Interne Konflikte in Afghanistan halten an

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Von den Vierersitzungen der Vertreter Chinas, der USA, Pakistans und Afghanistan hatte man sich einen Weg für die Aufnahme von Direktgesprächen zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban versprochen.

Aber die Verschärfung der Angriffe dieser Gruppe auf verschiedene Gebiete sowie die afghanische Hauptstadt, hat die Sicherheitslage in diesem Land ernsthaft verschlechtert. Daher gab Kabul bekannt, die Fortsetzung der Bekämpfung der Taliban sei vorrangiger als Friedensgespräche. Bislang traf die Vierergruppe zu vier Sitzungsrunden in Kabul und Islamabad zusammen und die 5. Runde soll bald in Pakistan stattfinden.

Unterdessen hat die Taliban-Gruppe in einigen Gebieten Afghanistans , wie Helmand, Kundus , Dschuzdschan und auch in Nangahar ausgedehnte militärische Angriffe unter dem Titel „Umari-Operation“ begonnen. Es heißt dass die Taliban in einigen Gebieten mehrere Polizeiwachen und den Gouverneurssitz besetzen konnten. Während offizielle Stellen erklären, dass die Polizeiwachen aufgrund einer Kriegstaktik und Anweisung von höheren Stellen den Taliban überlassen wurden, betrachten die Taliban deren Besatzung als einen Kriegserfolg.

Es herrschen unterschiedliche Ansichten über die Sicherheitslage und die zukünftigen Entwicklungen in Afghanistan. Einige politische Beobachter führen die verstärkten Angriffe der Taliban in Afghanistan auf die Ziele zurück , die diese Gruppe mit ihrer Umari-Operation verfolgt. Sie sehen in der Uneinigkeit innerhalb der Taliban und dem Mangel an einer gemeinsamen Führung einen der wichtigsten Gründe für den Beginn dieser Operation.

Die Taliban führen jedes Jahr im Frühling Operationen durch, aber die diesjährige Umari-Operation ist heftiger und findet in einem größeren geografischen Bereich statt. Nachdem der Tod von Mulla Umar, dem ehemaligen Anführer der Taliban, Meinungsverschiedenheiten über die Führung auslöste, kam es zu einer Aufsplitterung. Deshalb wollen der beiden neuen Taliban-Gruppen nämlich die von Mulla Akhtar Mansur bzw. Mulla Mohammad Rasul demonstrieren, dass sie mächtig und geschlossen genug sind, um Angriffe durchzuführen. Dabei begeht jede der beiden rivalisierenden Gruppen Angriffe, um die jeweils andere Partei in ihrem Vorgehen zu beeinflussen, zum Beispiel hinsichtlich von Gesprächen mit der Kabuler Regierung.

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Es heißt, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen Abdul Manan dem Bruder von Mulla Umar und Mulla Achtar Mansur sowie Mulla Abdul Rasul eskaliert sind und dies versetzt die Taliban in eine schwierige Situation Bezug auf ihre Führung und ihren Zusammenhalt.

Laut Aussagen pakistanischer Verantwortlicher stehen die Taliban hinsichtlich des Abbruchs der Umari-Operation und dem Anschluss an den Friedensprozess in Afghanistan unter dem Druck von Islamabad. Einige Analytiker sagen daher, dass die Taliban durch Siege an der Kriegsfront und Einnahme von einigen Verwaltungsbezirken die Trumpfkarte bei eventuellen Friedensverhandlungen mit der Kabuler Regierung in der Hand halten möchten.

Ein weiterer Grund für die Zunahme der Talibanangriffe in Afghanistan besteht darin, dass die IS-Terrorgruppe mit den Taliban um die Eroberung von verschiedenen Gebieten in Afghanistan rivalisiert. Das heißt die Taliban versuchen durch ihre neue Militäroperation in den nördlichen Gebieten von Afghanistan zu verhindern, dass die IS-Terroristen diese Gebiete einnehmen. Sie wollen zeigen, dass sie die mächtigsten bewaffneten Gegner der afghanischen Regierung sind.

Da die nördlichen Gebiete Afghanistans wie Dschuzdschan traditionelles Einflussgebiet des Vizepräsidenten General Dostum sind, glauben einige Analytiker , dass die Taliban mit ihren Angriffen auf die Verwaltungsgebiete in Nordafghanistan Dostum und die Allianz des Nordens schwächen und Uneinigkeit in der Regierung Afghanistans schüren wollen.

Die Sicherheitslage in Afghanistan verschlechtert sich weiter, während die USA nach wie vor die Entwicklungen in diesem Land im Sinne der eigenen Interessen zu lenken bestrebt ist. Die US-Regierungsverantwortlichen gaben kürzlich bekannt, dass sie nicht mehr die Stellungen der Taliban in Afghanistan angreifen, sondern die IS-Terrorgruppe ins Visier nehmen werden. Aufgrund dieser Stellungnahme gewährt Washingtons gewissermaßen Sicherheit für die Taliban an den Kriegsfronten, so dass sie ihre Angriffe gegen die nationale Einheitsregierung intensivieren können. Die USA scheinen zuzulassen, dass sich die Kriegslage zugunsten der Taliban ändert. US-Außenminister John Kerry hat bei seinem jüngsten Kabul-Aufenthalt sich für die Nationale Einheitsregierung Afghanistans ausgesprochen. Da jedoch die USA die Taliban an der politischen Struktur dieses Landes mitbeteiligen wollen, sind sie bestrebt, die Position der Taliban zu stärken, damit diese bei eventuellen Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul die notwendigen Konzessionen einfordern kann.

Die afghanische Regierung und Armee sind jedoch nicht so schwach, dass die Taliban an ihr Ziel, nämlich die Eroberung weiterer Gebiete in diesem Land gelangen könnten. Was jedoch die Taliban hinsichtlich weiterer militärischer Siege hoffnungsvoller stimmt, sind die internen Konflikte in der Nationalen Einheitsregierung. Die Einheitsregierung konnte bislang noch nicht den Verteidigungsminister und den Leiter des Nationalen Sicherheitsbüros bestimmen und daher kursieren ernsthafte Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Flügel von Regierungspräsident Mohammad Aschraf Ghani und dem Leiter des Exekutivrates der Nationalen Einheitsregierung Abdullah Abdullah.

Die anhaltenden Konflikte über die Reform der Wahlordnung von Afghanistan deuten ebenso daraufhin, dass keiner der beiden Flügel, insbesondere die Paschtunen, Flexibilität in Bezug auf die Einigung auf eine solche Reform zeigen will.

Zugleich haben die Gespräche des Führers der „Partei des Islams“ Hekmatyar mit der Regierung in Kabul, die Taliban in Unruhe versetzt. Falls sie erfolgreich verlaufen, kann es sein, dass Hekmatyar einen bewaffneten Kampf gegen die Taliban beginnt. In gewisser Weise wird er zu den Taliban-Flügeln gezählt und sein Anschluss an den Friedensprozess der afghanischen Regierung könnte die Taliban schwächen und die Position der Zentralregierung in Kabul stärken.

Die aufeinanderfolgenden Kritiken der früheren Dschihad-Anführer an den Sicherheitsmaßnahmen der nationalen Einheitsregierung und der Achtlosigkeit von Staatspräsident Aschraf Ghani hinsichtlich einer Nutzung des Potentials der Mudschahiddin für den Kampf gegen die Taliban und die IS- Terroristen haben in gewissem Umfange Diskrepanzen zwischen ihnen und der Einheitsregierung zur Folge gehabt.

 

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Auch wenn die Dschihad-Führer nicht direkt an der afghanischen Einheitsregierung mitbeteiligt sind, so gilt doch der Flügel von Positionsträger Abdullah Abdullah als eine den Dschihad-Kämpfern nahestehenden Gruppe. Daher existiert in Afghanistan die Vorstellung, dass es dem Flügel von Aschraf Ghani etwas nützt, wenn die Taliban den Krieg auf den Norden des Landes verlagern, denn die dortigen Gebiete stehen unter dem traditionellen Machteinfluss von Vizepräsident General Dostum. Daher hat die Armee Afghanistan unter Befehl von Dostum prompt erfolgreiche Angriffe zur Räumung dieser Gebiete von den Taliban gestartet. Ismael Khan, ein ehemaliger Führer der Dschihadkämpfer hat in Herat die Taliban vor dem Vordringen nach Westafghanistan gewarnt. Er betonte, in einem solchen Falle würden die Mudschaheddin nicht mehr auf eine Kampferlaubnis warten. Diese Äußerungen waren nicht nur eine Warnung an die Taliban sondern enthielten auch eine Botschaft an die nationale Einheitsregierung und die Person des Staatspräsidenten.

Die Mudschaheddin haben aber lange Jahre zur Herstellung von Unabhängigkeit und zur Wahrung der nationalen Souveränität Afghanistan gegen die Feinde dieses Landes Krieg geführt und werden nicht zulassen, dass die Taliban und die Terrorgruppe IS die nationale Sicherheit ernsthaft gefährden. Dennoch zeigt die nationale Einheitsregierung kein Interesse daran, die Mudschaheddin einzusetzen und verlässt sich auf das Potential seiner Armee.

In den letzten Jahren sind die Taliban nicht im Norden von Afghanistan aktiv gewesen und auch die Armee des Landes war nicht stark in diesen Gebieten vertreten. Deshalb konnten die Taliban dort rasch Erfolge erzielen.

Da die nördlichen Gebiete von Afghanistan an Mittelasien und den Kaukasus angrenzen, haben die Bestrebungen der IS-Terrorgruppe in dieses Gebiet einzudringen, Russland in Besorgnis versetzt. Weil die Taliban bislang niemals die Grenzen von Afghanistan überquert haben um in Zentralasien und im Kaukasus einzudringen, scheint Russland es zu begrüßen, dass sie in Nordafghanistan die IS-Terrorgruppe bekämpfen. Die Terrorgruppen Al Kaida und IS beabsichtigen nämlich in diesen Hinterhof Russlands, der für seine Sicherheit von Bedeutung ist, einzudringen. Deshalb ist es vorstellbar, dass die Operationen der Taliban im Norden Afghanistan mit dem grünen Licht Russlands stattgefunden haben.

Unterdessen begrüßen auch die USA die Präsenz der Taliban in Nordafghanistan, denn dadurch können Extremistengruppen leichter an Zentralasien und auf den Kaukasus und bis an die Grenzen von China gelangen, weshalb China die Lage in Afghanistan und die Verlagerung des Krieges in den Norden dieses Landes mit Beunruhigung beobachtet.

Kurz vor Beginn der 5.Runde der Viererverhandlungen in Pakistan stellt die Umari-Operation der Taliban eine Auflehnung gegen diese Verhandlungen dar aber die USA haben erklärt, dass ihre zukünftigen Angriffe den Stellungen der IS-Terroristen in Afghanistan und nicht den Taliban gelten.

Die USA scheinen damit Afghanistan aus der Sicht Pakistans zu sehen. Einige sind nämlich der Meinung das die Taliban-Operation von Pakistan aus gelenkt wird und dazu dienen soll, die Uneinigkeit in dieser Gruppe beizulegen. Islamabad wünscht die Versöhnung der Taliban mit der afghanischen Regierung und die Regierung von Obama will angesichts der herannahenden US-Präsidentschaftswahlen keine Krisenverschärfung in Afghanistan.

Wie auch immer: Die Probleme Afghanistans sind grundlegend zu lösen. Daher ist zum Beispiel eine Wahlreform und sind freie Wahlen in diesem Land notwendig. Es ist für die Herstellung von Stabilität in Afghanistan von großer Bedeutung, dass die Maßnahmen Pakistans, die als Einmischung dieses Landes in die internen Angelegenheiten Afghanistan gelten, ebenso eingestellt werden, wie die Krisenlenkung in Afghanistan durch die USA. Da die afghanische Regierung bekannt gegeben hat, dass der jüngste Taliban-Anschlag in Kabul eine Racheakte für die Niederlagen dieser Gruppe im Norden des Landes war, müssen zur Verhinderung weiterer Anschläge verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. In diesem Zusammenhang ist auch die vom Innenminister Taj Mohammad Jahid erfolgte Aufforderung an die zuständigen Verantwortungsträger hinsichtlich der Verhinderung von Explosions- und Terrorangriffen zu sehen.

Dass die afghanische Regierung nun die Bekämpfung der Taliban über eine Versöhnung mit ihnen stellt, könnte ähnliche Zustände wie vor 20 Jahren in Afghanistan hervorrufen. Nach 15 Jahren Besatzung Afghanistans durch die USA und ihre Verbündeten und den Parolen von der angeblichen Bekämpfung des Terrorismus hat eine neue Phase der Gewalt eingesetzt, die womöglich ihre dunklen Schatten über die politische und wirtschaftliche Lage und die Zukunft dieses Landes werfen wird.

Quelle: ParsToday (Iran) vom 27.04.2016

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