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Deutschland – Next one, please: Spiegel Online feuert Chefredakteur Florian Harms

Ein ewiger Schleudersitz: Chefredakteur bei Spiegel Online…

Zwei Dutzend Redakteure und Ressortchefs haben sich für ihn eingesetzt. Dennoch muss der Chefredakteur von Spiegel Online seinen Hut nehmen. Der Chef-Stuhl beim Online-Magazin entwickelt sich langsam, aber sicher zu einem Schleudersitz.

Die Hansestadt Hamburg leidet. Der FC St. Pauli bildet das Schlusslicht der 2. Liga. Der HSV hat letztes Wochenende nach dem ersten Saisonsieg zwar die rote Laterne abgegeben, steht aber immer noch auf einem Abstiegsplatz. Doch während der FC St. Pauli trotz sportlicher Talfahrt an seinem Trainer, Ewald Lienen, festhält, wechselte der HSV in den letzten fünf Jahren sage und schreibe 12 Mal den Trainer. Derzeit wird öffentlich darüber diskutiert, ob man nicht gleich auch den Vorstandsvorsitzen, Dietmar Beiersdorfer, absägen soll.

Nicht nur im Sport macht sich jedoch in der Hansestadt Krisenstimmung breit. Es scheint vielmehr ein Virus umzugehen in Hamburg. Die Rausschmeißeritis entwickelt sich langsam zu einer Epidemie. Nun hat es auch Florian Harms, den Chefredakteur von Spiegel Online erwischt. Er ist nicht der Erste bei Spiegel Online, der seinen Chefsessel unfreiwillig und vorzeitig räumen muss. Nicht allen Chefredakteuren der letzten Jahre wurde bei Spiegel Online gekündigt. Manche wechselten auch freiwillig, wie z. B. Wolfgang Büchner, der 2009 zunächst zur dpa ging und 2013 wieder zum Spiegel zurückkam.

Dennoch macht die Fluktuation auf dem Chefposten des Hamburger Nachrichtenmagazins einem Bundesligaklub mit Abstiegssorgen alle Ehre. Wenn man alle unterschiedlichen Konstellationen von 2008 bis jetzt zusammenzählt, wechselte die Führung bei Spiegel Online nicht weniger als sieben Mal. Teilweise auch deshalb, weil von anfänglichen Zweierteams, wie zum Beispiel bei Florian Harms und Barbara Hans, am Ende nur einer übrig blieb. In diesem Fall Florian Harms. Barbara Hans, die im Jahre 2015 zur stellvertretenden Chefredakteurin wurde, kehrt nun jedoch wieder an die Spitze zurück und übernimmt die Chefredaktion aufs Neue, diesmal ihrerseits alleine.

Der Spiegel-Verlag teilte am Dienstag trocken mit, dass Florian Harms abberufen worden sei und das Unternehmen verlassen werde. Harms, so der Geschäftsführer von Spiegel Online, Jesper Doub, habe „maßgeblich“ dazu beigetragen, dass das Portal als „führendes journalistisches Angebot im deutschsprachigen Internet hervorragend aufgestellt“ sei.

Florian Harms arbeitete schon seit 2004 für Spiegel Online. Im Jahr 2007 übernahm er das Zeitgeschichtsressort „einestages“, 2008 wurde er Chef vom Dienst und 2011 stellvertretender Chefredakteur. Die Chefredaktion hatte er zunächst zusammen mit Barbara Hans 2014 übernommen. Offenbar wurde seine Entlassung den Mitarbeitern auf einer unplanmäßig einberufenen Versammlung ohne weitere Einlassungen verkündet.

Dabei hatten zwei Dutzend Redakteure und Ressortchefs noch eine Petition für seinen Verbleib unterschrieben. Es wird vermutet, dass es zu einem Machtkampf zwischen Harms und dem Geschäftsführer von Spiegel Online, Jesper Doub, gekommen ist. Streitpunkte könnten die Entscheidung für kostenpflichtige Inhalte und die Reichweite von Spiegel Online gewesen sein.

Die Unruhe beim Spiegel-Verlag kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schon im Jahr 2015 hatte das Unternehmen angekündigt, dauerhaft rund 15 Millionen Euro im Jahresetat von Print-Redaktion, Dokumentation und Verlag einsparen zu wollen. Es sollten möglichst rund 35 Vollzeitstellen in der Print-Redaktion, 14 in der Dokumentation und 100 im Verlagshaus wegfallen.

Der Umsatz der Spiegel-Gruppe ist rückläufig und lag 2015 bei 284,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 hatte der Umsatz noch bei 326,2 Millionen Euro gelegen. Auch die letzten Auflagenzahlen sind eher ernüchternd. Die verkaufte Auflage des Spiegel sank im 1. Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 Prozent auf 793.087 Exemplare.

Auch im Online-Bereich läuft es nicht optimal. Die Unique-User-Werte und die Reichweite stagnieren oder sind leicht rückläufig. Bei den Unique Usern verlor Spiegel Online in den Vergleichsmonaten April und März dieses Jahres fünf Prozent, so die Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF). Die Reichweite sank um 5,9 Prozent.




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