Frankreichs Sieg gegen Rumänien: Erst Traumtor, dann Tränen

Von Danial Montazeri

Dimitri Payet
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Dimitri Payet

 

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Taktische Mängel, enttäuschender Superstar: Frankreich drohte gegen Rumänien ein Fehlstart in die Heim-EM. Doch Dimitri Payet bewahrte die „Bleus“ vor dem Blues.

Ausgangslage: Stellen Sie sich vor, es ist EM, und alle lässts kalt. Ein aufgeblähter Modus, korrupte Verbände, vor allem aber die Terrorangst sorgten dafür, dass bei vielen Zuschauern die Vorfreude auf die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ausblieb. Eine zu bunte Eröffnungsfeier änderte daran wenig. Als dann aber die Marseillaise erklang, diese epische Nationalhymne der Franzosen, stellte sich dieses Endlich-geht-es-los!-Gefühl ein, das Welt- und Europameisterschaften auslösen. Fehlte nur noch ein tolles Spiel zwischen Mitfavorit Frankreich und Außenseiter Rumänien. Aber sehen Sie selbst.

Die Startaufstellungen
Frankreich: Lloris – Sagna, Koscielny, Rami, Evra – Pogba, Kanté, Matuidi – Griezmann, Giroud, Payet.
Rumänien: Tatarusanu – Sapunaru, Grigore, Chiriches, Rat – Stanciu, Hoban, Pintilii – Popa, Andone, Stancu.Ergebnis: 2:1 (0:0) für Frankreich. Hier gehts zum Spielbericht.

Die erste Hälfte: Frankreichs Trainer Didier Deschamps forderte von seinem Team, es müsse ins Spiel starten wie das Rennpferd, das aus der Box kommt. Zunächst rannten aber nur die Rumänen. Nach vier Minuten verhinderte Torwart Lloris gegen Stancu das 0:1, kurz darauf vergab Andone die Chance auf die Außenseiterführung. Spätestens jetzt dürfte auch beim letzten Zuschauer das typische Großereigniskribbeln eingesetzt haben. Zwar bekamen die Franzosen das Spiel dann unter Kontrolle und kamen zu drei Großchancen (Giroud, 10. Minute; Griezmann 14./36.). Doch taktische Mängel sorgten dafür, dass die Equipe Tricolore nicht so stark war wie erwartet.

Deschamps Dilemma: Das Problem der Franzosen war, dass die entscheidenden Feldzonen unbesetzt blieben. Beide Außenbahnen waren doppelt besetzt, zudem zogen sich die drei zentralen Mittelfeldspieler zurück, während die Stürmer auf derselben Höhe auf Pässe warteten. So gelang es zu selten, in die Lücken der rumänischen Formation zu gelangen. Ein Lösungsansatz wäre gewesen, statt Giroud (Typ unbeweglicher Mittelstürmer) Martial (Typ mitspielender Angreifer) zu bringen. Dann würde den Franzosen jedoch die Körperlichkeit im Strafraum völlig abgehen.

Olivier Giroud nach seinem 1:0
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Olivier Giroud nach seinem 1:0

Die zweite Hälfte: Deschamps entschied sich dagegen und durfte sich 13 Minuten später selbst auf die Schulter klopfen, als Giroud eine Payet-Flanke ins Tor köpfte (58.). Evra machte es mit seinem Foul an Stanciu wieder spannend, Stancu verwandelte den fälligen Elfmeter (65.). Der Ausgleich brachte die Gastgeber aus dem Takt, und was sie auch versuchten, sie fanden ihn nicht wieder. Bis zur 89. Minute. Da bewahrte Payet Les Bleus vor dem Blues, als er den Ball aus etwa 20 Metern in den Winkel hämmerte.

Mann des Spiels: War nicht Paul Pogba, obwohl der Juventus-Star sich bei jedem Ballkontakt abmühte, den Erwartungen an ihn gerecht zu werden. Während Pogba vieles misslang, trumpfte Payet groß auf. Der Mann, der vor der Saison für läppische 15 Millionen Euro aus Marseille zu West Ham United gewechselt war, vereinte Schnörkel mit Effizienz. Das Resultat: zwölf Torschussbeteiligungen – darunter der Assist zum 1:0, und das Traumtor zum 2:1. Payet brauchte nur 90 Minuten, um zum Anwärter auf die Auszeichnung als Spieler des Turniers zu werden.

Achtungserfolg des Spiels: Rumänien, diese Mannschaft voller No-Names, hatte mit ihrer gut organisierten Verteidigung Frankreich am Rande des Punktverlusts. In einer Gruppe mit der Schweiz und Albanien scheint das Weiterkommen möglich.

Dimitri Payet nach seiner Auswechslung
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Dimitri Payet nach seiner Auswechslung


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Bild des Spiels: Der weinende Payet. Bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit war er so ergriffen, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Die Szene wird in die Geschichte dieser EM eingehen.

Erkenntnis des Spiels: Ein forscher Außenseiter, eine dramatische Schlussphase, die Geburt eines Stars, sich in den Armen liegende Fans. Es ist EM. Endlich.

Quelle: Spiegel-online vom 11.06.2016

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