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WWF macht Handel Vorwürfe – Jede dritte Kartoffel geht verloren

Nicht alle geernteten Kartoffeln landen auf dem Teller. Da der Handel nur die schönsten Exemplare haben will, wird eine riesige Menge aussortiert – das ist für manche Bauern ein großes Problem.

Auf dem Weg vom Acker zum Teller geht nach Schätzungen des WWF jährlich ein Drittel der deutschen Kartoffelernte verloren. Verantwortlich für diese Lebensmittelverschwendung seien vor allem die Vorgaben des Handels, der „den Fokus auf die äußere Schönheit“ der Knollen lege und ihre Lagerung erschwere, kritisiert der WWF. In Berlin forderten die Umweltschützer den Handel auf, seine Anforderungen an landwirtschaftliche Erzeugnisse anzupassen.

Der verweist darauf, dass in der „Berliner Vereinbarung“ gemeinsam von Handel und Erzeuger Qualitätsklassen festgelegt wurden, wie der Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels, Christian Böttcher, zu n-tv.de sagte. Das gute Aussehen der Kartoffeln lasse zudem höhere Preise zu. Der Verband spielt auch den Ball an die Verbraucher weiter: Man habe die Erfahrung gemacht, dass die Kartoffeln eher im Laden liegen bleiben, wenn sie optisch wenig hermachen.

Kartoffeln sollten eiförmig sein, eine bestimmte Farbe und eine makellose Schale haben, beschrieb der WWF die derzeitigen Anforderungen. Zudem würden die Knollen mittlerweile vor dem Verkauf gewaschen, was dazu führe, dass sie nicht mehr so lange gelagert werden könnten. Auch die Verpackung in Netzen oder Plastikbeuteln verringere die mögliche Lagerzeit, da Licht Kartoffeln vorzeitig zum Keimen bringe.

Aufgrund solcher Vorgaben blieben rund 750.000 Tonnen Kartoffeln unmittelbar nach der Ernte „auf der Strecke“, erklärte der WWF. Weitere rund 750.000 Tonnen würden später aussortiert – 700.000 Tonnen aus konventionellem und 50.000 Tonnen aus ökologischem Anbau.

Stärke, Futter, Energie

Dies sei für die Bauern auch ein ökonomisches Problem, ergänzte der WWF. Kartoffelbauer Carsten Niemann erklärte, es sei gängige Praxis, „dass wir nur für jenen Anteil die vereinbarten Preise erhalten, der auch den oft widersinnigen Qualitätsanforderungen genügt“. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass die Erzeuger für bis zu einem Drittel ihrer Ware weniger Geld bekämen – im schlimmsten Fall sogar überhaupt nichts.

Aus den aussortierten Kartoffeln wird demnach „zu Dumpingpreisen“ Industriestärke gewonnen. Dazu werden normalerweise eigene Sorten angebaut, die nicht auf dem Teller landen. Mancher Erzeuger muss die abgelehnten Knollen auch als Tierfutter verkaufen. Die einfach an die eigenen Tiere zu verfüttern scheidet aus, da die hochspezialisierten Landwirte oft gar kein Vieh mehr besitzen. Als „letzte und verlustreichste Option“ bleibe die energetische Nutzung in Biomassekraftwerken.

Der WWF kritisierte auch die Politik. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium seit 2015 angekündigte nationale Strategie zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen liege immer noch nicht vor. Das monierte auch die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, Nicole Maisch. Sie nannte Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung „längst überfällig“. Minister Christian Schmidt (CSU) müsse hier konkrete Minderungsziele mit Landwirtschaft, Industrie, Handel und Gastronomie vereinbaren. Appelle reichten nicht.

Quelle: n-tv.de , vpe/AFP vom 26.01.2017

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