im Rahmen eines „Entwicklungsplans“ die Hauptstadt Addis Abeba ins Oromo-Umland auszudehnen.


Die Stadt Addis Abeba erlebt seit Jahren einen gewaltigen Bauboom und dehnt sich immer weiter ins Umland aus. Nachdem es bei den Demonstrationen gegen den „Entwicklungsplan“ zu Dutzenden von Toten kam, kassierte die Regierung die Pläne wieder ein. Doch die Proteste gingen weiter. Nach Angaben von Amnesty International und Human Rights Watch sind inzwischen mindestens 500 Menschen bei Protesten von Sicherheitskräften erschossen worden. Zehntausende sitzen ohne Anklage in den Gefängnissen.

Ein wesentlicher Grund für die nicht abebbenden Unruhen ist die größte Dürre der letzten 30 Jahre. Ganze Ernten verdorrten. Mittlerweile hat es zwar wieder geregnet, doch teilweise so stark, dass nun die Felder überschwemmt wurden. Vor diesem Hintergrund präsentiert sich das Problem des Landgrabbing, englisch für Landraub, in Äthiopien als tickende Zeitbombe.


Obwohl fast 31 Prozent der Bevölkerung in Äthiopien von Hunger bedroht sind, wie die Welthungerhilfe kürzlich bekannt gab, geht der Landverkauf weiter. In den vergangenen Jahren verkaufte oder verpachtete Äthiopien unter anderem über 500.000 Quadratkilometer seines besten Ackerlandes an Investoren aus Saudi-Arabien. Das entspricht in etwa dem Zwölffachen der Fläche der Schweiz.

Dieser enorme Verlust von Anbaufläche führt nicht nur zu weiterer Hungersnot, sondern auch zu einer wachsenden Vertreibung der einheimischen Bauern, die sich dann in den Slums der Großstädte wiederfinden. Ein Teufelskreis, der immer mehr an Fahrt gewinnt, nicht nur in Äthiopien. 2009 stürzte die Regierung in Madagaskar, nachdem es zu blutigen Protesten kam. Der Präsident Marc Ravalomanana hatte einen Vertrag mit dem koreanischen Konzern Daewoo abgeschlossen. Über die Verpachtung einer Fläche in der Größe von Belgien – zum Reisanbau.

Doch was treibt eigentlich Saudi-Arabien nach Äthiopien? Die Antwort liegt in der stetig wachsenden Bevölkerung des Wüstenkönigreichs. Ursprünglich gab es in Saudi-Arabien Pläne, den Weizenanbau auf eine breitere Grundlage zu stellen. Doch das Programm wurde 2008 wieder eingestellt. Die Versorgung der Felder mit Wasser stellte das Land vor unlösbare Probleme.

2009 während der Nahrungsmittelkrise, begannen zusätzlich noch die größten Weizenexporteure ihre Exporte zurückzufahren, was die Preise in astronomische Höhen trieb. Um der wachsenden Unruhe in der Bevölkerung entgegenzuwirken, machte sich Saudi-Arabien auf die Suche nach Land in Afrika. Und wurde in Äthiopien fündig. Mittlerweile ist Saudi-Arabien der größte Akteur in der Region.

So hat zum Beispiel die Saudische Al-Rahji International for Investment Corporation (RAII) 2,5 Mrd US-Dollar in Äthiopien investiert. In der Region Awassa pachtete der Investor 1.000 Hektar Land für 99 Jahre. Etwa 1.000 Frauen ernten und verpacken jeden Tag 50 Tonnen Gemüse, das anschließend nach Saudi-Arabien verschifft wird.

Im saudi-arabischen Jeddah soll nun neben dem Containerhafen ein spezieller Hafen für Schüttgut gebaut werden, um die Importe umschlagen zu können. Laut dem internationalen Getreiderat (IGC) importiert Saudi-Arabien zur Zeit 7,3 Millionen Tonnen Gerste, 1,8 Millionen Tonnen Mais und 1,6 Millionen Tonnen Weizen. Es rangiert damit unter den Getreideimportländern hinter Japan, Mexiko, Ägypten und Südkorea auf Platz fünf.


Ama Biney, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Birbeck College der University of London, stellt düstere Zeiten in Aussicht:

„Landgrabbing ist eine Zeitbombe. Viele afrikanische Staaten, wie Äthiopien oder der Sudan, haben bereits jetzt schon die Fähigkeit verloren, ihre eigenen Bevölkerungen zu versorgen. Landgrabbing wird diese Situation noch weiter verstärken.“

Hinzukommt, dass laut dem Fond für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) die Preise für Lebensmittel bis 2020 um bis zu 27 Prozent steigen werden. Für renditeorientierte Investoren eine weitere Einladung, noch weiter Land aufzukaufen.

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