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Pläne der DDR-Führung – Warum die SED Weihnachten umbenennen wollte

In der DDR sollten die Menschen ein „Jahresabschlussfest“ feiern – und nicht Weihnachten. Diesen Plan verfolgte die SED einige Zeit. Auch Tannenbaum und Engel sollten anders heißen. Ausgerechnet die Stasi riet der Partei davon ab.

Walter Ulbricht, Erster Sekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands: Angeblich plante die SED in früheren Jahren, Weihnachten in „Jahresabschlussfest“ umzubenennen.

Quelle: dpa

Erfurt/Berlin. In den 1970er Jahren soll die SED ihre Pläne verworfen haben, in der DDR aus Weihnachten ein weltliches „Jahresabschlussfest“ zu machen. Das geht aus Akten des Bundesnachrichtendienst (BND) hervor, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtete. Demnach habe 1979 ein Stasi-Überläufer den Geheimdienstleuten des BND berichtet, dass die Stasi selbst „mäßigend Einfluss“ auf die DDR-Spitze genommen habe, um eine Umbenennung von Weihnachten zu verhindern.

Eine Tanne als „Jahreabschlussbaum“

Der Überläufer habe zu Protokoll gegeben, dass die SED „den positiven Gehalt des Weihnachtsfestes für die Bevölkerung erkannt“ habe und ihn nutzen wolle. Fortan sei Weihnachten nicht mehr als kirchliches Fest, sondern als „Fest des Friedens“ angesehen worden, was „die Bevölkerung beruhigen“ sollte. Andernfalls wäre vielleicht auch der Weihnachtsbaum umbenannt worden: in „Jahresabschlussbaum“. Und die Engelsfigur hätte womöglich „Jahresendflügelpuppe“ geheißen.

Unklar soll allerdings sein, ob diese beiden Wortschöpfungen von der SED stammen und die Partei damit versuchte, die Begriffe in ihrem Sinne zu interpretieren – oder ob es ironische Anspielungen der Bevölkerung auf solche Bemühungen der Parteispitze waren.

epd/wer

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 26.12.2015

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