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Umwelt – USA: Stadt testet heimlich giftige Chemikalien im Trinkwasser

Die US-Stadt Sacramento hat ein Jahr lang giftige Chemikalien im Trinkwasser getestet, ohne die Bevölkerung darüber zu informieren. Dabei entstanden krebserregende Stoffe, die auch schon beim Duschen gefährliche Dämpfe bilden. Die Behörden geben an, sie wollten Geld sparen.



Die US-Stadt Sacramento hat ein Jahr lang giftige Chemikalien im Haupt-Wasserwerk getestet. Das Gerinnungsmittel Aluminium-Chlorhydrat (ACH) wurde dem Trinkwasser beigemischt, um das teurere Mittel ALUM zu ersetzen, das in der Wasseraufbereitung üblicherweise genutzt wird, um Sedimentreste im Wasser zu verdichten und herauszufiltern. Die Stadt versprach sich durch das billigere Produkt Ersparnisse bei der Wasseraufbereitung und startete Test, ohne die Bevölkerung zu informieren.

Allerdings stellte sich das neue Mittel als unbrauchbar heraus – das Trinkwasser wurde dadurch nicht sauber: Um die mangelnde Reinigungswirkung auszugleichen, versetzen die Behörden das Wasser zusätzlich mit großen Mengen Chlor – ein fataler Fehler: Denn aus der Kombination mit Chlor bildeten sich giftige Nebenprodukte, so genannte „Desinfection By-Products“ (DBPs).

Zu der Stoffgruppe der DBPs zählen etwa Trihalogenmethane (THMs), die zur selben Stoffgruppe gehören wie Chloroform. Sie gelten als krebserregend, zudem können sie Fehl- und Frühgeburten auslösen, so der Wasserexperte Bob Bowcock in einem Bericht des Nachrichtensenders ABC10. Bowcock wörtlich: „Diese Gemeinde wurde im Grunde als Versuchskanichen missbraucht, indem sie über ein Jahr lang gefährlich hohen Trihalomethanwerten ausgesetzt wurde, und das ohne jegliche Benachrichtigung“. Das Gift sei demnach nicht nur beim Verzehr gefährlich: DBP-verseuchtes Wasser sei noch gefährlicher, wenn seine Dämpfe eingeatmet werden, etwa unter der Dusche oder beim Abwasch.

Der Bericht belegt zudem, dass die Behörden trotz massiv erhöhter DBP-Werte die Tests nicht stoppten, sondern auf ein ganzes Jahr ausweiteten. Bei den vierteljährlichen Tests habe man demnach absichtlich Wasser aus anderen Werken eingeschickt, um die Überschreitung der Grenzwerte zu verschleiern.

Die Stadt hat die Tests bereits eingeräumt und damit begründet, dass die Aussicht auf eine Millionen-Einsparung bestanden habe. Wie die Recherchen der Wasser-Aktivisten ergeben haben, stimmt jedoch nicht einmal das: Das einjährige  Experiment an der Bevölkerung habe gezeigt, dass das ursprüngliche Mittel billiger sei.

Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 10.11.2015

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